Wie viele Risikoschwangerschaften kann man haben?

vom 14.07.2012, 06:52 Uhr

Die Frage in der Überschrift ist etwas blöd formuliert, aber mir fiel keine andere Formulierung ein. Ich kenne zum Beispiel eine Frau, die bereits zwei Kinder hat und zum dritten Mal schwanger ist. Die erste Schwangerschaft lief zwar okay ab, aber die Geburt war recht heftig. Das Leben des Kindes, aber auch das Leben der Mutter stand auf der Kippe, zum Glück ist zum Schluss alles gut ausgegangen. Die zweite Schwangerschaft wurde dann bereits als (Hoch)Risikoschwangerschaft eingestuft und die dritte, also jetzige, Schwangerschaft wird bereits als Risikoschwangerschaft bezeichnet.

Wie viele Risikoschwangerschaften kann der Körper einer Frau überhaupt verkraften? Kann man von einer maximalen Anzahl an Schwangerschaften ausgehen? Auch würde mich interessieren, was Ihr davon haltet, wenn bereits Risikoschwangerschaften bestanden und eine erneute Schwangerschaft eintritt. Wird jede weitere Schwangerschaft dann auch als Risikoschwangerschaft bewertet und geführt? Sollte man mit dem Wissen dann eher keine Schwangerschaft mehr riskieren?

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Schwieriges Thema, welches ich selber in meiner Familie miterlebt habe. Bei mir war es meine Schwester, die sich auf Biegen und Brechen unbedingt ein zweites Kind gewünscht hat. Die Schwangerschaft von ihrem ersten Kind verlief noch halbwegs gut, allerdings hatte sie ein Frühchen, welches 7,5 Wochen zu früh auf die Welt gekommen ist. Zum Glück ging es aber sowohl dem Baby als auch meiner Schwester den Umständen entsprechend gut. Damit meine ich, dass mein Neffe zwar längere Zeit in der Frühchenstation bleiben musste, aber er konnte zum Großteil selbständig atmen und so weiter.

Drei Jahre danach ging der Zirkus mit der zweiten Schwangerschaft dann so richtig los. Meine Schwester wurde immer relativ rasch schwanger, aber sie hatte dann drei Fehlgeburten hintereinander, also im Abstand von nur wenigen Monaten. Alles waren Hochrisikoschwangerschaften. Bei der letzten Fehlgeburt war es so, dass die Schwangerschaft in der 14. Woche zu Ende ging. Zum einen auf Wunsch meiner Schwester und von meinem Schwager, weil das Kind schwerst behindert gewesen wäre und nach dieser Entscheidung hat sich herausgestellt, dass das Baby bereits zwei Tage vor dem Abbruch verstorben ist.

Nur drei Monate danach wurde meine Schwester schon wieder schwanger. Alle haben sich nur gefragt, warum sie da nicht zumindest etwas länger wartet, aber keine Chance, meine Schwester hat sich unbedingt ein zweites Kind gewünscht. Zum Glück ging es diesmal gut, im vierten Anlauf also. Das Baby ist inzwischen seit einem guten Monat auf der Welt und erfreut sich bester Gesundheit. Die Geburt verlief zur richtigen Zeit und vollkommen problemlos, obwohl die Schwangerschaft selber als Hochrisikoschwangerschaft eingestuft war.

So eine Einstufung muss also nicht bedeuten, dass es immer schief geht. Es kann auch alles sehr gut verlaufen und alle können sich bester Gesundheit erfreuen. Natürlich freue ich mich nun riesig über meinen weiteren Neffen, aber ich habe mich ehrlich gesagt auch öfters gefragt, zu welchem Preis und wie viele Schwangerschaften sie da noch durchziehen möchte. Wobei man im Fall meiner Schwester sagen muss, dass zumindest ihre Gesundheit nicht in großer Gefahr war. Aber es geht ja auch um die Gesundheit des Babys und auch wenn es noch nicht auf der Welt ist, ist es ein Leben.

Ich selber hätte glaube ich nicht so viele Versuche gestartet. Ich hätte es in erster Linie auch emotional nicht ausgehalten denke ich. Aber ich glaube, dass der Wunsch nach einem Kind bei einigen Frauen wirklich äußerst intensiv sein kann und da wird dann eben wirklich alles probiert. Bei meiner Schwester haben viele versucht sie irgendwie davon zu überzeugen, dass sie sich doch freuen soll, dass sie zumindest ein gesundes Kind hat und dass diese ganzen Schwangerschaften mit bitterem Ende ja auch für sie nicht gut sind und so weiter. Aber kein Reden hat geholfen. Sie wollte unbedingt ein zweites Kind und sie hat es nun auch. Zu welchem Preis, ist dann natürlich eine andere Frage.

