Verschiedene religiöse Ansichten - Beziehung mit Zukunft?
Mein Freund ist streng katholisch erzogen worden, während ich evangelisch getauft und konfirmiert wurde. Im Grunde ist daran natürlich nichts tragisches, heutzutage sucht sich keiner mehr den Partner nach der Konfession aus. Nichtsdestotrotz mache ich mir oft Sorgen darum, dass uns noch große Auseinadersetzung bevorstehen, auf Grundlage der verschiedenen Konfessionen.
Mein Freund ist überdurchschnittlich oft in der Kirche, denn er geht nicht nur sonntags, sondern auch oft unter der Woche, da er öfters mal Orgeldienst hat. Ich finde sein Hobby, das Orgelspielen, ja schon sehr faszinierend und unterstütze ihn da, wo ich kann, weil es manchmal nicht ganz leicht für ihn ist, Freundin, Schule und Orgelspielen unter einen Hut zu bekommen. Es gibt aber ehrlich gesagt auch Wochen, da ist er mehr als jeden zweiten Tag in der Kirche und da ich selber nicht einmal sonntags in die Kirche gehe, fehlt mir da ein wenig das Verständnis.
Nun ist mein Hauptproblem aber nicht, dass er so viel Zeit in die Kirche investiert, denn auch ich habe meine Hobbys, die Zeit kosten. Ich mache mir eher Sorgen um unsere gemeinsame Zukunft, vor allem wenn es zu Dingen wie Hochzeit und Kinder kommt. Denn wo wird geheiratet, in der katholischen oder evangelischen Kirche? Ich persönlich finde den katholischen Gottesdienst schon sehr befremdlich und möchte beispielsweise keine Ministranten bei meiner Hochzeit dabei haben. Für meinen Freund dagegen ist das selbstverständlich. Und dann geht es weiter: Welche Konfession werden die Kinder einmal haben? Ich bin ja dafür, dass wir mit der Taufe warten sollten, bis das Kind erwachsen genug ist, um selbst zu entscheiden, ob es getauft werden will und wenn ja, welche Konfession. Dass mein Freund as anders sieht, könnt ihr ja sicher denken. Wir sind beides übrigens auch ziemliche Sturköpfe, das kommt noch hinzu.
Wir sind noch einige Jahre vom Heiraten und Kinder bekommen entfernt, deswegen ist das alles Zukunftsmusik. Trotzdem mache ich mir immer öfters Gedanken darum und ich komme auf keine vernünftige Lösung. Normalerweise finden wir immer irgendwelche Kompromisse, mit denen wir beide zufrieden sind, aber zur Hälfte in der einen Kirche heiraten und zur Hälfte in der anderen geht ja schwer. Was meint ihr dazu? Sollte ich diejenige sein, die einlenken sollte, weil sein Glaube viel stärker ausgeprägt ist als meiner?
Das ist sicherlich nicht ganz leicht, aber ich denke ihr werdet das schon hinbekommen. An deiner Stelle würde ich einfach einlenken, was die Hochzeit berifft, weil es ihm ja sehr wichtig ist und du ja selber schreibst, dass du weniger fest im Glauben stehst.
Mit der Taufe von Kindern finde ich es als Nichtgläubige Person schon wirklich sehr strittig. Mein Bruder ist beispielsweise katholisch getauft wurden und konnte sein Leben lang nichts damit anfangen. Er fand es immer nur schlimm und ich denke auch nicht, dass man das einem Kind antun muss. Immerhin weiß man ja auch nicht, ob das Kind das später möchte oder nicht.
Du kannst dir ja einfach mal die katholische Kirche ansehen und sehen, ob das wirklich gar nichts für dich ist. Er fühlt sich da ja wohl und vielleicht kannst du ihn ja auch dort später heiraten. Ich denke, wenn man sich liebt, wird man sich aber schon einig werden.
