Homeoffice als Karrierekiller ansehen?

vom 06.03.2019, 09:34 Uhr

Über das Homeoffice ist hier schon lang und breit diskutiert worden. Das Konzept hat ja durchaus Vorteile, wenn man an flexible Arbeitszeiten denkt, dass man sich den Anfahrtsweg spart und in Pausen so viel im Haushalt schaffen kann. Hinzu kommt, dass man nicht von Kollegen bei der Arbeit gestört und abgelenkt werden kann.

Es gibt aber auch Nachteile. So kriegt man den Flurfunk nicht mit und es kann sein, dass man vieles nicht mitbekommt, was im Betrieb besprochen worden ist - je nachdem wie das Unternehmen strukturiert und organisiert ist und ob alle Mitarbeiter per Email über Neuigkeiten informiert werden.

Ein Bekannter von mir ist der Ansicht, dass Homeoffice der Karrierekiller Nr. 1 wäre. Denn so wäre man quasi "unsichtbar" und es wäre schon vorgekommen, dass in seinem Betrieb nur Menschen befördert worden wären, die nie Homeoffice machen würden. Ob das jetzt wirklich am Homeoffice lag, dass man nicht befördert worden ist, sei jetzt mal dahin gestellt. Wie denkt ihr darüber? Meint ihr, dass das Homeoffice tatsächlich ein Karrierekiller darstellen kann oder seid ihr anderer Ansicht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke und vielleicht ist dies naiv, dass immer noch die Arbeitsleistung zählt und wenn man gut arbeitet, dann wird das in der Regel auch so wahrgenommen und auch von einem Arbeitgeber nicht einfach ignoriert. Home Office hat ja vom Arbeitgeber aus auch etwas mit Vertrauen zu tun, finde ich und so ist man sicherlich nicht egal. Mit entsprechender Leistung kann man immer punkten. Als Karrierekiller würde ich es daher nicht bezeichnen, aber das Arbeiten ist deutlich anders und dessen muss man sich bewusst sein. So etwas ist eben auch nicht für jeden etwas.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich könnte mir eher umgekehrt vorstellen, dass bestimmte Aufgabengebiete, die für Home Office besonders geeignet sind, zugleich nicht unbedingt die idealen Karrieresprungbretter darstellen. Vielleicht ist das wiederum naiv von mir, aber mein Job hat mit "Karriere" nichts zu tun, weswegen ich nur sehr unkonkrete Vorstellungen habe. Karriere bedeutet für mich vor allem Management- und Führungsaufgaben, formellen und informellen Umgang mit Mitarbeitern, Vorgesetzten und Entscheidungsträgern, und eben auch Networking und die Fähigkeit, sich und das Unternehmen gut zu "verkaufen".

All dies wird in meinen Augen schon dadurch erschwert, dass man seine Arbeit von zu Hause aus erledigt, weil man so schnell zwischendurch Wäsche waschen kann oder sich die Pendelei erspart. "Karrieremenschen" haben in meiner Vorstellung keine Zeit für die Wäsche und auch kein Problem mit Pendeln, weil sie prinzipiell bereit sind, auch mal eben für eine Woche nach New York oder Hongkong zu jetten, weil es mit der dortigen Niederlassung schlecht aussieht. Überspitzt formuliert. Und dieses Bild, sei es nun realistisch oder nicht, verträgt sich nur sehr schlecht mit Arbeiten und auch Persönlichkeiten, die lieber am heimischen Küchentisch vor sich hin werkeln.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Natürlich ist das mit der Karriere und dem Home Office ein Problem. Da gilt zuerst, aus den Augen aus dem Sinn. Wen der Chef nur aus Mails und Telefonaten kennt, den berücksichtigt er seltener als Frau Meyer und Herrn Müller, die immer im Büro sichtbar sind. Das zeigen dann auch Untersuchungen. Im Home Office gibt es weniger Gehalt, seltener Gehaltserhöhungen und Beförderungen.

Dazu bekommt man in der Regel die schlechteren Aufträge. Denn wenn die verteilt werden, melden sich die Kollegen vor Ort für die interessanten und prestigeträchtigen Projekte. Das Homme Office verkommt dann zu Rudis Resterampe.

Dazu kommt dann noch das Image. Obwohl die Menschen Zuhause statistisch gesehen länger arbeiten, unter höherer Arbeitsverdichtung leiden und mehr leisten, kommt das beim Chef der nicht an. Der hat die Kinder und die Waschmaschine, die man mal eben anstellt im Kopf, schätzt die Leistung als geringer ein. In Umfragen möchten 20% der Chefs gar pauschal 20% weniger zahlen, wenn ein Mitarbeiter nicht im Büro ist.

Und ab einer gewissen Hierarchiestufe klappt es mit dem Home Office sowieso nicht mehr. Als ich noch fest angestellt war hatte ich Prokura und habe direkt dem Vorstand berichtet, Da wartet aber niemand darauf, dass die gute Frau auch mal ins Büro kommt, um den präsenten Teil des Jobs zu machen. Da muss man anwesend sein, wenn einer etwas von einem möchte. Und aus dem Home Office in so eine Position befördert zu werden, das ist eben unwahrscheinlich, weil man es diesem Mitarbeiter nicht zutraut und annimmt, dass der gar keine Karriere machen will.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Wenn man befördert wird bedeutet das in der Regel ja nicht nur mehr Gehalt sondern auch mehr Verantwortung. Und oft betrifft diese Verantwortung andere Mitarbeiter. Für den Vorgesetzten ist es also wichtig jemanden zu finden, der nicht nur seine Arbeit gut macht sondern auch eine gewisse Sozialkompetenz hat und deshalb in der Lage wäre ein Team zu leiten, neue Mitarbeiter einzuweisen oder was sonst eben so anfällt.

Da ist man wahrscheinlich wirklich etwas im Nachteil wenn man sich nur selten in der Firma blicken lässt und dadurch natürlich kaum Möglichkeiten hat seine Sozialkompetenz unter Beweis zu stellen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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