Für Jobgarantie auf Gehaltszuwachs verzichten?

vom 24.03.2019, 22:36 Uhr

Laut verschiedenen Studien geht der Trend wohl auch schon da hin, dass viele Arbeitnehmer auch dazu bereit wären auf Gehaltserhöhungen zu verzichten, wenn sie dafür im Gegenzug eine Jobgarantie erhalten würden. Wie würdet ihr denn reagieren, wenn ihr vor solch einer Entscheidung stündet? Wärt ihr auch des Jobs wegen bereit auf Gehaltszuwächse zu verzichten und wenn ja, wie lange?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Die Frage lässt sich glaube ich nicht pauschal beantworten. Bei einem schlechten Arbeitsmarkt, kann man mit Sicherheit darüber nachdenken, auf eine Gehaltserhöhung zu verzichten, wenn man dafür den Job behält. Bei einer Firma, bei der man schon sehr lange angestellt ist, kann ich mir auch gut vorstellen, dass man auf eine Gehaltserhöhung verzichtet, wenn es darum geht, den Betrieb retten zu können. Aber generell darauf verzichten würde ich nicht.

Auch wenn die Inflation hier in Deutschland nicht sehr hoch ist, für das letzte Jahr ca. 1,9%, würde das aber bedeuten, dass man jedes Jahr auf 1,9% an verfügbarem Geld verzichtet. Auch wenn das alles nach nicht sehr viel klingt, verzichtet man aber bei gleichbleibender Inflation, 5 Jahre hintereinander auf eine Gehaltserhöhung, dann wären das schon 10% Wertverlust, die man dann auffangen muss.

Es hängt also von mehreren Faktoren ab, ob man auf eine Gehaltserhöhung verzichten kann und will. Was auch noch zu beachten wäre, ob man nicht eh schon am unteren Ende dessen liegt, was man in dem Job an Bezahlung verlangen kann. Es gibt Chefs, die die Gutmütigkeit Ihrer Arbeitnehmer ausnutzen und dann über eine angeblich schlechte Auftragslage, eher ihre eigene Taschen vollmachen wollen und das auf Kosten der Mitarbeiter.

In der momentanen Situation auf dem Arbeitsmarkt, würde ich das auf keinen Fall tun, und wenn dann nur wenn ich wirklich nachweislich dargelegt bekomme, dass es dem Betrieb tatsächlich was bringen würde.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das lässt sich auf mich gar nicht übertragen, daher stellt sich die Frage gar nicht. In meiner Branche ist man grundsätzlich befristet eingestellt und selbst wenn ich geringere Gehaltszuwächse kriegen würde, würde dies nichts daran ändern, da diese Befristungen im Gesetz verankert sind. Ich könnte höchstens dann entfristet werden und damit eine Jobgarantie erhalten, wenn ich Aufgaben übernehmen wollen würde, die mich gar nicht interessieren und die ich gar nicht machen will, weil ich sie langweilig und monoton finde. Nein ich würde für eine Jobgarantie keinen langweiligen Job machen wollen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe von diesem Trend nichts mitbekommen, sondern eher den gegenteiligen Eindruck, dass jeder halbwegs qualifizierte Arbeitnehmer mit Handkuss genommen wird, weil allerorten Fachkräftemangel herrscht und eher die Angestellten bei Verhandlungen am längeren Hebel sitzen, weil die sich sonst einen besseren Job suchen, der beispielsweise flexiblere Arbeitszeiten oder bessere Kinderbetreuung ermöglicht. Natürlich nicht durch die Bank und in allen Branchen, aber was ich so mitbekomme, muss der durchschnittliche Gehaltsempfänger schon seit Jahren nicht mehr froh sein, überhaupt irgendwie unterzukommen, und die nächste wirtschaftliche Dürre ist auch nicht gerade im Anmarsch.

Deswegen würde ich hier und heute auf keinen Fall mich auf so einen Deal einlassen. Das würde ja streng genommen bedeuten, dass ich, je länger ich in dem Job bleibe, desto weniger verdienen würde, selbst wenn man "nur" die allgemeine Inflation mit einrechnet. Da würde sich ja selbst die alljährliche Preiserhöhung der öffentlichen Verkehrsmittel schmerzhaft bemerkbar machen und im Endeffekt hätte wieder das Unternehmen alle Vorteile und ich darbe auf sinkendem Lohnlevel so vor mich hin.

Da hätte ich keine Lust darauf. Lieber würde ich mich jedes Jahr aufs Neue auf die Suche machen, wenn es denn unbedingt sein muss, als mich ängstlich an ein Pöstchen zu klammern, welches mir Monat für Monat weniger Geld für die gleiche Arbeit oder sogar noch steigende Anforderungen einbringt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das Prinzip ist durchaus gängige Praxis, aber derzeit nicht ganz so verbreitet, wie z.B. während der Wirtschaftskrise rund um 2008. Häufig handelt es sich hierbei aber um Tarifgebundene Unternehmen, wo dann die Gewerkschaft als starker Verhandlungspartner dahinter steht um dann einen ergänzenden Haustarifvertrag und ganz klar auch ihre Bedingungen dazu aushandelt. So werden solche Vereinbarungen normalerweise über maximal 24 Monate vereinbart, danach muss neu verhandelt werden. Auch gehen häufig zumindest Einmalzahlungen am Ende der Laufzeit mit einher.

Ein ähnliches Modell welches tatsächlich auch im Moment wesentlich häufiger angewendet wird ist die Erhöhung der Wochenarbeitszeit ohne finanziellen Ausgleich. Da gibt es dann statt einer 35 Stunden Woche, dann eine 38 Stunden Woche oder statt einer 38 Stunden Woche dann eine 40 Stunden Woche, aber die Mehrstunden, werden nicht gezahlt. Auch hier häufig über eine bestimmte Laufzeit, diese kann aber durchaus etwas länger sein und dann eine Staffelung zur Reduzierung der Stunden beinhalten. Diese Variante finde ich zumindest kurzfristig betrachtet noch viel schlimmer, denn selbst 2 Stunden die Woche die nicht gezahlt werden, übersteigen deutlich eine Lohnerhöhung von 2 oder 3 Prozent.

Ehrlich gesagt, ich wäre durchaus bereit für einen gewissen Zeitraum auf eine Gehaltserhöhung zu verzichten, denn man muss immer auch die weiteren Bedingungen betrachten. Wenn man dadurch tatsächlich dazu beitragen kann, dass das Unternehmen konkurrenzfähig bleibt und die Arbeitsplätze von vielen hundert Mitarbeitern erhalten bleibt, dann ist das immer noch besser als wenn plötzlich viele hundert Mitarbeiter auf einmal arbeitslos werden.

Desweiteren hat man dann bei einer möglichen Kündigungswelle auch nur die normale Arbeitgeberkündigungsfrist und innerhalb von dieser muss man auch erstmal eine gleichwertige Anstellung finden. Es herrscht zwar derzeit ein Arbeitnehmermarkt, aber das heißt nicht, das immer in jedem Bereich unzählige freie Stellen in gleicher oder kürzerer Entfernung vom eigenen zu Hause, mit der gleichen Bezahlung und mit den Tätigkeiten die einem liegen zur Verfügung stehen. Natürlich kann man auch immer noch erstmal zustimmen und sich in Ruhe etwas selber suchen, aber das muss man immer im individuellen Falle und Unternehmen sehen.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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