Entspannen mit Genussmittel reine Einbildung

Neulich habe ich gelesen, dass jede Zigarette, die man raucht dem Körper eher Stress macht und ihn aufwühlt. Aber viele Menschen denken, dass sie bei einer Zigarette entspannen. Auch das Feierabendbier ist für einige Menschen eine Entspannung. Das meinen sie jedenfalls. Aber Alkohol entspannt denn Körper nicht, wo stand es in dem Artikel. Eine Bekannte meinte neulich zu mir, dass sie nun einen Kaffee braucht zum „runterkommen“. Dabei puscht Kaffee ja den Körper eher auf als dass man durch den Genuss „herunterkommt“.

Warum bilden sich Menschen ein, dass sie durch Genussmittel entspannen können, wo es bei den meisten Genussmittel eher zu einer Spannung als zu einer Entspannung kommt? Kennt ihr noch mehr Genussmittel, die nicht entspannen, sondern eher das Gegenteil bewirken?

Zwar rauche ich nicht und mag auch kein Bier, aber ich "entspanne" gern bei einem Glas Rotwein, wobei die Wirkung des Rotweins bei mir eher eine gewisse Schläfrigkeit gepaart mit entspannender Gleichgültigkeit bewirkt. Wenn mich tagsüber etwas aufgeregt hat, dann sehe ich die Sache beim Trinken des Weins gleich viel gelassener. Mir ist aber bewusst, dass man vorsichtig sein muss, um nicht in eine Abhängigkeit zu rutschen. Zum Glück macht mich der Wein zuverlässig so müde, dass ich gar nicht allzu viel trinken könnte, weil ich sowieso einschlafen würde.

Klar entspannen diese Stoffe. Sie tun es zumindest am Anfang der Karriere. Nikotin verstärkt die Dopaminausschüttung und schafft Glücksgefühle. Die Konzentration steigt und die Laune hebt sich. Außerdem entspricht das tiefe Inhalieren, das Halten und das bewusste Ausatmen entspannenden Atemtechniken.

Der Haken ist, dass sich auf Dauer die Rezeptoren verändern. Erst braucht man mehr. Und dann irgendwann braucht man das Nikotin, um überhaupt so entspannt zu sein wie vorher ohne. Das ist bei Alkohol ähnlich. Und natürlich fühlt man sich dann besser, wenn man seine Dosis bekommt.

Was mich entspannt, kann nur ich wissen, das erfahre ich sicher nicht aus einem Zeitungsartikel. Es kommt bei mir auf den Anlass an. Wenn ich morgens keine Lust habe aufzustehen, überzeuge ich mich selbst davon, dass ein perfekter Espresso mir jetzt weiterhilft. Quasi als Belohnung fürs Aufstehen. Natürlich ist das wissenschaftlich nicht nachweisbar, weil Koffein erwiesenermaßen erst nach 8 Stunden im Körper wirkt.

Also munterer macht mich nur die Belohnung, die ich mir gönne. Wenn ich abends einen Kaffee oder ein Glas Wein/Prosecco genieße, dann eben weil ich gemütlich über den Tag nachdenke und er mir in diesem Fall zur Entspannung dient. Dafür schaffe ich auch die entsprechenden Rahmenbedingungen, also wunderschönes Geschirr/Glas und Blümchen auf dem Tisch, Zigaretten und Aschenbecher griffbereit, entspannende Musik, oder eine Folge meiner Lieblingsserie.

Mit Zigaretten geht's mir genauso, es sind diese 5 Minuten und das tiefe Durchatmen, was mich entspannt und mir Kraft gibt wieder motiviert weiter zu arbeiten, oder mich zu beruhigen, weil ich mich gerade ärgern musste.
Genussmittel dienen mir also dafür, wofür ich sie gerade brauche.
Gesund sind sie ja alle nicht, also sollten sie das auch!