Sind Frauen sozialer als Männer?
In einem anderen Beitrag schreibt jemand, dass Frauen sich meist ein soziales Netz aufbauen und da mehr Kontakte pflegen als Männer. Das wäre auch ein Grund, warum Frauen im Alter eben seltener einsam sind. Ich hatte bisher eher den Eindruck, dass Männer eher und auch mehr soziale Kontakte pflegen. Zumindest konnte ich das in meinem Umfeld so beobachten. Allerdings eher die jungen Männer. Bei den älteren Generationen ist es doch eher so, dass diese weniger soziale Kontakte pflegen.
Was meint ihr, ist es wirklich so, dass Frauen sozialer sind? Ist das auch eine Frage des Alters? Welche Beobachtungen habt ihr da bisher machen können? Welche Erklärung habt ihr dafür? Oder kann man das gar nicht pauschalisieren?
Ich verstehe nicht, was daran jetzt so überraschend sein soll. Ich beobachte überwiegend, dass eher die Frauen die sozialen Kontakte pflegen und netzwerken. Ich beziehe das jetzt ausschließlich auf das private Umfeld und nicht auf irgendwelche Karrierenetzwerke. Ich denke, wenn man Karriere machen möchte und im Netzwerken einen Vorteil sieht, dann ist das Geschlecht egal.
Was aber die privaten Kontakte angeht, sehe ich eher Frauen in meinem Umfeld in der Initiative. Da greift dann die Frau zum Hörer, um Verwandte oder Freunde einzuladen oder man wird eben eingeladen. Die Männer haben da eher weniger Interesse dran und werden mehr oder weniger "mitgerissen", wenn man das so nennen kann. Ich kenne viele Paare, bei denen die Männer gar keine Lust haben, von sich aus die Initiative zu ergreifen und Kontakte zu pflegen oder zu knüpfen, sodass ich es für nicht ausgeschlossen halte, dass eine Form der sozialen Isolation eintritt, sollte die Partnerin irgendwann nicht mehr da sein.
Dass im privaten Umfeld eher die Männer so kontaktfreudig sind, ist laut meiner Beobachtung eher die Ausnahme als die Regel und das Umfeld ist nicht gerade klein, auf das ich mich beziehe.
Frauen sind nicht sozialer, aber Männer und Frauen führen andere Freundschaften. Da gibt es eklatante Unterschiede, die sich auf Dauer eben sehr unterschiedlich auswirken. Das fängt bei der allgemeinen Freizeitgestaltung an. Beide Geschlechter parken sich gern vor dem Fernseher oder dem Computer. Aber Frauen verwenden mehr Zeit auf Aktivitäten außerhalb der eigenen vier Wände. Daher treffen sie eher Menschen und daraus entstehen nun einmal Freundschaften.
Sind dann Freundschaften entstanden, geht es wieder hübsch unterschiedlich weiter. Frauen schätzen intime und emotionale Beziehungen. Man redet offen, hört sich zu, tröstet und unterstützt mental. Männerfreundschaften verlaufen eher nebeneinander. Man treibt zusammen Sport, teilt ein Hobby und hilft sich gegenseitig bei praktischen Problemen wie der Autoreparatur.
Deshalb schlafen Freundschaften unter den Herren der Schöpfung oft ein, wenn die Zeit für die Aktivitäten nicht mehr reicht oder der Gesundheitszustand es nicht mehr erlaubt. Frauen telefonieren dann oft weiter und trinken zusammen Kaffee, denn die Basis ist ja weiter vorhanden.
Außerdem haben Frauen nicht diesen großen Bruch, wenn der Partner für's Leben auftaucht. Frauen teilen das mit Freundinnen und managen ihre Kontakte dann eben mit Kindern und Partner. Männer neigen dagegen dazu, sich ganz auf die Frau zu konzentrieren. Da gehen dann schnell mal Freundschaften verloren.
Und auch wenn man nach Scheidung, Arbeitsplatzverlust und ähnlichen Schwierigkeiten am Nullpunkt angekommen ist, gehen Frauen und Männer unterschiedlich damit um. Frauen suchen sich Kontakte und gehen raus. Männer schämen sich für ihr vermeintliches Versagen und ziehen sich zurück. Also alles rein statistisch gesehen, der Einzelfall kann ganz anders sein.
Nun ja, wir müssen, würde ich spontan sagen. Natürlich kann man hier wie so oft keine scharfe Trennlinie ziehen, besonders weil die Definition von "sozial" mehr als vage ist. Für manche ist man erst "sozial", wenn man in fünf Vereinen ist, ständig Freunde trifft und nebenbei noch babysittet oder alten Leuten Gesellschaft leistet. Oder es "gilt" nur dann, wenn man(n) nicht schweigsam in der Kneipe sitzt und zusammen locker Fußball schaut, sondern erst wenn der Lautstärkepegel des Damenkränzchens im Café bei "Piccolöchen" und Klatsch und Tratsch Jetturbinenlevel erreicht, während die lieben Kleinen im Dutzend Amok laufen.
Aber meiner Ansicht nach werden Frauen nach wie vor von klein auf darauf getrimmt, sich zu "kümmern", was sich auf unterschiedliche Arten äußert und auch in vielen Fällen dazu führen kann, dass Frauen auf unterschiedliche Arten stärker sozial eingebunden sind als Männer. Wahrscheinlich spielt das so anerzogene und gesellschaftlich erwünschte Pflichtgefühl eine große Rolle, weswegen es nach wie vor die Aufgabe der Frauen ist, Feiertage und Familienfeiern zu organisieren, sich um die Alten und Einsamen zu sorgen und auch bei der Kinderbetreuung von einem Elternbeirat in die nächste Selbsthilfegruppe zu geraten oder auch nur mit anderen Müttern zu plaudern, während der Nachwuchs Schwimmunterricht hat. So kann frau den sozialen Kontakten ja gar nicht entkommen.
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