Sollten Lehrer politisch aktiv sein dürfen?
Laut Medienberichten ist eine Lehrerin aus Essen in der Kritik. Sie unterrichtet Französisch an einem Gymnasium, wobei sie auch für die CDU aktiv ist und seit Februar deswegen 23 Unterrichtsstunden bei ihr ausgefallen sind. Die Eltern befürchten, dass ihre Kinder auf diese Weise nur unzureichend auf das Abitur vorbereitet werden können.
Mich würde mal interessieren wie ihr darüber denkt. Meint ihr, dass man einer Lehrerin erlauben sollte, politisch aktiv zu sein, wenn dadurch der Unterricht zu kurz kommt? Meint ihr, dass man politisch Aktive vom Unterrichten und der Lehre ausschließen sollte? Oder meint ihr, dass durchaus beides vereinbar ist ohne dass eins von beiden darunter leidet?
Du kannst doch keinen extremen Einzelfall heranziehen und damit das ganze System in Zweifel ziehen? Wie stellst du dir denn Kommunalpolitik vor? Nur Reiche, die als Privatier leben, Vorstände und Geschäftsführer, die Zeit frei einteilen, und Rentner?
Von den ehrenamtlichen Ratsmitgliedern in Nordrhein-Westfalen lassen sich nur 15 Prozent ihren Verdienstausfall ersetzen. Und die Freistellung, die diese Lehrerin exzessiv nutzt, kommt für weniger als die Hälfte infrage. Die Mehrheit regelt das anders.
Dabei sind 70 Prozent der Amtsträger erwerbstätig und können sich freistellen lassen und den Verdienstausfall geltend machen. Und trotzdem arbeiten diese Leute rund 30 Stunden pro Monat für ihre Gemeinde, die Vorsitzenden kommen auch noch 20 Stunden mehr. Man sieht, es funktioniert bis auf Einzelfälle gut.
Als ich noch in die Schule ging, hatten wir durchaus politisch sehr aktive Lehrer, einer davon war sogar der amtierende Bürgermeister eines kleinen Dorfes außerhalb der Stadt. Dass sich Leute darüber kritisch geäußert hätten oder Eltern besorgt waren, ob die Schüler genug lernen, habe ich noch nie gehört. Aus ehemaliger Schülersicht kann ich auch nicht bestätigen, dass die beiden weniger engagiert waren als andere Lehrer, eher war das Gegenteil der Fall.
Für mich schließen sich Lehrerschaft und politisches Engagement nicht aus, es fußt meiner Meinung nach beides auf einer gewissen sozialen Überzeugung, wenn es gut läuft. Von schwarzen Schafen jetzt mal abgesehen, aber die gibt es immer und überall. Ich erinnere mich an einen Lehrer, dem sein privater Einzelhandelsladen und seine Freizeit wesentlich wichtiger war als sein Hauptberuf, indem er möglichst alles dafür getan hat, wenig Unterricht abzuhalten.
Ich hatte auch schon einen Lehrer, der sich politisch engagiert hat und ein ehemaliger Lehrer von mir ist dann auch Bürgermeister geworden. Ich denke, dass man das gut hinbekommen kann und nicht immer die Schule darunter leiden muss. Mein Lehrer hatte dafür seine Freizeit geopfert und seine Termine in der Schule entsprechend abgesprochen, das ging schon und Ausfall hatten wir deswegen nie. Ich finde es auch richtig, wenn man seinen politischen Interessen folgt und dann auch entsprechend aktiv wird.
So konnte unser Lehrer beispielsweise einiges erzählen, was aus dem Bereich kam, war immer aktuell informiert und konnte dementsprechend auch gut erklären. Vor allem hat er sich auch für die Schüler eingesetzt und war dann auch entsprechend sich gegen Rechts in der Schule präsentiert. Ich fand das eigentlich sehr gut.
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