Gab es Mobbing früher schon? Unterschiede Früher und Heute
Bei uns im Radio wird diese Woche das Thema Mobbing behandelt. Damit starten sie auch zum Aufruf, dass sich Menschen bei ihnen in der Show melden und über ihre Erfahrungen berichten wie sie mit Mobbing in Berührung gekommen sind. Als erstes hat ein Junge beschrieben, wie er in der Schule als Opfer von Mobbing behandelt wurde. Das Mobbing fand dabei nicht nur in der Schule, sondern auch außerhalb statt, während der fahrt von und zur Schule oder sogar wenn er in seiner Freizeit unterwegs war. Was dieser Junge dabei erleiden musste, ging von Beleidigungen bis hin zu körperliche Gewalt.
Das hat mich dazu veranlasst dieses Thema hier mal aufzugreifen. Meine Tochter war bis vor einem Jahr auch noch mehr oder weniger ein Mobbing-Opfer. Soweit sie mir erzählt hat, fand dabei aber nie körperliche Gewalt statt, aber dafür wurde sie verbal via Facebook oder Instagram beschimpft. Auf Details möchte ich hier aber nicht näher eingehen, ich kann nur soviel sagen, dass man solche Aussagen nicht unbedingt hören möchte, weder für seine Tochter als auch für sich selbst.
Ich habe mir dann auch mal selber Gedanken darüber gemacht, wie das in meiner Schul und Ausbildungszeit so gewesen ist. Wenn man gewisse Momente mit etwas mehr Distanz betrachtet, könnte man schon meinen, dass vielleicht sowas wie Mobbing auch damals schon statt fand. Wenn ich dann aber mal sehe, wie Mobbing-Opfer heute behandelt werden, dann denke ich doch wieder etwas anders. Wie in jeder Klasse, hatten auch wir viele verschiedene Charaktere. Eingebildete Mädchen, vermutlich schwule Jungs und welche die es immer irgendwie abbekommen haben. Aber egal wie man die verschiedenen Charaktere manchmal behandelt hat, sie standen nie außerhalb des Klassenverbandes. Die vermeintlich schwulen Jungs, haben damals hier und da schon mal einen Spruch bekommen von den vermeintlich harten Jungs, aber sind niemals körperlich durch Gewalt oder ähnliches angegangen worden. Auch der eine Junge, den man immer geärgert hat, weil er sich so schön aufgeregt hat und dann auch meistens aus der Klasse geflogen ist, stand nie außerhalb des Klassenverbandes. Man hat in der Pause dann darüber sogar gelacht.
Egal wie wir damals drauf waren, und was wir gemacht haben, es wurde niemals Jemand wirklich ausgeschlossen. Heute ist das alles irgendwie anders. Die Opfer von Mobbing, werden meist von der ganzen Klasse ausgeschlossen oder es gibt nur wenige die sich dagegenstellen. Ich finde das alles sehr extrem und kann mir nicht vorstellen warum das heute so ist. Eigentlich ist die Welt und die Menschen doch heute viel aufgeschlossener und toleranter als früher und trotzdem sind solche Dinge wesentlich schlimmer als früher.
Ich würde von euch nun mal gerne wissen, ob ihr schon mal sowas miterlebt habt oder auch auch Teil des Mobs wart?
Findest du wirklich, dass es schlimmer ist als früher? Es ist anders, ja. Und es ist sicher nicht besser auszuhalten. Aber wie viele Kinder und Jugendliche mussten früher zusehen, wie sie von der Schule heimkommen, ohne sehr unschöne Erfahrungen zu machen? Wie viele konnten sich in der Freizeit nicht frei bewegen und meinetwegen von einem Besuch im Freibad nur träumen?
So alt bin ich zwar noch nicht, aber wenn ich mir die Erzählungen meines Vaters von anno dazumal anhöre, glaube ich nicht, dass es "früher" weniger schlimm war, wenn man ausgegrenzt und angefeindet wurde. Klar, das ganze Internet und die Sozialen Medien sind weggefallen, aber dafür ist auch schon mal der eine oder andere Stein geflogen. Und ich bin mir sicher, dass es die "eingebildeten Mädchen" vielleicht vor ein paar Jahrzehnten leichter hatten, aber die dunkelhäutigen Mädchen und Buben, egal ob "Gastarbeiter", Geflüchtete oder noch vorher die Kinder von Besatzungssoldaten?