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das kann man so pauschal natürlich nicht beantworten. Die Frage ist nach einer maximalen Anzahl von Riskoschwangerschaften. Soll man "zwei", "drei, "vier" antworten? Die Frage ist unsinnig. Manche Frauen haben fünf Fehlgeburten und bekommen dann ihr ersehntes Kind und nehmen sogar noch zwei weitere Fehlgeburten in Kauf, um dann noch einmal eine Schwangerschaft durchzuhalten, in der sie die meiste Zeit im Bett liegen müssen, und sind mit ihren zwei Kindern glücklich. Andere Frauen, wie eine Studienkollegin, erleben ihre Schwangerschaft und die Geburt als Trauma und lassen sich dann sterilisieren, weil sie so etwas nicht noch einmal erleben wollen. Das ist alleine die Entscheidung der Frau. Niemand als sie selbst und der Erzeuger sollte beurteilen, was in dem jeweiligen Fall das "Richtige" ist.

Unter Risikoschwangerschaft werden die verschiedensten Risiken zusammengefasst. Auch Schwangerschaften älterer Frauen gehören dazu. Dementsprechend hatte eine frühere Nachbarin drei Riskoschwangerschaften. Die ersten beiden Kinder bekam sie wie ich mit 34 Jahren und 36 Jahren. Danach kam eine lange Pause. Mit 40 Jahren entschieden sie und ihr Mann, der acht Jahre jünger ist als sie, noch einmal loszustarten. Sie bekam noch drei gesunde Kinder im Alter von 41, 43 und 46 Jahren.

Eine maximale Anzahl von Schwangerschaften ist nur biologisch festgesetzt. Theoretisch kann eine Frau über zwanzig Kinder bekommen und manche verkraften das auch und sind glücklich damit. Ich würde nie versuchen, eine Frau davon zu überzeugen, dass es doch nun gut sei mit den Schwangerschaften. Das ist ihre ureigenste, existenzielle Entscheidung.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



@anlupa, mir ging es auch weniger darum, um die Frau um zustimmen oder wie auch immer, aber scheinbar geraten manche Frauen da auch hinein, ohne darüber nachzudenken oder wie auch immer und sind dann auch von sich aus etwas schockiert. Eine Abtreibung käme da nicht in Frage, was ich auch nachvollziehen kann, aber wenn man von sich aus sagt, dass es jetzt genug sei und man sich selbst auch schützen oder wie auch immer mag und dann doch wieder ungeschützten Verkehr hat, dann mache ich mir da so für mich Gedanken.

Es ist auch etwas, was man bei Fehlgeburten erst einmal seelisch und eben auch körperlich verarbeiten müsste. Manchen ist vielleicht geholfen, wenn sie es weiterhin versuchen, aber wenn eben schon Fehlgeburten vorhanden sind oder ausgetragene Schwangerschaften eben mit hohem Risiko verbunden waren (und zwar nicht nur wegen des Alters, sondern vielmehr, was die Frau und das Kind das Leben hätte kosten können), ist es schon wie tournesol sagte, zu welchem Preis. Die letztendliche Entscheidung muss die Frau, der Vater des Kindes und eventuell auch der Arzt treffen, da würde ich niemanden reinreden.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich denke, dass nicht jede Schwangerschaft nach einer Risikoschwangerschaft auch noch einmal eine Risikoschwangerschaft sein muss. Ich hatte zum Beispiel auch eine sehr schwere erste Geburt, bei der auch zu einem bestimmten Zeitpunkt das Leben meines Sohnes auf dem Spiel gestanden hatte, da er keine Herztöne mehr gehabt hatte. Letztendlich wurde er dann aber auf natürliche Weise, allerdings mit Saugglocke geboren. Ich wurde damals, soweit ich weiß, erst am Schluss als Risikoschwangerschaft eingestuft.

Bei meiner zweiten Schwangerschaft stufte man mich auch gleich als Risikoschwangerschaft ein und das nicht nur, weil ich die Altersgrenze knapp gestreift habe, sondern eben auch wegen meiner Vorgeschichte. Allerdings lief dann die zweite Schwangerschaft total unproblematisch und ich habe sogar innerhalb kürzester Zeit am Ende mein zweites Baby zu Hause auf die Welt gebracht. Unproblematischer konnte es gar nicht laufen.

Insofern hängt eine Risikoschwangerschaft wohl sowohl stark vom Zustand der Mutter ab wie auch vom Baby selber und wie die Mutter die Schwangerschaften übersteht. Ich denke, dass man so auch nicht generell sagen kann, wie viele Risikoschwangerschaften der Körper der Mutter verarbeiten kann.

Benutzeravatar

» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Meine erste Geburt endete in einem Notkaiserschnitt. Wenn man so einen Eingriff hatte, gilt man bei den Ärzten automatisch als Risikoschwangerschaft. Bei meiner zweiten Geburt hatten die Ärzte schon sämtliche Notfallmaßnahmen in Bereitschaft, falls es wieder zu einem Notkaiserschnitt kommen würde. Aber wider Erwarten lief alles wie am Schnürchen und nach einer vergleichsweise schnellen Geburt kam mein zweites Kind auf natürlichem Wege problemlos auf die Welt.

