Sind Hausärzte in euren Augen richtige Ärzte?

vom 27.02.2019, 08:27 Uhr

Ich habe nun schon einige Male das Vorurteil gehört bzw. gelesen, dass Hausärzte ja keine richtigen Ärzte sein sollen. Denn diese wären ja nicht spezialisiert und würden daher alle Bereiche ansatzweise kennen, aber nichts so richtig. Es gibt Studien zu diesem Thema, die sich damit beschäftigen, warum so wenige Studenten eine hausärztliche Weiterbildung anstreben und dort wird dieses Vorurteil bzw. Image als Grund oft genannt.

Ich finde nicht, dass Hausärzte keine richtigen Ärzte sind und kann so eine Denkweise so gar nicht nachvollziehen. Wie ist das bei euch? Findet ihr, dass Hausärzte "richtige" Ärzte sind oder seid ihr anderer Ansicht? Woher kommt dieses Vorurteil?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wenn man sich mal angesehen hat wie hart dieses Studium ist, dann ist das wirklich eine Beleidigung. Man studiert ja auch als Hausarzt nicht eben wenig, hat nicht weniger anstrengende Prüfungen und muss bis zu einem gewissen Punkt dasselbe leisten. Hausärzte sind richtige Ärzte und haben es in meinen Augen auch teilweise schwerer, weil sie alles erkennen müssen und sich daher vielseitig weiterbilden müssen und nicht nur in einem Bereich. Vorurteile gibt es aber immer wieder. Wobei ich auch nicht glaube, dass man deswegen eher Facharzt wird, das hat wohl eher andere Gründe.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Einmal wirkt da einfach noch der frühere praktische Arzt nach. Das war schließlich bis 1990 die Bezeichnung für niedergelassene Mediziner, die keine weitere Ausbildung hatten. Und bis 2003 konnte man sich noch ohne jegliche Weiterbildung als klassischer Hausarzt niederlassen. Das ist also noch nicht so lange her, dass das mit der Qualifikation durchaus stimmte.

Und die nächste Frage ist ganz einfach die Kohle. Schlechter als Hausärzte verdienen nur Kinderärzte. Ganz viele Fachrichtungen sind besser. Außerdem träumen die wenigsten Studierenden von der eigenen Praxis. Die meisten wollen im Krankenhaus Karriere machen und qualifizieren sich in passende Fachrichtungen. Erst wenn das in der Sackgasse landet, wird eine Praxis gesucht.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ja, eigentlich schon. Sie haben Medizin studiert und verschreiben mir meine Blutdrucksenker. Und wenn etwas "Spezielles" defekt ist, bekomme ich eine Überweisung zur medizinischen Fachkraft. Mit derlei Anliegen kann ich wohl schlecht zum Bäcker oder zum Schlüsseldienst gehen.

Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass in der breiten Bevölkerung so viel Fachwissen verbreitet ist, wer es wie und auf welche Art zum Arztberuf geschafft hat und welche Weiterbildungen bis 2003 nötig waren. Das ist den meisten Leuten, die beim Hausarzt ihre Alltagsprobleme kurieren lassen, wohl auch völlig egal. Wahrscheinlich gibt es hier mal wieder ein paar siebengescheite Kleingeister, die auch der Meinung sind, nur klassisches Ballett sei "richtiger" Tanz und elektrische Gitarren erzeugten keine "richtige" Musik und die die Nase über Leute rümpfen, die etwas anderes studiert haben als sie es gerne gemacht hätten.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera, es ist weniger das tatsächliche Wissen, sondern es ist eher das kulturelle Gedächtnis. Der Hausarzt stand ewig gefühlt auf einer Stufe mit dem Apotheker. Das waren die praktischen Helfer im Alltag, aber die Götter in Weiß hatten eine Spezialisierung. Mit der Aufwertung wurde erst vor knapp 30 Jahren begonnen und so richtig gleichgestellt ist der Allgemeinmediziner erst seit zehn Jahren. Das wirkt eben noch ordentlich nach.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ein Hausarzt hat im allgemeinen sehr wohl eine Facharztausbildung, ist also Facharzt. Mein Hausarzt ist zum Beispiel Facharzt für Allgemeinmedizin. Oft sind Hausärzte auch Internisten. Ärzte, die keine Fachärzte sind, also früher die praktischen Ärzte, dürfen sich gar nicht mehr niederlassen. Aber auch das waren "richtige" Ärzte mit vollem Medizinstudium, nur eben ohne Facharztausbildung. Fachärzte für Allgemeinmedizin halte ich sogar für sehr kompetent, weil sie den Gesamtüberblick haben und sich in fast allen Gebieten auskennen und Symptome ganzheitlich einordnen können.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke auch dass Hausärzte oder Allgemeinmediziner genauso Ärzte sind wie alle anderen auch. Ganz im Gegenteil, ich finde sogar, dass sie noch viel mehr drauf haben müssen als die sogenannten Spezialisten. Die Spezialisten wie Augenärzte, Hautärzte oder Hals-Nasen-Ohrenärzte, müssen sich mehr oder weniger nur um ihren Bereich kümmern und eventuell ein wenige über den Tellerrand hinaus schauen. Ein Hausarzt ist zwar nicht spezialisiert, muss sich aber zumindest mit gewissen Symptomen auseinandersetzen um seine Patienten dem richtigen Spezialisten zuordnen zu können.

