Beim Nachbarn um Zutaten aus der Küche bitten
Ich habe mal in einem Haus gewohnt, wo ich eine Nachbarin hatte, die regelmäßig bei mir geschellt hat, weil sie eine Tasse Mehl, eine Tasse Zucker, etwas Salz, Eier und einiges mehr "geliehen" haben wollte. Anfangs habe ich das noch ganz ok empfunden und wenn sie dann sagte, dass ich das wieder bekommen würde, habe ich gesagt, dass es ok ist und sie mir die Tasse Mehl nicht zurückbringen muss, zumal sie die Behälter immer selbst mitgebracht hat. Aber es nahm überhand und es war irgendwann für sie selbstverständlich, dass sie mir auch 5 Eier oder eine ganze Tüte Mehl nicht wieder gebracht hat. Da habe ich dann auch schon mal gesagt, dass ich nichts mehr "verleihe".
Ansonsten habe ich das eigentlich noch nicht erlebt, dass ein Nachbar sich bei mir was leiht. Auch ich habe mir noch nie was geliehen da ich immer das zuhause habe, was ich brauche oder ich mache es eben nicht. Als ich Kind war, habe ich das oft erlebt, dass Nachbarn kamen und sich Zutaten geliehen haben und auch meine Mutter ist schon mal zum Nachbarn gegangen um Zucker oder Mehl zu holen.
Habt ihr sowas schon erlebt oder macht ihr es selbst, dass ihr euch Zutaten die fehlen einfach beim Nachbarn leiht? Gebt ihr sie dann auch immer wieder zurück?
Klar borgen wir uns auch mal was, aber wir geben es auch wieder zurück. Beim borgen kriegen wir ggf angebrochene Packungen, was ja völlig ok ist. Ich gebe dann die leeren Packungen zurück wegen der Müllentsorgung. Nein. Natürlich nicht! Üblicherweise hole ich dann zeitnah zwei Packungen und gebe eine ungeöffnete zurück.
Ich habe das auch schon mit einer Nachbarin erlebt. Sie hat sich erst immer Kleinigkeiten wie etwas Mehl, Salz oder auch mal ein Ei geliehen. Wobei man auch nicht von leihen sprechen kann, weil ich nie etwas davon wieder zurück bekommen habe. Irgendwann ging es sogar soweit, dass sie sich Toilettenpapier bei mir geholt hat und auch einmal mein Auto leihen wollte. Das war dann aber auch eindeutig der Punkt, an dem ich einen Riegel vorgeschoben habe. Daraufhin war sie dann auch beleidigt, aber ich hatte wenigstens meine Ruhe.
Ich muss sagen, dass ich nicht der Typ dafür bin, der bei den Nachbarn um irgendwelche fehlenden Zutaten bittet. Ich würde dann eher sehen, dass ich entweder improvisiere, selbst nochmal in ein Geschäft komme oder meinen Partner bitten, auf dem Heimweg gerade irgendwo anzuhalten und die fehlende Zutat zu kaufen.
In der Nachbarschaft meiner vorigen Wohnung war es normal, dass wir uns im Notfall mit Lebensmittel aushalfen. Meist fehlte nur ein Ei zum Kuchen backen oder Milch. Das wurde aber nicht zur Gewohnheit, sondern kam vielleicht einmal im Monat vor. Ich habe die Dinge auch meist in voller Packung zurückbekommen oder ein Stück des Kuchens, der ansonsten nicht hätte gebacken werden können.
Ich finde das normal, solange es nicht ausartet. In meiner neuen Wohnung würde ich das wirklich nur im äußersten Notfall tun und lieber auf das Kuchenbacken verzichten, wenn ich keine Eier habe, weil ich die Nachbarn nicht so gut kenne. Schade eigentlich.
Normalerweise behalte ich über die Inhalte des Kühlschranks und der Vorratskammer einen sehr guten Überblick, weswegen es so gut wie nie passiert, dass mir Basiszutaten wie Mehl, Zucker oder Milch ausgehen oder dass ich für ein im Voraus geplantes Gericht irgendeine Zutat vermisse.
Ganz selten kommt es vor, dass wir unbewusst das letzte Exemplar von etwas, das man sich eigentlich zum Kochen aufheben wollte, für einen anderen Zweck benutzen; aber solange das nicht am Samstagabend, Sonntagmorgen oder an einem Feiertag passiert und man noch einkaufen gehen kann, ziehe ich es eigentlich vor, selber Nachschub zu besorgen anstatt bei Nachbarn um eine Leihgabe zu bitten.
Wenn es dann doch mal vorkommt, dass man in der Klemme steckt, sehe ich aber nichts verwerfliches daran, nebenan oder gegenüber zu klingeln und höflich zu fragen, ob man ein Ei oder ein paar Gramm Butter bekommen kann. Solange das nicht zur Gewohnheit wird und ein Ausmaß annimmt, dass man als Schmarotzerei bezeichnen kann, kann man sich das mal erlauben. Ich würde schließlich auch gerne aushelfen, wenn jemand bei mir nachfragt, falls es nicht gerade jeden zweiten Tag passiert.
Auch würde ich nicht penibel darauf bestehen, jede Kleinigkeit in exakt der gleichen Menge wieder zurückzugeben. Gerade bei abgefüllten Dingen wie einer Tasse Mehl oder 100 Gramm Zucker macht das in meinen Augen rein gar keinen Sinn. Wenn man sich eine komplette Packung von etwas ausleiht und diese auch ganz verbraucht, kann man über einen Ersatz diskutieren; aber man kann es auch mal als nachbarschaftlichen Dienst ansehen und dankend annehmen.
Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, bei Nachbarn etwas auszuborgen, wenn mir in der Küche eine Zutat ausgegangen ist. Man kann sich ja auch nicht immer darauf verlassen, dass die Nachbarn dann auch zufällig zu Hause sind und nicht gerade an einem Feiertag oder Sonntag unterwegs sind. Daher tendiere ich eher dazu, mir selbst zu helfen.
Bei uns gibt es zum Beispiel an einer Tankstelle hier in der Nähe einen Rewe to Go, der auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet hat. Die Preise sind zwar höher und die Auswahl nicht unbedingt vorhanden, aber ich gehe lieber dort einkaufen als meine Nachbarn zu behelligen. Ansonsten gibt es noch den Rewe im Hauptbahnhof oder am Flughafen, da ist auch immer was zu holen, wenn alle Stricke reißen.
Umgekehrt ist es aber schon einige Male vorgekommen, das Nachbarn sich Zutaten von mir geborgt haben. Ein Nachbar bat mal um eine halbe Tasse Öl, wobei ich dafür hinterher eine ganze Flasche Öl zurück bekommen habe, was ich aber nicht nötig fand. Eine andere Nachbarin borgte sich mal ein Ei und ein anderes Mal ein Päckchen Backpulver. Da habe ich nichts zurück bekommen, aber das finde ich auch nicht schlimm. Ich bin niemand, der wegen einem Päckchen Backpulver das Kriegsbeil ausgräbt.
Ganz selten kommt es bei einer Nachbarin mal vor, dass sie sich von mir etwas ausleiht, aber das bekomme ich dann auch immer sehr großzügig zurück. Wenn sie sich bei mir 4 Eier ausleiht, dann bekomme ich meistens am nächsten Tag einen 6er Karton zurück, was ich gar nicht möchte. Ich finde es ja lieb, aber ich möchte dann nicht mehr haben als das, was ich ihr gegeben habe.
Ich hatte noch nicht einen solchen Fall, dass sich jemand ständig Sachen leihen, aber nichts zurück geben würde. Bei Kleinigkeiten, wie einer Tasse Mehl oder so, würde ich zumindest am Anfang auch immer sagen, dass das schon in Ordnung ist und ich nichts zurück haben möchte. Aber wenn das immer wieder so ist, dass sich etwas geliehen wird und ich nichts zurück bekomme, dann muss ich auch sagen, dass ich den Verleih irgendwann einstellen würde, weil ich das auch nicht einsehe.
Ich glaube, dass es zum Teil auch davon abhängt, in was für einer Nachbarschaft man lebt. Wenn man die Nachbarn nur vom Treppenhaus kennt und sich sonst vielleicht nicht mal grüßt, wenn man sich über den Weg läuft, dann würde ich mir wirklich überlegen wie dringend ich die Zutat brauche und es dann dementsprechend entscheiden. Wenn es dringend ist, dann würde ich es wahrscheinlich auch machen und dann bei den Nachbarn klingeln, jedoch würde ich dann schauen, dass ich ihnen dann entweder eine Kleinigkeit später vorbei bringe (eine Tafel Schokolade oder ähnliches) und dass es nicht noch mal vorkommt.
Bei mir in der Nachbarschaft, wo ich auch aufgewachsen bin, ist es mit zwei Nachbarn aber recht normal gewesen, dass man sich da mal was geborgt hat. Da haben die Nachbarn dann auch öfters mal angerufen (also vielleicht ein bis zwei Mal im Monat) ob sie sich was leihen können. Da hat dann aber auch jeder jedem geholfen und es war alles im Rahmen des Vertretbaren - also weder regelmäßig, noch extrem viel, sodass man es immer akzeptieren konnte. Außerdem funktionierte es hier nach dem Prinzip "eine Hand wäscht die andere" und jeder hat sich gefreut, wenn er auf einen Sonntag die letzte Zutat für den Kuchen bieten konnte. Meist gab es dann ja auch ein Stück.
Ich kenne das vom Hören. In Filmen, Zeichentrickserien oder anderen Geschichten hört man öfters, dass jemand einen Kuchen backen möchte und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ein Ei fehlt. Davon habe ich in der Realität wenig mitbekommen und ich selbst würde meine Nachbarn auch nicht belästigen, wenn mir Nahrungsmittel fehlen würden.
Zum Glück ist es mir auch nicht so oft passiert, dass zum Kochen eine Zutat gefehlt hat. Oder aber sie war durch eine andere austauschbar bzw. wurde doch noch im benachbarten Supermarkt schnell geholt. Irgendwie wäre mir das auch schon ein wenig unangenehm, da die Nachbarn zu fragen, gerade bei offenen Lebensmitteln wie Mehl. Und wer weiß, wie lange die Eier schon bei jemandem lagern. Ich muss gerade an eine ehemalige Freundin denken, die leichthin ihre vier Wochen alten Wassermelonenscheiben anbot.
Ein älterer Nachbar, der jetzt leider tot ist, hat früher immer versucht Kaffee zu erschnorren. Ich sage bewusst Schnorren, weil er gar nicht erst von Leihen oder Zurückgeben gesprochen hat. Pünktlich zum Monatsende klingelte es an den Wochenenden und er fragte nach ein wenig Kaffeepulver. Er hat irgendwie nie verstanden, dass ich keines habe, weil wir nur eine Senseo haben.
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