Wozu lasst ihr euch immer wieder überreden?

Meine Kumpels wollten heute mit mir zocken und haben mich zu einem gewerteten Spiel überredet. Eigentlich hatte ich keine Lust darauf, weil der eine Kumpel mit Niederlagen immer so schlecht zurechtkommt. Er schmeißt Spiele, die man eigentlich noch gewinnen könnte mit seiner Laune einfach weg, so dass man sie am Ende noch verliert, weil er eben so motzig ist. Dann spielt er noch schlecht und er gibt direkt auf. Trotzdem habe ich mich - mal wieder - überreden lassen und das Spiel ging nicht gut aus. Das habe ich aber auch von Anfang an irgendwie gewusst.

Außerdem gibt mir meine Großmutter immer einige Süßigkeiten und sie bietet mir immer etwas zum Essen an. Selbst wenn ich ihr sage, dass ich momentan auf meine Ernährung achte und ein wenig für den Sommer abnehmen möchte - ich lasse mich immer zum Essen überreden. Obwohl ich das gar nicht möchte. Auch habe ich diesen Zwang mit Freunden: Wenn sie zum Beispiel in ein Restaurant gehen möchten und ich Geld sparen möchte, dann gehe ich trotzdem mit, da ich eben auch gerne mit meinen Freunden im Restaurant bin.

Aber wenn man Geld sparen möchte, da lohnt es sich wirklich wenn man nicht auswärts essen geht. Trotzdem lasse ich mich zu dieser mehr oder weniger unsinnigen Ausgabe immer wieder überreden, auch wenn ich es eigentlich nicht möchte. Natürlich lohnt es sich bis zu einem gewissen Grad, da mir das Essen auch sehr gut schmeckt und ich eben auch Spaß habe, wenn ich mit meinen Freunden am Tisch sitze. Aber trotzdem kann man schon sagen, dass ich mich dazu immer wieder überreden lassen. Wo kann man euch sehr leicht überreden und worauf lasst ihr euch immer wieder ein? Bereut ihr das wirklich und gelobt ihr Besserung oder macht ihr den selben "Fehler" immer wieder?

Ich bin sehr inkonsequent was das Erziehungsverhalten betrifft. Zuerst verbiete ich etwas und dann lasse ich mich wieder überreden, weil meine Tochter es wirklich drauf hat, diesen Hundeblick aufzusetzen und dann "büüütte" zu rufen, aber sowas von herzig, dass ich einfach nicht mehr nein sagen kann.

Das schadet mir zwar eher, als es nützt, aber ich kann dann einfach nicht anders. Wenn sie sich dann wieder aufführt, wie der letzte Mensch, dann erkenne ich dann wieder, wie falsch mein inkonsequentes Verhalten ist. Natürlich müsste ich es auch aufgrund meiner pädagogischen Ausbildung besser wissen, was zu tun ist, aber beim eigenen Kind ist doch alles immer etwas ganz anderes.

Auch mache ich immer wieder denselben Fehler, dass ich immer ja sage, wenn die Menschen, die ich gerne mag, etwas von mir wollen. Obwohl ich oft nicht motiviert bin, mit dem Auto zu fahren oder irgendetwas anderes, was mir eben Umstände macht, sage ich immer zu allem ja und amen. Im Nachhinein ärgere ich mich immer, dass ich nicht "nein" gesagt habe.

Ich bin da schon eher konsequent. Wenn ich etwas nicht machen möchte, dann mache ich es auch nicht und lasse mich da auch nicht beknien. Wobei es schon sein kann, dass ich einen Kompromiss eingehe, aber wenn ich etwas wirklich nicht möchte, lasse ich mich auch nicht von ein paar netten Worten oder einen süßen Blick überzeugen.

Letztendlich schadet es ja auch nur, wenn man sich nicht treu bleibt und immer nur bei anderen Leuten nachgibt. Diese wissen ja dann auch irgendwann dass man eh keine eigene Meinung hat und nachgeben wird und das macht einen auch irgendwie zum Spielball anderer Menschen, was ich nicht sein möchte.

Es gibt schon Situationen zu denen ich mich immer wieder überreden lasse. Es muss nicht unbedingt immer im Freundeskreis sein, sondern kann auch auf der Arbeit sein. Ich lasse mich immer dazu breitschlagen, anstrengende Arbeiten zu erledigen, zu denen niemand an sich Bock hat. Am Ende mache ich es, obwohl ich mir zukünftig wohl öfters ein Nein angewöhnen werde.

