Wann ist ein Kompromiss für euch kein Kompromiss mehr?
Ich bin eigentlich ein sehr friedlicher Mensch, der Diskussionen gar nicht mag. Ich hasse Streit und Diskussionen und versuche auch immer, so etwas zu vermeiden. Wenn es doch zum Streit kommen sollte, dann versuche ich eigentlich auch immer, mich so schnell wie möglich mit den entsprechenden Personen zu versöhnen, da mich die Situation sonst nur belastet. Von daher bin ich auch ein sehr kompromissbereiter Mensch.
Ich bin schon dazu bereit, nachzugeben, wenn ich merke, dass mir der Streit sonst zu anstrengend wird oder wenn mir die Argumente ausgehen. Oftmals verliere ich auch die Motivation, meinen Standpunkt zu vertreten, wenn ich merke, dass ich nicht weiterkomme. Wenn ich in so einer Situation dann dennoch einen Kompromiss aushandeln kann, bin ich dann dennoch froh, auch wenn die andere Person dann mehr davon hat, als ich. Solange der Streit beendet ist und meine Wünsche überhaupt berücksichtigt werden, passt das für mich auch meistens.
Eine Freundin meinte zu mir jedoch, das wäre für sie keim Kompromiss. Ein Kompromiss wäre für sie nur dann gegeben, wenn beide beteiligten gleich viel davon hätten oder wenn sie auch mehr davon hätte, als der andere. Ansonsten würde sie sich nicht dazu bereit erklären, einen Kompromiss einzugehen und sie wäre dann auch absolut nicht kompromissbereit.
Wann ist ein Kompromiss für euch kein Kompromiss mehr?
Ich finde, dass ein Kompromiss etwas ist, wo beide Seiten nachgeben müssen und einen Schritt auf den Anderen zugehen müssen. Beispielsweise wenn der Mann ins Kino will und die Frau lieber in die Bar, dann kann man es so machen, dass man bespricht, dass man an dem Tag das eine und am nächsten Tag das Andere macht. Es kann aber nicht so sein, dass immer nur einer nachgibt, weil dann ist es kein Kompromiss. Man muss ja auch seine Meinung vertreten.
Wenn du immer so bist, dann wird man dir irgendwann auf der Nase umher tanzen und man kann so ja auch alles von dir bekommen. Ich denke, dass man seine Meinung schon vertreten muss, wobei ich nichts gegen eine Lösung habe. Man muss sich nicht bis aufs Blut streiten, aber darüber reden, was einen stört und wie es einem besser gehen würde.
Ein Kompromiss ist für mich dann ein Kompromiss, wenn beide Parteien ein wenig zurückstecken müssen und zu einer Lösung kommen, mit der beide (langfristig) leben können ohne sich darüber zu ärgern. Es ist für mich kein Kompromiss, wenn immer nur einer nachgeben muss und der zweite alles bekommt, was er oder sie möchte. So eine kompromisslose Beziehung würde ich persönlich gar nicht führen wollen. Das würde mich frustrieren.
Bei einem Kompromiss müssen beide Seiten einigermaßen zufrieden sein. Beide erreichen ihr Ziel zwar nicht voll und ganz, aber können mit der Lösung gut leben.
Man kann natürlich auch schon einmal nachgeben und seine Ziele sogar ganz aufgeben, wenn einem der Seelenfrieden in dem Moment wichtiger ist als ein aufrüttelnder Streit. Das kann bei Kleinigkeiten, die einem nicht so wichtig sind, sinnvoll sein. Aber wenn man immer, sei es auch bei Kleinigkeiten, nachgibt, wird man auf Dauer unzufrieden und verlernt auch, Kompromisse zu schließen.
Ich habe mal gehört, ein Kompromiss sei dann gelungen, wenn beide Seiten unzufrieden sind, weil sie glauben übervorteilt zu werden. Das ist natürlich überspitzt formuliert, aber ohne beiderseitiges Entgegenkommen ist es für mich kein Kompromiss, sondern es gibt einen eindeutigen Sieger. Dass beide (oder alle) Parteien voll zufrieden mit dem Ausgang sind, ist für mich das Ideal oder ein zusätzlicher Bonus, aber die Natur eines Kompromisses besteht ja an sich darin, dass man Zugeständnisse machen muss, und da ist es ja ganz normal, wenn man nicht absolut glücklich darüber ist.
Aber Kompromisse werden schließlich normalerweise dann gefällt, wenn es um ein größeres Ganzes geht, beispielsweise um einen Streit in einer Beziehung beizulegen oder auch, damit die Autoindustrie keinen Schaden nimmt oder der Kriegsfall nicht eintritt. Bei mir hängt es vor allem davon ab, was im Großen wie im Kleinen auf dem Spiel steht. Wenn es mir beispielsweise fast egal ist, welchen Film wir anschauen sollen, bekommt mein Partner gerne seinen Willen, wenn für mich Umstände oder Unannehmlichkeiten im Spiel sind, verhandele ich entsprechend härter. Aber nur aus Angst vor Konflikten oder weil "die Klügere nachgibt" verzichte ich nicht darauf, faire Kompromisse auszuhandeln.
Ich gehöre auch zu den Menschen, die eigentlich immer versuchen Streit aus dem Weg zu gehen und sehr gerne Harmonie haben. Streit belastet mich sehr und ich fühle mich schon unwohl, wenn sich nur was anbahnt, da ich dann oftmals gleich mich selbst infrage stelle. Das Problem ist nur - wenn ich mich dann einmal in einen Streit reingesteigert habe, dann richtig und ohne wenn und aber.
Kompromisse hängen für mich nämlich irgendwie immer ein wenig mit Streit oder wenigstens einer Meinungsverschiedenheit. Letztendlich kann sich ja keiner mit der Lösung oder dem Wunsch des Anderen anfreunden und man versucht dann eine Lösung zu finden, die für beide akzeptabel ist. Meist es es ja so, dass man dann versucht sich irgendwo in der Mitte zu treffen, um etwas zu finden, womit beide sich anfreunden können - das wäre dann ein Kompromiss.
Ein Kompromiss ist aber dann für mich kein Kompromiss mehr, wenn die Vereinbarung nicht in der Mitte getroffen wird, sondern eher auf der Hälfte zu der einen Person. Dann hat man sich nämlich doch nicht auf einen Mittelweg eingelassen, sondern ist der Meinung der anderen Person "gefolgt" und diese ist einem nur ein kleines bisschen entgegen gekommen, aber nicht so sehr wie man selbst.
Für mich besteht ein Kompromiss daraus, dass beide aufeinander zu gehen und auch jeder etwas zurückstecken muss. Wichtig ist natürlich auch, dass beide mit dem Kompromiss einverstanden sind und ein gutes Gefühl dabei haben. Ich finde es gar nicht mal so schlimm, wenn einer etwas mehr zurückstecken muss als der andere, wenn das eben eine Ausnahme ist und sich wieder ausgleicht.
Wenn immer nur einer einen Kompromiss eingehen muss und der andere alles bekommt, dann ist das für mich ein nicht tragbares Ungleichgewicht, dass auf die Dauer nicht funktionieren kann. Ich würde es aber auch bedenklich finden, wenn jemand schnell einknickt und dem anderen seinen Willen lässt. Das könnte irgendwann durchaus ausgenutzt werden und ich finde es wichtig, dass man Diskussionen und Konflikten nicht immer aus dem Weg geht.
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