Im Wartezimmer das Gespräch mit anderen Leuten suchen?

Ich war heute beim Arzt und musste dann auch einige Zeit im Wartezimmer warten, wobei dann irgendwann auch eine ältere, aber doch sehr flippige gesprächige Frau hereinkam. Sie plapperte die ganze Zeit fröhlich vor sich hin und suchte auch gezielt das Gespräch mit anderen Wartenden, wobei jedoch jeder in seine Zeitschrift vertieft war. Von daher nutzte die Frau dann die Gelegenheit und schaute einer anderen Frau über die Schulter, um sich dann mit ihr über den Inhalt der Zeitschrift auszutauschen.

Normalerweise mag ich es nun nicht so gerne, mit anderen Leuten Smalltalk zu halten, wobei sich gerade im Wartezimmer viele Gespräche auch um Krankheiten drehen, was ich richtig schlimm finde. Allerdings fand ich diese Frau richtig sympathisch und nett, da sie völlig locker drauf war und sehr fröhlich wirkte. Ich denke, dass ich mich da schon gerne auf ein Gespräch mit ihr eingelassen hätte, wenn ich nicht so schnell aufgerufen wäre. Sucht ihr im Wartezimmer das Gespräch mit anderen Leuten? Lasst ihr euch gerne auf Gespräche ein?

Wenn ich in einem Wartezimmer beim Arzt warte, dann habe ich meistens keine Lust mich mit den anderen Leuten zu unterhalten. Auch bei uns gibt es immer wieder, gerade ältere Menschen, die sich gerne unterhalten. Für sie ist der Arztbesuch eine Art Kontaktmöglichkeit, was es für mich ja nicht ist. Ich gehe da einfach nur hin um untersucht zu werden und bin auch nicht besonders gerne dort, wenn ich ehrlich bin.

Wenn ich beim Arzt im Wartezimmer sitze, bin ich in der Regel krank und brauche eine Krankmeldung. Folglich habe ich, dem Gefühl nach, einen Schädel von der Größe eines Ozeandampfers auf den Schultern und kann mir für den Moment nichts Schlimmeres vorstellen, als mit netten, flippigen, fröhlichen und gesellligen Unbekannten Small Talk über den Inhalt versiffter Frauenzeitschriften machen zu müssen.

Und selbst wenn ich nur ein Rezept abholen möchte, sitze ich in der Regel schlecht gelaunt und wortkarg im Wartezimmer, weil die eigentliche Transaktion 15 Sekunden dauert und ich trotzdem eine halbe Stunde meiner kostbaren Freizeit drangeben und mich von meinen Mit-Wartenden anhusten muss, um der Frau Doktor eine Unterschrift abzuluchsen. Da komme ich auch nicht gerade ins Plaudern.

Generell bin ich daher froh, wenn die Leute im Wartezimmer den Rand halten und lesen oder sich sonst irgendwie die Zeit vertreiben. Mich interessieren weder Small Talk noch Privatgespräche von Fremden und ich reagiere schnell gereizt, wenn ich dem Gelaber anderer Leute ausgesetzt bin und nicht entkommen kann.

Mir ist auch aufgefallen, dass bei meinem aktuellen Hausarzt zwar viele ältere Leute ein und aus gehen, diese jedoch nicht den Eindruck gesteigerter Kontaktfreudigkeit machen. Das Vorurteil, Rentner gingen vor allem deswegen zum Doktor, um sich nett zu unterhalten, trifft anscheinend nicht auf alle Wartezimmer zu.

Ich vermeide es wenn möglich immer, mit anderen Patienten im Wartezimmer eines Arztes ins Gespräch zu kommen. Das liegt vor allem daran, dass ich überhaupt kein Bedürfnis habe mit Leuten, die ich nicht kenne, über irgendwelche belanglosen Dinge Gespräche zu führen. Deshalb habe ich meistens den Ebook-Reader dabei, um lesen zu können und signalisiere den anderen Wartenden dann auch gleich, dass ich eigentlich nicht an einem Gespräch interessiert bin.

Es gibt aber auch immer wieder Fälle, bei denen das den Leuten egal ist. Scheinbar braucht es für diese mehr als das versunkene Lesen eines Buches um sie davon zu überzeugen, dass man eigentlich kein Interesse an irgendwelchem belanglosen Gerede hat. Interessanterweise sind das aber selten ältere Menschen sondern meistens Personen in meinem Alter, die einem trotzdem ein Gespräch aufzwingen wollen.