Er ist also angehalten sich nicht nur um einen gewissen Bereich abzudecken, sondern muss sich im Prinzip in jeder Sparte der Medizin ein wenig auskennen. Zusätzlich haben manche Hausärzte nicht nur die Allgemeinmedizin, sondern bieten auch noch andere Heilpraktiken an. Mein Hausarzt ist zum Beispiel noch Physiotherapeut, und kann damit über die Allgemeinmedizin hinaus auch noch andere Therapien anbieten.

Natürlich könnte ein Hausarzt niemals einen Spezialisten ersetzen, dafür bilden sich diese Ärzte ja auch intensiv auf ihr Spezialgebiet weiter. Ich denke dass der Grund für die Spezialisierung entweder im Verdienst oder im Klientel zu finden ist. Der Allgemeinmediziner ist nun mal für die Allgemeinheit da und dann liegt es ja auch noch daran, ob man ein Kassenarzt sein möchte oder sich nur mit Privatpatienten abgeben möchte, was dann das Klientel betreffen dürfte. Von daher finde ich auf jeden Fall, dass Hausärzte die richtigen Ärzte sind, wahrscheinlich auch am ehesten noch mit Leib und Seele dabei sind.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Als Allgemeinarzt wäre ich wohl ganz schön beleidigt wenn ich so etwas lesen würde. Auch Allgemeinärzte müssen Ihr Medizinstudium abschließen und das ist nicht ohne. Ich kann es grundsätzlich verstehen das Leute denken das ein Allgemeinarzt vielleicht nicht so qualifiziert ist wie ein Facharzt eben weil er ein so breites Spektrum bedienen muss. Aber erstens heißt das nicht das er kein richtiger Arzt ist und die Bereiche nur „Ansatzweise kennen“. Und Zweitens muss der Hausarzt eben nicht auf jedem Gebiet der Spezialist sein, dafür gibt es eben dann die Fachärzte.

Ein Allgemeinarzt ist für die ersten Untersuchungen da, bzw. um die Alltäglichen Krankheiten zu behandeln, und um einzuschätzen ob ein Patient zur Weiterbehandlung zu einem Facharzt muss oder nicht. Und das machen die meisten Allgemeinärzte ganz hervorragend. Wenn ich daran denke mit jeder Kleinigkeit zu einem Facharzt gehen zu müssen wird mir gleich ganz anders. Fachärzte sind vielleicht auf ihrem speziellen Gebiet Spitzenklasse, können aber oft andere „leichtere“ Diagnosen gar nicht stellen weil Ihnen das Wissen bzw. die Erfahrung dazu fehlt.

Ich denke auch das eine eigene Praxis einfach zu unattraktiv für die meisten Studenten ist. Man verdient wenig und hat noch dazu eine wahnsinnige Verantwortung (wie alle Selbstständigen) und dazu noch den ganzen Stress. Vom Zeitaufwand ganz abgesehen. Ein Arzt in einer Klinik hat irgendwann Feierabend. Ein Arzt der mit seiner eigenen Praxis selbstständig ist macht genaugenommen nie Feierabend. Man nimmt sich immer ein wenig Arbeit mit nach Hause.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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