Ich lasse mich auch immer dazu breitschlagen, für Veranstaltungen, Salate oder Kuchen zu backen. Keine Ahnung wieso, aber gerade für Veranstaltungen, bei denen viele Kinder anwesend sein werden, werde ich oft gefragt, ob ich zwei bis drei Blechkuchen oder eine Muffinplatte zubereiten kann. Gut, es mag ein Kompliment an mich sein, aber ich bekomme weder etwas dafür, noch bekomme ich die Kosten erstattet. Aber ich mache es immer wieder.

Ich bin in dieser Hinsicht sehr konsequent und lasse mich auch zu nichts überreden einfach so, wobei ein Kompromiss nicht ausgeschlossen ist. So kann dieser z.B. so aussehen wenn ich Geld sparen möchte und daher nicht im Restaurant essen gehe, dass man einfach eine billigere Variante mit der Frittenbude nimmt wo man auch etwas für 1-2 Euro bekommen kann und nicht direkt 10-20 Euro ausgeben muss.

In Erziehungsfragen gibt es bei mir keine Diskussion, mein Sohn darf etwas oder er darf es nicht. Mal so und dann wieder anders gibt es bei mir ebenfalls nicht, denn das sorgt doch nur dafür, dass er selbst nicht weiß wo er dran ist und auch nie weiß, darf er das jetzt oder darf er es nicht wenn ich es von meiner Laune oder Hundeblicken abhängig machen. Also darin sollte man sich schon in Konsequenz üben und nicht mal so und mal so.

Andere Dinge sehe ich da unkritischer, wenn man keine Lust hat auf einen gemeinsamen Abend mit zocken dann ist das halt so. Aber es passiert auch nichts grundlegend schlimmes neues wenn man sich darauf einlässt und nicht Zuhause bleibt wie es eigentlich geplant gewesen ist. Von daher muss man das meiner Meinung nach schon Differenzieren und auch die Folgen bereits vorher betrachten bevor man sich zu einer Entscheidung überreden lässt oder gar überrumpeln.

Ich lasse mich nur zu Dingen überreden, die mir nicht wirklich wichtig sind. Wenn mein Partner zum Beispiel ins Kino möchte, dann sucht er in der Regel den Film aus. Denn er geht nur ins Kino, um Filme zu sehen, die in seinen Augen etwas besonderes sind und die sich auf einer Kinoleinwand besser machen. Ich persönlich sehe den Kinobesuch eher als Grund für soziale Interaktionen. Denn so gehe ich entweder mit Freunden oder mit meinem Partner aus, vorab oder danach noch etwas essen und man verbringt einfach Zeit zusammen. Die gemeinsame Zeit ist mir persönlich viel wichtiger als der Inhalt des Kinofilms.

Aber wenn mir etwas wirklich wichtig ist, dann kann man sich auf den Kopf stellen und ich gebe dennoch nicht nach. So bin ich auch bei Kindern. Wenn ich etwas nicht erlaube, dann bleibt es auch dabei und ich lasse da auch nicht mit mir diskutieren.

Ich bin auch vergleichbar schwer zu überreden. Man kann auch sagen, stur und unflexibel. Aber ähnlich wie Täubchen lasse ich mich schon zu diversen Aktionen breitschlagen, wenn es mir eigentlich egal ist oder die Konsequenzen sich generell in Grenzen halten, wie z.B. ein Kinobesuch, einen Ausflug oder mal ein neues Restaurant. Aber wenn ich wirklich nicht will, egal was, werde ich höchstens aggressiv, wenn man es mit "Büüüdde" und Dackelblick versucht. Nein heißt bei mir nicht: Geh mir so lange auf die Nerven, bis ich ja sage.

Und gerade bei Kindern gehen mir der treudoofe Augenaufschlag und das Schmollmündchen besonders auf den Wecker, sobald das Jungvolk herausgefunden hat, wie man Erwachsene manipuliert. Ich weiß nämlich ganz genau, was aus den Bälgern später wird, wenn sich die Eltern ständig um den Finger wickeln lassen. Irgendwann sind die Wichte nämlich 20 oder 30, und fallen aus allen Wolken, wenn sie mit vorgeschobener Unterlippe und niedlichem Blick kein Herz mehr zum Schmelzen bringen.

Und das passiert leider oft genug bei mir im Job, wenn ich bei allem Bittebitte und Patschehändchen hart bleiben und Gebühren kassieren muss. Da wäre es mir oft lieber, wenn die Leute nicht ausgerechnet an mir die allererste Erfahrung damit machen, dass sie nicht ihren Willen bekommen. Kein schöner Anblick bei Erwachsenen .