Vor eigenen Kindern keine Tränen zeigen wollen?

vom 03.03.2019, 17:18 Uhr

Eine Bekannte hat ein Kleinkind, das mittlerweile ein Jahr alt ist. Wie ich mitbekommen habe, will sie nicht vor ihrem Kind weinen, egal aus welchem Grund. Wenn das Kind sich verletzt hat oder es ihm schlecht geht und ihr die Tränen kommen, versucht sie sie zu unterdrücken oder geht kurz aus dem Raum, wenn ihr Partner da ist. Und auch sonst versucht sie nicht zu weinen.

Sie meinte, dass sie nicht will, dass ihr Kind sie verletzlich sieht und möchte für ihr Kind stark sein und auch so herüberkommen. Macht ihr das selbst auch so bei euren Kindern? Ist es gut vor den Kindern zu weinen oder sollte man das vielleicht wirklich lieber sein lassen? Ich habe so etwas noch nie zuvor gehört und ich weiß, dass meine Mutter das ganz anders gehandhabt hat.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Wenn ich traurig bin, dann weine ich. Man kann einem Kind sehr wohl erklären, warum man weint und ich finde es absolut abartig vor einem Kind etwas zu spielen, was man nicht ist. Was lernt denn das Kind davon? Gefühle soll man nicht zeigen. Trauer gibt es nicht und man muss immer stark sein. Das ist genauso ein Blödsinn wie der Ausspruch, dass Jungs nicht weinen dürfen.

Man ist ein Mensch mit Emotionen und dies sollte man auch seinen Kindern vermitteln. Diese bekommen sonst ein total gestörtes Verhältnis zu den eigenen Emotionen. Mein Sohn weint ja auch und ich tröste ihn dann. Wenn ich mal weine, dann hat das auch Gründe. Beispielsweise ging es neulich einer Verwandten sehr schlecht und dann musste ich weinen. Da habe ich meinem Sohn dann auch erklärt, dass ich eben traurig bin, weil meine Verwandte im Krankenhaus liegt und es ihr nicht so gut geht. Ob er das jetzt alles schon so versteht ist eine Sache, aber ich will ihm einfach auch zeigen, dass es normal ist und mich mit meinen Emotionen nicht verstecken.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Meine Güte, für mich hört sich das an, als würde die Dame öfter losheulen als ihr einjähriges Kleinkind! Wie dramatisch geht es denn bei denen zu Hause zu, dass ständig geweint wird? Oder hat die Gute derart nah am Wasser gebaut, dass sie losplärrt, wenn sich der Nachwuchs lang legt? Dann wird sie noch viel Grund zum Weinen haben - Kleinkinder landen meiner Erfahrung nach gefühlt alle 20 Minuten auf der Nase, und je umtriebiger sie werden, desto schlimmer wird es.

Ich fände es also auch verfehlt, vor meinem Kind wegen Nichtigkeiten zu heulen, weil man so wieder eine unbeherrschte Heulsuse in die Welt setzt. In dem jungen Alter ist es wohl noch recht egal, aber wenn mal ein Kindergartenkind vom Fahrrad fällt und Mutti losheult, bekommt das Kind doch eine völlig falsche Vorstellung davon, wie man mit seinen Gefühlen umgeht und wie man Katastrophen von Unannehmlichkeiten unterscheidet.

Auch wenn die Kinder älter sind, finde ich zwar einerseits durchaus, dass man als Elternteil den gesunden Umgang mit Gefühlen aller Art vorleben sollte und auch negative Gefühle nicht immer wegdrücken oder so tun, als sei alles in Ordnung, auch wenn einen das pubertäre Balg gerade böse gekränkt hat. Gefühle zu verbergen und zu verdrängen hat mit "Stärke" nichts zu tun. Aber andererseits zeugt es auch nicht von einem gesunden Umgang mit Gefühlen, wenn man als erwachsener Mensch ständig am Heulen ist.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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