Die standen doch von Anfang an außerhalb, und es hat bestimmt eher die große Ausnahme dargestellt, wenn Hans-Jürgen ganz normal mitspielen durfte, obwohl er der uneheliche Sohn eines afroamerikanischen GIs war. Aber wenn man selber nicht einer dieser Gruppen angehört, ist es sicher schwer nachzuvollziehen, wie lustig "früher" eine Kindheit und Jugend als optisch auffällige Randgruppe war. Ich glaube daher, dass sich das Bewusstsein im Großen und Ganzen schon zum Positiven verändert hat, auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht. Mobbing hat auch vor 50 Jahren schon Schaden angerichtet, und der einzige Unterschied besteht darin, dass es damals eher als normal galt, ebenso wie Rassismus und Sexismus.
Meine Schulzeit ist mehr als 35 Jahre her und vor 40-45 Jahren war ich selbst Mobbingopfer in der Schule. Ich traute mich nicht nach hause, ich traute mich nicht in die Schule und ich traute mich nicht in die Pause. Es ging von verbalem Mobbing bis zu Schlägen, Tritten, Schultasche wegnehmen und über einen hohen Zaun werfen bis hin zu Drohungen, dass sie mich tot schlagen, wenn ich jemanden was sage. Ich habe eine Zeit wirklich mehr Angst gehabt als dass ich mal ruhigem Gewissens in die Schule gehen konnte. Schlimmer kann es heute auch nicht sein.
Allerdings gab es eben das Mobbing übers Internet nicht. Aber ich fand es schon schlimm, dass man ein Kind im Alter 10-15 Jahren so fertig gemacht hat. Es hörte erst auf, als ich dann nach der 9. Klasse mich endlich jemandem anvertraute. Ein Unterschied sehe ich nur im Cybermobbing. Harmloser war es früher auch nicht.
Ich bin als Schüler auch Mobbing-Opfer gewesen. Ich erinnere mich an zwei Mobbingwellen, einmal in der Grundschule, und eine weitere Phase in der 7. bis 9. Klasse am Gymnasium. Damals gab es eine lautstarke Gruppe von Jungs in der Klasse, die mich auf dem Kieker hatten. Besonders getroffen hat es mich damals, dass ich ständig wegen allem möglichen ausgelacht wurde.
Wegen meines Aussehens (ich bin immer schon relativ klein gewesen), meiner Unsportlichkeit, meiner Schüchternheit. Jeder kleine Fehler wurde mit prustendem Gekicher quittiert, was dazu geführt hätte, dass ich immer schüchterner und zurückhaltender wurde. Ich bin damals in massive Depressionen gerutscht und hatte mich zeitweise in den Ferien komplett in mein Zimmer verkrochen. Das war in meiner Wahrnehmung der einzige Ort, an dem ich mich vor Spott und Häme geschützt fühlte.
Zum Glück ist mir die Zeit des Internet-Mobbing erspart geblieben. Wenn das auch noch dazu gekommen wäre, dann hätte mir das vielleicht wirklich den Rest gegeben. Abgesehen davon denke ich nicht, dass es große Unterschiede zwischen damals und heute gibt.
Ich bin davon überzeugt, dass es früher auch schon Mobbing gegeben hat und dies teils nicht viel anders als heute war. Ich kenne es auch noch so, dass die Kinder von damals teils sehr lange und beschwerliche Schulwege hatten und sicherlich auch wegen dem ein oder anderen geärgert und gemobbt wurden.
Heute wird das sicherlich einfach mehr thematisiert. Alleine dadurch, dass manche Kinder so schlimm gemobbt werden, dass sie wirklich psychische Schäden davon tragen oder sogar Selbstmord begehen möchten oder es tut, wie jetzt das junge Mädchen, dass in den Medien war.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich schon recht schockiert bin, wie viele von euch das schon miterlebt haben. Wenn ich so darüber nachdenke, könnte es gut sein dass ich selber schon mal gemobbt habe, ohne es aber wirklich zu wissen. Natürlich gab es damals bei uns in der Klasse welche mit denen man besser oder weniger gut zurecht kam. Wie ich schon erwähnt habe, gab es zwei Jungs bei uns in der Klasse, die durch ihr verhalten schon etwas homosexuelles ausgestrahlt haben, und waren daher hier und da schon mal Grund für einen Kommentar. Das wurde aber dann auch oft, von anderen Mitschülerinnen wieder versucht zu entschärfen, ober besser gesagt, die Jungs die meinten sich darüber äußern zu müssen, in die Schranken zu weisen. Das war dann aber auch nie so, dass sie deswegen ausgeschlossen wurden.
Vielleicht hatte ich auch einfach nur Glück mit meiner Klasse. In der Lehre hatten wir auch Jemanden, den man schon mal öfter auf den Kicker hatte, das lag aber auch daran, dass er ziemlich vielen Leuten auf die Füße getreten ist, in dem er Ihnen arbeiten geklaut hat und sie vor dem Meister als seins ausgegeben hatte. Aber auch da war es nie so, als dass man ihn komplett ausgegrenzt oder sogar körperlich angegriffen hat. Aber das kann man glaube ich nur beurteilen, wenn man das selber erlebt hat.