Wenn so etwas passiert sage ich ganz klar, dass es mir leid tue, ich aber kein Interesse an einem Gespräch habe und gerne weiter in meinem Buch lesen möchte. Das stößt den meisten Menschen dann zwar vor den Kopf, aber immerhin wissen dann auch die anderen Wartenden Bescheid, dass sie kein Gespräch mit mir zu suchen brauchen.

Dann gibt es aber auch noch Patienten, die ich häufiger beim Arzt treffe und die ich teilweise auch schon beim Einkaufen oder am Schulparkplatz der Kinder gesehen und dort ein paar Worte mit ihnen gewechselt habe. Dass man mit diesen Leuten dann möglicherweise ein kleines Gespräch wird ist klar und auch etwas anderes, als dies mit einer absolut wildfremden Person zu tun.

Ich muss sagen, dass ich diese fröhliche und flippige Art in einem Wartezimmer nicht sonderlich sympathisch finden würde, wenn da jemand hinein kommen würde und das Gespräch mit anderen Wartenden suchte. Wenn ich in einem Wartezimmer beim Arzt sitze, dann bin ich in der Regel eher angespannt und möchte meine Ruhe haben. Wenn dann jemand plappernd hinein käme und krampfhaft das Gespräch mit mir suchen würde, wäre ich davon doch eher genervt.

Um ehrlich zu sein hätte ich im Wartezimmer nicht das geringste Interesse am Small Talk mit anderen unbekannten Patienten. Es ist eine Sache, mal ein wenig Small Talk zu machen mit der Arzthelferin während die das Rezept ausstellt, das man abholen möchte oder so. Mehr braucht es meiner Ansicht nach aber auch gar nicht.

Ich sehe keinen Sinn darin, mich mit anderen Patienten zu unterhalten (bis auf das allernötigste), daher vermeide ich Gespräche in dem Sinne auch völlig. Ich sehe da für mich keinen Mehrwert und Freunde habe ich auch genug, sodass ich da keinen Bedarf habe, Kontakte zu knüpfen.

Ich glaube auch, dass es Sinn und Zweck der im Wartezimmer befindlichen Stühlen ist, ins Gespräch zu kommen. Meist stehen sie im Kreis so dass man sich gegenüber sitzt und nicht in Reihen wie bei einer Weiterbildung oder so. Die wenigsten haben aber Lust sich zu unterhalten. Wenn sie dort sitzen haben sie ja auch meist mit sich zu tun weil sie sich nicht gut fühlten und da will man sich nicht die Krankheitsgeschichte der Anderen anhören.

Ich arbeite Teilzeit in einer Arztpraxis und da reden die Patienten auch nicht wirklich mit einander während der Wartezeit, sie lesen Zeitung oder gucken ins Handy. Ab und an kommt es schon vor, dass sich Bekannte oder sogar Nachbarn treffen, da wird dann schon geredet. Aber die Leute kennen sich und haben oftmals ein Thema worüber sie sich unterhalten können. Eher die Ausnahme denn häufig sitzen sich kranke wildfremde Menschen gegenüber.

Bei mir kommt es darauf an. In der Regel nehme ich nicht so gerne Kontakt mit anderen Leuten auf, vor allem nicht, wenn diese sich mir aufzwingen und ich so gar nichts mit ihnen gemeinsam habe. Wenn mich dann jemand beim Arzt so zu texten würde, dann würde ich es als sehr anstrengend empfinden und wahrscheinlich auch entsprechend reagieren beziehungsweise versuchen der Person nonverbal, aber dennoch deutlich verstehen zu geben, dass ich nicht Lust habe ein Gespräch mit ihr zu führen.

Vor allem liegt es aber daran, dass ich beim Arzt kein Gespräch mit fremden Leuten führen möchte, dass ich oftmals nur da sitze, wenn ich Probleme habe und wenn es mir schlecht geht. Ich bin in diesen Fällen dann genug mit mir selbst und mit meiner Krankheit beschäftigt, dass ich dann keine Lust habe, mich noch mit anderen Leuten zu unterhalten. Grade dann, wenn man gefühlt kurz vorm Exitus steht, möchte man nicht noch mit anderen fremden Leuten Smalltalk betreiben, vor allem dann, wenn die halbe Praxis zuhört.