Sich schwer damit tun, seine Gefühle einzuordnen?

Dass ich gegenüber bestimmten Situationen gemischte Gefühle habe, kommt bei mir öfter vor. Ich kann mich jedoch nicht daran erinnern, wann ich zuletzt Probleme damit hatte, meine Gefühle einordnen zu können. Genau das ist bei meiner Freundin aber der Fall. Sie hat nun einen neuen Mann kennen gelernt, obwohl sie in einer Partnerschaft ist und meinte zu mir, sie könne ihre Gefühle nicht einordnen.

Was bedeutet es für euch, seine Gefühle nicht einordnen zu können? Bedeutet das das gleiche, wie wenn man sich seiner Gefühle nicht sicher ist? Wart ihr schon einmal in der Situation, dass ihr eure Gefühle nicht einordnen konntet? Wie kam es dazu?

Ich denke, dass deine Freundin damit einfach meinte, dass sie sich nicht sicher ist, ob es wirklich dir große Liebe ist oder eben nur etwas, was man momentan gut findet. Ansonsten kann es ja auch sein, dass der Kopf beispielsweise Nein sagt, aber das Herz Ja sagt.

Ich kann meine Gefühle und meine Gefühlswelt wirklich gut einschätzen und einordnen. Nun bin ich ja auch kein Teenager mehr und mit der Zeit lernt man ja auch dazu und weiß ganz genau, wie man in welcher Situation fühlt und empfindet.

Ich habe nicht sonderlich nahe an meinen Gefühlen gebaut und nehme sie ehrlich gesagt auch nicht sonderlich ernst. Manchmal bin ich beispielsweise schlecht gelaunt und mein treuer Lebensgefährte nervt schon allein deswegen, weil er gerade laut atmet. Aber wenn ich dann genauer aufpasse, merke ich: Aha, Gerbera hat eigentlich ein Hüngerlein oder gerade ein Mittagstief oder die Hormone melden sich mal wieder. Dann kann ich dieses Gefühl auch genauer einordnen und weiß genau, dass es mit meiner Beziehung nicht bergab geht, sondern dass ich einfach nur einen Happen oder eine Pause brauche.

Und im zwischenmenschlichen Bereich war ich schon lange nicht mehr in der Verlegenheit, meine potenziell romantischen Gefühle einer anderen Person gegenüber einschätzen zu müssen. Bei Freundschaften und Bekanntschaften liegt mein Bauchgefühl von Anfang an meistens richtig, was aber leider auch bedeutet, dass ich manche Leute als unsympathisch einschätze, dann kulturell bedingt mein Urteil revidiere, um dann in 9 von 10 Fällen festzustellen, dass die blöde Kuh tatsächlich eine blöde Kuh ist. Aber da sind meine Gefühle oft erstaunlich leicht einzuordnen und auch akkurat.

Ich muss sagen, dass ich auch häufiger mal gemischte Gefühle habe. Aber oftmals konzentriere ich mich nicht darauf, diese dann genau zu analysieren. Das würde ich nur machen, wenn es mir sehr wichtig wäre und mir in irgendeiner Weise helfen könnte.

Oftmals sind es ja nur Kleinigkeiten und wenn man dann mal genauer in sich hineinhorcht, merkt man schnell, welche Ursache dahintersteckt. Wie schon geschrieben wurde, kann manchmal Hunger schon ein einfacher Auslöser sein.

Für mich kommt es auf die Situation drauf an. Grade in der Situation, die du mir geschildert hast, spielt wohl die Vernunft auch eine große Rolle. Wenn man sich bereits in einer Partnerschaft befindet und dann jemand neuen kennenlernt, den man sehr interessant findet, dann muss man sich manchmal erst über die Lage klar werden und dabei ist dann der Kopf, der einem sagt, dass man einen Partner hat und diesen über alles liebt, manchmal nicht grade hilfreich, da er dafür sorgt, dass man sich nicht unbedingt leicht tut, was die eigenen Gefühle angeht.

An sich würde ich sagen, dass ich ein Mensch bin, der seine Gefühle schon im Großen und Ganzen im Griff hat und sich über diese schon recht klar ist. Mein Problem an der ganzen Sache ist jedoch eher, dass ich nicht weiß, was ich will - und ja, das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Ich weiß zwar, wie ich mich fühle, aber ich kann mich dann oft trotzdem nicht entscheiden, was besser für mich ist und denke alles immer zehn Mal durch, was dazu führt, dass ich es am Ende auch nicht mehr weiß.