Und da komm ich dann auch mal zu mir. Wenn ich so recht darüber nachdenke, gab es während der Bundeswehrzeit einen Abschnitt von ca. 2 Jahren in denen ich mehr oder weniger gemobbt wurde. Ich hatte damals zwei Typen, der eine einen Dienstgrad unter mir der andere im selben Dienstgrad, die es schon recht häufig auf mich abgesehen hatten. Allein durch ihre verbalen Attacken, haben sie erreicht, dass ich nicht mehr gerne zum Dienst gefahren bin und sogar mit dem Gedanken gespielt habe, vorzeitig den Dienst zu quittieren. Ich beschloss allerdings damals mich dadurch zu beißen und hatte Glück damit gehabt. Aber ich habe damals schon einen kleinen Einblick davon bekommen, wie Hilflos man sich fühlen kann.
Wie gesagt, vielleicht hatte ich, abgesehen von den 2 Jahren beim Bund, wirklich immer sehr viel Glück mit meinen Klassenverbänden oder mit den Leuten und Menschen mit denen ich zu tun hatte. Aber ich denke inzwischen auch, grade nach euren Erzählungen, dass es heute nicht schlimmer ist früher nur anders.
Meine Schulzeit ist zwar noch nicht allzu lange her, aber immerhin fand sie vor der Zeit von Instagram und Co. statt. Wir hatten zwar schon Facebook, aber es war noch nicht so weit verbreitet. Gemobbt wurde aber trotzdem ohne Ende. Einer wurde gemobbt, weil er ein Streber war, eine andere, weil sie dick war und zwei aufgrund der Tatsache, dass sie "alternativ" waren und keine Basic Bitches.
Richtig schlimm mit körperlichen Drohungen und ähnlichem wurde es zum Glück nicht. Es blieb bei verbalem Mobbing. Die Leute wurden wegen jeder Kleinigkeit ausgelacht und mussten sich verbale Seitenhiebe anhören. Der Hauptmobber war das Alphamännchen und sämtliche männlichen Klassenkameraden folgten ihm in der Hinsicht. Aber die Belastung sah man den Opfern an. Einer musste die Schule wechseln und eine andere bekam eine chronische Erkrankung, von der ich mir sicher bin, dass sie mit dem Mobbing zu tun hatte.
Mobbing gab es doch schon immer. Schon lange vor Christi Geburt wurden Menschen wegen ihres Glaubens oder aufgrund von Krankheiten/Behinderungen verfolgt und ausgegrenzt. Vielleicht haben das sogar schon die Neandertaler gemacht.
Ich glaube in der Tat, dass es Mobbing eben nicht nur heute gab, sondern auch früher. Aus meiner Zeit weiß ich das zum Beispiel noch sehr gut. Das Problem damals war eben, dass Foto Smartphones nicht dazu beigetragen haben, dass nach der eigentlichen Mobbingtat das Cyber Mobbing und verbreiten der Straftat weiter ging. Auch das Mobben in sozialen Netzwerken war damals eben nicht möglich.
Möglicherweise tragen moderne Medien daher dazu bei, dass für die Leute das Gefühl vermittelt wird, es wird schlimmer und schlimmer. Gleichwohl es nur bedingt anders ist. Das Vorgehen hingegen kann heute natürlich schon eine andere Tragweite mit sich bringen und es fällt nicht selten auf, dass auch suizidale Absichten hinter einem Mobbingverlauf stecken. Das mag vielleicht in der Tragweite zu damals etwas härter zugenommen haben. Aber wie gesagt kann das auch subjektiv sein, weil ich weiß es von damals nicht, wenn die Medien eben nicht so präsent waren.
Ich finde es grässlich, wenn man jemanden derart mobbt, dass sich andere ständig idiotisch mit einmischen und eine Person zum Hassobjekt ohne Gründe sehen. Nach dem Motto, wenn zwei sich streiten, mischen wir uns auch alle ein. Was die Resultate sind, ist kaum an Ausmaße teilweise zu übertreffen und der Tragweite sind sich insbesondere Kinder/Jugendliche nicht bewusst, aber nicht zu verwechseln, auch Erwachsene mobben!
Die Unterschiede sind vor allem medial zu erkennen. Es wird eben darüber berichtet, damals weniger. Heute wird die Tragweite öffentlich gemacht. Jetzt kriegen Opfer eine Plattform, aber einige unbelehrbare Täter eben auch.
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