Als direkten Trennungsgrund würde ich es nun auch nicht sehen. Ich denke, dass ihr euch da bestimmt einigen könnt, wenn ihr beide bereit seit Kompromisse einzugehen. Vielleicht wäre ja eine katholische Hochzeit machbar und dafür werden die Kinder dann erst mal nicht getauft oder andersherum. Das wird sich dann sicherlich alles finden. Das Wichtigste ist sicherlich das man eben über alles spricht.
Ich bin auch katholisch erzogen worden und wurde dann als Kind und Jugendliche jeden Sonntag in die Kirche geschleppt und auch sonst unter der Woche mal zu Bußandachten. Ich hatte damals eigentlich gar keine Wahl, ob ich eben den sonntäglichen Kirchgang möchte oder nicht. Später hat sich das dann gerächt als ich eben älter war und nicht mehr zur Kirche gehen wollte. Ich bin eben der Meinung, dass man auch gläubig sein kann, ohne zur Kirche zu gehen. Mein Partner ist evangelisch und ich muss sagen, dass mir da doch einige Dinge besser gefallen, als in der katholischen Kirche. Daher weiß ich eigentlich schon, dass ich lieber wohl evangelisch heiraten möchte. Aber das sind eben auch alles Dinge, über die dann man sprechen kann, wenn es soweit ist.
Schlimmer fände ich es, wenn dich dein Freund auch dazu bekehren möchte, dass du den katholischen Glauben annimmst und auch regelmäßig die Kirche besuchst. Das wäre dann für mich unter Umständen schon eher ein Trennungsgrund.
Ich finde auch, dass das eine nicht ganz leichte Entscheidung ist. Trotzdem würde ich das niemals als Grund für eine Trennung ansehen, wenn beide Partner eine andere Konfession haben.
Du hast geschrieben, dass deinem Freund die Religion enorm wichtig ist und er ständig in der Kirche ist. Da du eben nicht so extrem gläubig bist, wie er, würde ich an deiner Stelle einfach nachgeben und deinen Freund einfach entscheiden lassen, was Hochzeit, Taufe und weiteres in dieser Hinsicht betrifft. Immerhin wird es wohl so sein, dass er sich sicherlich niemals damit abfinden würde, in der evangelischen Kirche zu heiraten und allein diese Vorstellung für ihn wohl eine Katastrophe ist. Von daher bleibt dir wohl auch nichts anderes übrig, als ihn da entscheiden zu lassen, wenn du nicht willst, dass ihr euch deswegen noch die Köpfe einschlagt. Außerdem finde ich es auch nur fair, wenn du dich nach ihm richtest, da ihm der Glaube natürlich um Welten wichtiger ist und er sich ein Leben ohne Kirche wohl gar nicht vorstellen kann, was bei dir ja nicht so ist.
Nachdem du von Schule und Hobbys sprichst, würde ich mal annehmen, dass vor einer Planung von einer Hochzeit oder Kindern noch ein paar andere Punkte auf der Agenda stehen, die der ganzen weitergehenden Planung letztlich so im Wege stehen können, dass dies nicht mehr in Frage kommt. Das ist - anders ausgedrückt - ein "zu weit in die Zukunft" gehender Plan. Schließlich, da will ich weder dir noch deinem Freund zu nahe rücken, hast du nicht deinen Exfreund geheiratet (wieso nicht?) und er nicht seine Exfreundin (wieso nicht?). Was ist in deiner jetzigen Beziehung anders und wieso warst du vorher mit deinem Freund zusammen, wenn es da was gänzlich anders gewesen sein sollte?
Aber gerne auch zur Ursprungsfrage: natürlich gibt das Konflikte, wenn du nicht willst, dass die Kinder katholisch getauft werden - er es aber schon will. Hier muss eine Seite nachgeben. Ein Kompromiss ist nicht denkbar. Und eine "Teilung" der Kinder (das erste Kind wird katholisch, das zweite evangelisch) ist sicher keine Lösung im Sinne einer Friedensstiftung.
