Aufschrei wegen Özil und Gündogan gerechtfertigt?

vom 15.05.2018, 09:59 Uhr

Momentan ist ja helle Aufregung in den Medien, wegen des Treffens von Mesut Özil und İlkay Gündoğan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Nun haben beide massive Kritik zu ertragen, denn ihnen wird aktive Wahlhilfe für Erdogan und fehlendes politisches Bewusstsein vorgeworfen. Manche Forderungen gehen ja sogar so weit, dass man Beide aus dem Kader der deutschen Fußballmannschaft streichen solle.

Sicherlich hat dieses Treffen einen etwas komischen Beigeschmack, aber rechtfertigt dieses einen solchen Aufschrei? Wie bewertet ihr denn dieses Treffen? Sollte es eurer Meinung nach irgendwelche Konsequenzen haben, um die Öffentlichkeit zu beschwichtigen oder wie entschärft man denn diese etwas aufgeheizte Situation?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



In Anbetracht der Situation in Deutschland haben diese Nationalspieler allen "Deutschen mit Migrationshintergrund" einen Bärendienst erwiesen und dem rechten Flügel Bestätigung geliefert. Es mag unklug sein, aber an Hand so eines Treffens werden wieder Diskussionen bzgl. Loyalität zum Staat und vor allem zum Sinn der doppelten Staatsbürgerschaft losgetreten. Hier hat man dann den scheinbaren Beweis, dass sich sogar Nationalspieler mit Migrationshintergrund (selbst wenn sie in der BRD geboren wurden) nicht wirklich integrieren wollen und sich immer loyal zum Staat der Eltern verhalten werden - nicht zu Deutschland.

Hinzu kommt auch die Tatsache, dass der Präsident der Türkei massiv die Demokratie aushöhlt, die Grundlagen der Türkei erschüttert (Laizismus) und vor allem andere Deutsche mit türkischen Wurzeln massiv verfolgen lässt, wenn diese sich der Opposition anschließen bzw. Kritik an der Türkei üben.

Unpolitisch war die Aktion in jedem Fall nicht und sollte vor dem Hintergrund der WM tatsächlich aufgearbeitet werden. Man stelle sich vor, andere Nationalspieler lassen sich öffentlichkeitswirksam mit einem Alexander Gauland oder einer Alice Weidel fotografieren. Wäre dies dann auch unpolitisch und "privat"? Und ich sehe ich AKP nicht wirklich weniger bedenklich, als z.B. die AfD. Nur das die AKP auch die Macht in Händen hält.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das ausgerechnet der liebe Mesut Özil hier auffällig ist, finde ich nach dem Preis für gelungene Integration ja vorbildlich. Der gnädige Herr und ich kenne ihn aus der Jugend unseres Fußballvereins ein damals guter Fußballer war/ist, steht außer Frage, aber ist auch überbewertet als Spieler und Mensch im Allgemeinen.

Das der Aufschrei da ist, war doch logisch. Er soll bitte mit seinem Kumpano Gündogan nicht behaupten, dass dies nur eine freundliche Geste war. Denn wer Mesut Özil mal genauer beobachtet weiß, dass er streng muslimisch ist, wie wenige muslimische Spieler in den europäischen Vereinen. Er betet vor dem Spiel, das sieht man wie er die Hände hält. Er küsst eine Bretzel, die weggeworfen wird, weil es im Islam eben sich so gehört, während des Spiels, sodass gegnerische Fans ihn dauernd mit solche Taten provozieren.

Er steht als deutscher Nationalspieler im Fokus für westliche Werte, Toleranz vielem gegenüber, aber bestimmt nicht dafür, was Erdogan mit der Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, dem Menschenrecht, freie Sexualität & Co tut. Damit hat sich der Özil und Gündogan ein Eigentor geschossen und zeigt mir wieder nur einmal das, dass ich schon immer gesagt habe! Er ist nur in der deutschen Nationalmannschaft, weil sie besser dotiert ist, er hier größere Chancen hat, aber im Herzen ist der gebürtige Gelsenkirchener ein Moslem, der Heimattreu ist, obwohl er in Deutschland geboren ist.

Ich verbiete niemanden, die Heimat der Eltern geil zu finden usw. Das ist aber wie mit den Libanesen aus dem Pott, die hier in 3-4 Generation leben, nie den Libanon gesehen haben, aber sich als Libanese sehen und auf die Deutschen scheißen. Das tut Özil nicht direkt und auch Gündogan nicht, aber jemanden zu huldigen unter denen Homosexuelle mit Polizeigewalt in Istanbul von einer freien Demo weggezogen werden, der den Harem fördert, seiner Alten das Kopftuch aufsetzt und mehr, geht gar nicht!

Gündogan schießt mit „meinem Präsidenten“ sogar den Vogel nochmal ab, dann möge er bitte auch für die Türkei spielen, aber sorry, das bringt ja nicht die Kohle, die man wünscht, stimmts? Emre Can hat das Angebot von Erdogan ebenfalls abgelehnt und das zeigt eben auch, dass er sich der Brisanz bewusst war und das es nicht unhöflich ist, nur weil man türkische Wurzeln und Spitzensportler ist, das Treffen abzulehnen.

Özil und Gündogan sind im Übrigen nicht das erste Mal aufgefallen. Sie haben auch schon mit Rappern sich ablichten lassen, die teilweise salafistisches Gedankengut rappen! Also davon mal ganz abgesehen. Abgesehen davon fällt es mir schwer, dass die beiden erwachsenen Männer nicht verstehen wollen, was daran den Deutschen und anderen auf den Sender geht. Sie tun so, als seien sie 15 und hätten keinerlei Idee gehabt, was das Thema mit sich bringen würde.

Hinzu kommt, dass Erdogan auf Wahltour ist und die beiden sollen mir nicht erzählen, dass sie das nicht wussten. Er hat auch ganz bewusst drei türkische Spieler der Premier League, weil er in England war, eingeladen. Eben Özil, Gündogan und Can. Damit hätte man wohl sehr wohl als ahnungsloser und dummstellender Fußballer erahnen können, wofür mich "mein geliebter Präsident" nun benutzt und sie haben teilgenommen!

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Erdogan ist wieder auf Wahlkampftour und Özil trifft ihn zufällig wieder und lädt ihn zu seiner Hochzeit ein. Zufälle gibt es. Das Treffen soll in Istanbul stattgefunden haben. Dort soll er als Oberbürgermeister (90er Jahre!) gesagt haben: "Wir meinen, dass die Demokratie nicht der Zweck, sondern das Mittel ist."

Auf jeden Fall zeigt sich mal wieder, wie naiv es ist, zu glauben, unsere Vorstellungen von Demokratie und Nationalität wären das Maß aller Dinge. Man sollte die 65 Prozent für Erdogan nicht einfach so verharmlosen. Diese Leute wollen keine Demokratie wie sie jetzt noch in Deutschland existiert.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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