Danach war ich zwar aus Sicht der Ärzte immer noch eine Risikoschwangere (denn eine Kaiserschnittnarbe stellt immer eine Sollbruchstelle dar) aber im Prinzip hat mir bei meiner letzten Geburt, die dann auch wieder unkompliziert verlief, die Hebamme und die Gynäkologin bestätigt, dass ich noch ganz ohne Schwierigkeiten viele weitere Kinder bekommen könnte. Was ich damit sagen wollte: Manchmal im Leben braucht man einfach etwas Glück. Nicht jede Risikoschwangere ist gleich in ihrem Leben bedroht.

Von daher würde ich empfehlen in jedem Einzelfall mit den behandelnden Ärzten ein vertrauliches Gespräch zu führen und abzuklären, ob man eine weitere Schwangerschaft riskieren sollte oder lieber nicht. So pauschal kann man das wohl nicht so einfach sagen.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich denke nicht, dass man das pauschal beantworten kann. Als Außenstehender kennt man ja auch die Vorgeschichte nicht und weiß nicht, was die Frau gesundheitlich durchmachen musste. Eine Bekannte von mir hatte eine Risikoschwangerschaft, weil man erst während der Schwangerschaft festgestellt hat, dass sie ein Myom hat. Da war die Sorge dann auch groß, dass das Myom wächst und dem Baby dann die Nährstoffzufuhr abklemmt oder was auch immer. Das sieht man ja als Außenstehender dann gar nicht.

Ansonsten gilt man ja schon als risikoschwanger, wenn man einen Notkaiserschnitt gehabt hatte. Es gibt da mehrere Faktoren, die man als Laie gar nicht bedenken kann und auch nicht wissen kann, weil man nicht der behandelnde Arzt ist und nicht dabei gewesen ist. Ich würde das daher von der ärztlichen Beratung und vom Einzelfall abhängig machen. Der behandelnde Arzt wird am besten Bescheid wissen, ob dann jede folgende Schwangerschaft riskant ist oder eben nicht.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Eigentlich ist es doch einfach. Eine Frau kann so viele Risikoschwangerschaften haben, wie sie schwanger wird. Man muss sich klarmachen, dass heutzutage vier von fünf Schwangerschaften als Risikoschwangerschaft gelten. Es ist wahrscheinlicher, den Vermerk zu erhalten, als eine normale Schwangerschaft attestiert zu bekommen.

Und das liegt einfach daran, dass es mittlerweile über 50 Gründe gibt, warum eine Schwangerschaft als risikoreich gilt. Früher waren es weniger als 20. Sobald zwei der Kriterien zutreffen, ist die Frau risikoschwanger. Heuschnupfen und Übergewicht? Risiko! Schilddrüsenunterfunktion und leichte Blutungen in der Anfangszeit? Risiko! Werdende Mutter über 35? Risiko? Eine Fehlgeburt, die man früher ohne sehr sensiblen Schwangerschaftstest für eine zu späte Periode gehalten hätte, und ein Kaiserschnitt? Risiko!

Ich habe drei gesunde Kinder und jede Schwangerschaft war eine Risikoschwangerschaft. Das fing schon bei der Feststellung an. Schilddrüse plus Heuschnupfen plus Asthma reichten vollkommen aus. Dann gab es immer Blutungen zwischen der sechsten und achten Woche. Hyperemesis gravidarum bis zur ungefähr 20. Woche und danach Gestationsdiabetes.

Bis auf die Brecherei habe ich mich nicht belasteter gefühlt als andere. Die Geburten waren schnell und komplikationslos. Aber es war schwer, ein Krankenhaus zu finden, das nicht auf einem Kaiserschnitt besteht. :wall: Dabei konnte kein Arzt eine ordentliche Begründung dafür liefern.

Es hieß nur Risikoschwangerschaft mit multiplen Risiken. Eigentlich spräche nichts gegen eine natürliche Geburt, aber bei Mehrfachrisiken lieber nicht. Erhebend war erst die Uniklinik. Die fanden einen Bauchschnitt bei Asthma keine gute Idee. Husten, Wunde und Baby? Kommentar: Ihren Asthmaspray haben wir als Wehenhemmer im Kreißsaal und im Notfall ist der OP gegenüber. Die bekommen eine frühe PDA, wer keine Schmerzen hat, bekommt auch Luft.

Denn wie es läuft, das hängt auch stark vom betreuenden Team ab. Interventionen werden schnell zu einer Kaskade und eigentlich wird es nur schlimmer. Beim ersten Kind gab es ein Problem mit den Herztönen. Nur statt Kaiserschnitt wurden die Herztöne am Kopf genommen. Damit wären viele Kaiserschnitte sicher zu vermeiden, aber nicht jede Klinik macht das. Ein anderes Haus und ich hätte einen Notkaiserschnitt gehabt und würde glauben, dass es dem Kind dramatisch schlecht gegangen sei.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^