Wenn es beiden Seiten heilig ist, dann ist diese Beziehung schlicht nicht denkbar. Das zeigt dann wieder, dass deine Eingangsworte ("heutzutage sucht sich keiner mehr den Partner nach der Konfession aus") nicht ganz stimmen und man nur sagen kann, dass sich heutzutage keiner mehr eine Kurzzeitpartnerin oder Bettgefährtin oder wie auch immer nur nichts wirklich festes nach Konfessionen aussucht. Wenn es aber ernst wird, zieht man sich auf das vermeintlich eigene zurück (und die Konfession wird wichtig, wenn man seine Vorstellungen nicht durchsetzen kann).
Genieße doch die Zeit jetzt und denke mal nicht so weit vor. Vielleicht möchtest du nach der Schule studieren und musst in der Zeit sowieso weg ziehen. Und bei der Gelegenheit lernst du einen Atheisten oder aber Protestanten kennen, mit dem du dann lieber dein Bett und Leben teilen willst. Alles im Rahmen des möglichen, so dass es jetzt eine Überlegung um ein ungelegtes Ei wäre.
Wenn ihr Beide Kompromisse in eurer Beziehung eingehen tut und euch entgegen kommt und euch zusätzlich Verständnis schenkt, auch wenn ihr verschiedener Konfessionen angehört, dann sollte es eigentlich kein Problem sein, dass eure Beziehung eine Zukunft hat. Auch wenn ihr Sturköpfe seit, sollte es immer einen geben, der einlenken tut und nachgeben tut. Du solltest nicht unbedingt komplett einlenken und nachgeben, nur weil sein Glaube ausgeprägter ist. Ich würde sagen, dass du mit ihm darüber reden solltest, auch wenn es noch Zukunftsmusik ist. Anscheinend ist es dir ja ernst mit der Beziehung, ansonsten würdest du nicht über solche Themen nach denken und damit du weißt, wie er dir entgegen kommen würde, solltest du einmal mit ihm reden. Nur so weißt du, ob deine Beziehung tatsächlich eine Zukunft für euch Beide habt.
Also wenn ihr euch wegen der kirchlichen Hochzeit gar nicht einigen könntest, würde ich spontan vorschlagen, dass man dann nur standesamtlich heiratet. Ich meine, so kriegt dann keiner, was er möchte. Wäre das nicht ein Anfang? Was die Kinder angeht, finde ich das schon schwieriger. Ich meine, man kann ja schlecht sagen, dass jedes gerade geborene Kind katholisch wird und jedes ungerade Kind wird evangelisch.
Generell finde ich es dann schwierig in Beziehungen, wenn einem Partner seine religiöse Überzeugung sehr wichtig ist und diese in der Partnerschaft soweit möglich dominieren soll. Wobei ich jetzt das Orgelspielen im beschriebenen Fall eher als Hobby oder nebenberufliche Aktivität sehen würde, das man auch weniger der Religion und eher der Musik zuordnen kann. Problematischer sehe ich es, wenn strenge religiöse Ansichten im Verhalten und bei der erwarteten Lebensweise durchgedrückt werden sollen.
Wenn du katholisch heiratest hast du auch die katholische Taufe der Kinder und die religiöse Erziehung an der Backe. Ich war jedenfalls schon auf mehreren katholischen Hochzeiten, bei denen das Teil des Eheversprechens war.
Die verschiedenen Ansichten sind ja aber eigentlich nicht das Problem. Wenn er dich nicht bekehren will ist es ja erst mal egal ob er zum katholischen oder evangelischen Gott betet. Und ich kann jeden Musiker verstehen, der lieber eine richtige Kirchenorgel spielt anstatt der kleinen Heimorgel wenn er die Gelegenheit dazu bekommt.
Ich sehe das Problem eher in unterschiedlichen Vorstellungen für die gemeinsame Zukunft. Und das funktioniert selten wenn beide etwas völlig anderes wollen. Egal ob es da nun im Religion geht, den zukünftigen Wohnort oder die Frage, ob man gemeinsame Kinder will oder nicht. Mit den Kompromissen, die man in solchen Fällen finden könnte, wäre nämlich keiner zufrieden.
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