Wie reagiert der Arzt auf eure Verdachtsdiagnose?
Nicht selten gehen Leute zum Arzt und haben vorher im Internet geschaut, was sie haben könnten und konfrontieren auch den Arzt damit. Aber nicht jeder Arzt ist dem auch offen gegenüber. Manche Ärzte blockieren dann und ignorieren wohl den Verdacht, aber manche Ärzte sind diesen Verdachtsdiagnosen auch sehr offen und erklären einem warum es sein könnte oder warum eben nicht.
Wie aber reagiert euer Arzt auf eure Verdachtsdiagnosen? Ist dieser offen dem gegenüber oder blockiert er? Denkt ihr, dass es richtig ist, wenn man seine Verdachtsdiagnose dem Arzt mitteilt oder sollte man da voll und ganz dem Arzt vertrauen?
Wenn ich über meine Hausärzte nachdenke, werde ich einfach nur wütend. Bei der geballten Inkompetenz, die ich bereits erleben musste, denke ich, dass ich mithilfe von Dr. Google selber eine bessere Hausärztin abgeben würde.
Ich google nämlich ab und zu tatsächlich Symptome. Nicht jedes Mal spreche ich meinen Arzt darauf an, weil manches ja doch sehr unspezifisch ist und alles mögliche bedeuten könnte. Aber wenn ich einen begründeten Verdacht habe, spreche ich das sehr wohl an. Und tja, was soll man sagen, mit meinen eigenen Vermutungen lag ich schon häufiger richtig als meine Ärzte.
Als Teenager hatte ich immer schlimme Magen- und Verdauungsprobleme. Da ist eine Laktoseintoleranz ja ziemlich naheliegend. Jedenfalls sprach ich das selber an. Mein Hausarzt vermutete, anstatt mich zum Gastroenterologen zu schicken, erstmal Stress in der Schule und Liebeskummer. Erst nach der dritten Visite bekam ich endlich einen Überweisungsschein und mein Verdacht erwies sich als richtig.
Bei meiner Gastritis war ich auch bei einer Hausärztin und sagte direkt, dass es sich vermutlich um eine Gastritis handelt, weil ich schon mal eine hatte und mich an die Symptome erinnere. Trotzdem verschrieb sie mir erstmal ein Medikament für ein anderes Leiden. Dabei bat ich explizit um die Tabletten, die mir damals gut geholfen haben. Erst nach mehreren Folgeuntersuchung einschließlich einer Magenspiegelung stellte sich mein Verdacht als richtig heraus und ich bekam meine Tabletten.
Bei mir blockieren Ärzte grundsätzlich immer. Ich teile dem Arzt in dem Sinne oft gar keine Verdachtsdiagnose mit. Ich sage dann oft nur, dass ich ein Röntgenbild der Lunge brauche oder er bestimmte Blutwerte testen soll. Einem Arzt vertraue ich grundsätzlich nicht. Dann wäre ich wohl schon tot.
Glücklicherweise bin ich gesundheitlich halbwegs auf der Höhe und muss meistens nur wegen Alltags-Wehwehchen zum Arzt. Die ein, zwei chronischen Geschichten schleppe ich nebenbei mit durch. Bisher bin ich aber ganz gut damit gefahren, dass ich meine Symptome auf eine Art geschildert habe, die eindeutige Schlüsse zulässt und auch frühere Diagnosen bei vergleichbaren bis identischen Symptomen eingestreut habe. Direkt zu sagen: Ich glaube, ich habe Hashimoto, weil ich im Internet eine Liste von Symptomen gelesen habe, erscheint mir doch etwas vermessen.
Ich kann umgekehrt auch verstehen, dass Mediziner allmählich etwas genervt reagieren, weil Hinz und Kunz ihre Symptome googeln und vom Arzt dann nur noch eine Bestätigung wollen, weil sie ja selber so gescheit sind. Ich höre zwar auch immer wieder Anekdoten, in denen sich Ärzte nicht gerade geschickt angestellt haben, aber ich will gar nicht wissen, wie oft so eine Hausärztin am Tag hört: "Das ist bestimmt die Gallenblase/Bandscheibe/Gebärmutter!", obwohl es sich um absoluten Schwachsinn handelt, den man den Patienten dann mühsam wieder ausreden muss, weil das Internet ja eine eindeutige Diagnose gestellt hat.
Gerbera hat geschrieben:Ich kann umgekehrt auch verstehen, dass Mediziner allmählich etwas genervt reagieren, weil Hinz und Kunz ihre Symptome googeln und vom Arzt dann nur noch eine Bestätigung wollen, weil sie ja selber so gescheit sind.
Umgekehrt habe ich es aber auch schon erlebt, dass der Arzt von allein tatsächlich nicht auf die korrekte Diagnose gekommen ist, weil er vorschnell von einer Allerweltskrankheit ausgegangen war. Beispielsweise wurde vor einigen Jahren mein sehr hartnäckiger Husten als Zeichen einer verschleppten Erkältung bewertet. Als ich dem Arzt nach mehreren Konsultationen vorschlug, mal auf Keuchhusten testen zu lassen, stimmte man mir eher widerwillig zu. Am Ende hat sich mein Verdacht bestätigt, denn ich hatte tatsächlich eine Keuchhusteninfektion.
Ich hatte mal in der Schule einen Unfall und habe mich dabei verletzt. Etwa ein halbes Jahr später hatte ich einen Unfall mit ähnlichen Verletzungen. Da es eben genauso aussah und sich anfühlte wie beim ersten Mal, habe ich dem Arzt auch direkt meine Verdachtsdiagnose ohne die Hilfe vom Internet mitgeteilt.
Der Arzt selbst hat komisch reagiert. Er hat mir erst nicht zugehört und hat dann kritisiert, warum ich ihn mit so etwas behellige und dass ich das nächste Mal mit ernsteren Problemen zu ihm kommen soll. Bei dem Arzt war ich danach nie wieder. Da das Mittwoch Nachmittag war und meine Ärztin da geschlossen hatte, musste ich auf eine Alternative ausweichen.
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