Mehr Respekt wenn Angestellte und Chef sich siezen?
In vielen Firmen ist es Normalität, wenn der Chef seine Angestellten mit "Du" anspricht und auch die Angestellten ihren Chef mit "Du" ansprechen. Gerade in kleineren Betrieben will man von Chefseite dann oft zeigen, wie familiär alles zugeht. Allerdings habe ich auch schon erlebt, dass man schneller ausfallend wird, von beiden Seiten aus, als wenn man beim "Sie" ist.
Sollte man zwischen Angestellten und Chefs eine Distanz bewahren und beim "Sie" bleiben oder haltet ihr eher das "Du" in einem Betrieb als wichtig und richtig? Wann ist eher das "Sie" angebracht?
Ich persönlich fühle mich auch wohler, wenn man sich duzt und ich finde es immer komisch, wenn ich selber mit Sie angesprochen werde. Natürlich wird es dadurch familiärer und man kann auch viele Sachen mal ganz unkompliziert klären.
Auf der anderen Seite läuft man dann aber auch Gefahr, dass es keinen echten Respekt mehr vor dem Chef gibt und dieser dann Probleme hat auch mal unpopuläre Entscheidungen durchzusetzen und nachher auch mal die ganze Arbeitseinstellung zu lax wird. Von daher finde ich es gar nicht so schlecht, wenn man zumindest mit dem Chef jetzt nicht zu sehr befreundet ist. Das macht dann das Arbeiten doch manchmal leichter, wenn es vielleicht auch manchmal nicht so bequem ist.
Das Duzen allein mindert nicht den Respekt. Man kann jemanden duzen und erheblich distanzierter sein als beim Siezen und man kann siezen und trotzdem ein sehr enges und vertrautes Verhältnis pflegen. Die Ansprache allein macht keinen wirklichen Unterschied.
Das sieht man zwar auch in deutschen Unternehmen, aber offensichtlich wird es sofort im Ausland. Denn da hört man als Fremdsprachler genauer hin. Dort merkt man schnell, dass trotz Vornamen und Duzen erhebliche Unterschiede bestehen. Gleichgestellte unterhalten sich ganz anders als Menschen, die unterschiedlich hoch in der Hierarchie stehen.
Ich hätte es früher schon so gesehen, dass der Umgang dann respektvoller ist, wenn sich Chef und Angestellte siezen, aber mittlerweile sehe ich das nicht mehr so. Man kann auch dann den Respekt verlieren, wenn man sich siezt und auch dann, wenn man sich duzt, kann man sehr respektvoll miteinander umgehen. Darum würde ich sagen, dass es eher von den Menschen selber abhängig ist und nicht so sehr von der Tatsache, ob man den Vorgesetzten nun duzt oder siezt.
Ich finde gar nicht, dass das primär an der Anrede liegt, ob man einander ausreichend Respekt zollt oder eben nicht. Das hängt eher von anderen Faktoren ab wie ich finde. Wer Respekt nur von der Anrede oder Ansprache abhängig macht, verschließt in meinen Augen die Augen vor der Realität und achtet nicht ausreichend auf die Details.
Ich denke auch, dass es nichts über den Respekt aussagt den man für jemand anderen empfindet ob man denjenigen duzt oder siezt. Früher dachte ich zwar auch das man, wenn man jemanden siezt, eine gewisse Distanz wahren kann. Aber heute weiß ich, dass dem nicht so ist.
Man kann respektvoll duzen und man kann ohne jeglichen Respekt siezen. Wenn man respektvoll miteinander umgeht ist es egal, ob man sich duzt oder siezt. Man kann im übrigen auch beim duzen noch eine gewisse Distanz wahren und man muss nicht gleich von einem familiären Verhältnis ausgehen nur weil sich Kollegen und der Chef duzen.
Meine Kollegen, mein Chef und Ich duzen uns. Zu vielen meiner Kollegen pflege ich ein freundschaftliches Verhältnis aber von einem familiären Verhältnis sind wir alle weit entfernt. Früher mag es so gewesen sein, dass man sich nur in kleinen Firmen (oder Familienbetrieben) geduzt hat. Heutzutage macht man das auch schon in größeren Firmen.
Bei uns gibt es eine etwas merkwürdige Trennung zwischen der "Ober- und Unterschicht". Innerhalb der jeweiligen Schicht duzt man sich, während die Mitglieder der "Unterschicht" und unser oberer Chef sich gegenseitig siezen.
Es ist also so, dass wir uns in der Unterschicht duzen, und auch unseren Sachgebietsleiter duzen wir. Den oberen Chef sprechen wir mit "Herr Dr. K." an und er siezt uns ebenso, meistens mit jovialem Tonfall. Die Mitglieder der Oberschicht jedoch (das sind die Referatsleiter und Stabstellenleiter) duzen den Herrn Dr. K und sprechen ihn mit Vornamen an. Das Duzen beruht auf Gegenseitigkeit.
Ob sich durch das unterschiedliche Anredeverhalten unterschiedliche Respektsbeziehungen ergeben kann ich nicht unbedingt sagen. Letztlich hängt es von der Rangstufe ab und nicht von der Anrede.
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