Dankbarkeit bei einem Gefallen einfordern?

Jeder von uns braucht ja im Laufe des Lebens die Hilfe von anderen und man selbst tut Freunden oder Familie ja auch öfter mal einen Gefallen. So ist es zumindest bei mir. Ich freue mich dann zwar auch über ein Dankeschön, entweder einfach ausgesprochen, oder auch eine kleine Aufmerksamkeit, wie Blumen, Pralinen oder ein paar Euro, je nach dem wie groß der Gefallen war. Aber ich würde es nie aktiv einfordern, schon gar nicht vor dem Gefallen und bevor die andere Person überhaupt die Chance hat, sich zu bedanken. Ich habe es schon mal erlebt, dass Leute mitten im Prozess der Hilfe beleidigt waren, weil sie sich nicht stark genug gewürdigt gefühlt haben.

Eine Person hat mir zum Beispiel beim Streichen geholfen, was über mehrere Tage ging und es war keine Bezahlung etc. ausgemacht, denn der Vorschlag zur Hilfe kam von ihr. Da das Streichen mehrere Tage gedauert hat, ist die Person einfach am zweiten Tag nicht mehr gekommen, weil ich angeblich nicht dankbar genug war. Dabei war ich die ganze Zeit freundlich und habe nichts negatives gesagt oder Undankbarkeit signalisiert. Und ich habe sogar schon heimlich ein Geschenk für sie bestellt. Mir war das dann zu blöd. Wie geht ihr damit um, wenn Leute schon Dankbarkeit einfordern, obwohl noch gar nichts passiert ist oder bevor ihr überhaupt eure Dankbarkeit zeigen konntet. Findet ihr es okay eine Gegenleistung zu fordern, auch bei kleinen Gefallen bei der Familie?

Auch wenn bei solchen Hilfen im Vorfeld nichts konkretes ausgemacht war, so mache ich dann im Gespräch dennoch immer deutlich, dass ich mich revanchieren werde. Wie die Gegenleistung dann aussieht, das sage ich auch nicht immer unbedingt dazu, aber ich versuche schon der helfenden Person zu vermitteln, dass sie etwas dafür bekommt. Was deiner Streichhilfe nun aufgestoßen ist, das würde ich schon nochmal genauer hinterfragen und klären, weil solch eine Situation wäre mir schon auch etwas unangenehm.

Ich finde es schön, wenn ich für einen Gefallen ein Danke gesagt bekomme. Das reicht mir eigentlich schon und ich brauche da kein materielles Dankeschön in Form von Blumen oder ähnliches. Ich finde es da schöner, wenn eine Hand die andere wäscht und man sich eben auch mal auf die Person verlassen kann, wenn man diese dann im Gegenzug um einen Gefallen bittet.

Ich habe allerdings noch nicht erlebt, dass jemand schon während des Gefallens oder gar vorher ein Dankeschön eingefordert hätte. Das würde ich auch irgendwie komisch finden. Oftmals ist es ja auch so, dass man gar kein Danke gesagt bekommt und es die Person für selbstverständlich nimmt. Dennoch würde ich da nichts einfordern. Daraus werden dann Konsequenzen gezogen und fertig.

Nelchen hat geschrieben:Ich habe allerdings noch nicht erlebt, dass jemand schon während des Gefallens oder gar vorher ein Dankeschön eingefordert hätte. Das würde ich auch irgendwie komisch finden.

Genau deswegen habe ich ein Problem mit Gefallen unter Verwandten oder Freunden, weil sich da so oft ein zwischenmenschliches Minenfeld auftut. Der eine traut sich nur nicht abzulehnen, die andere geht automatisch von Geld oder einem Geschenk als Gegenleistung aus, der dritte möchte sofort einen Gegen-Gefallen, weil er sich sonst ausgenutzt vorkommt und so weiter.

Deswegen habe ich mittlerweile wirklich Hemmungen entwickelt, Leute aus meinem Umfeld für Hilfstätigkeiten wie Streichen, Renovieren oder Umzüge zu rekrutieren, weil ich lieber das Geld für die Profis ausgebe als meine paar Sozialkontakte zu strapazieren. Ich bin schlecht mit Gefallen.

Rein theoretisch finde ich, dass man bei Gefallen aller Art prinzipiell entweder ablehnt oder ohne die Erwartung einer Gegenleistung antritt, sei es das diffuse Konzept von "Dankbarkeit" oder zwei Wochen Babysitten oder 200 Euro. So handhabe ich es mittlerweile auch, weil schließlich niemand Gedanken lesen kann und "Gefallen" sagt, aber "geschäftliche Transaktion" meint. Auf halber Strecke den Hammer fallen zu lassen geht aber gar nicht. Dann sollen die Leute von Vornherein absagen, wenn ihnen mehrere Tage unbezahlte Hilfsarbeiten zu viel sind, aber das traut sich bekanntlich nicht jeder.

Ich bin gerade so dankbar Freunde zu haben, die so etwas nicht wirklich eng sehen. Man hilft sich einfach gegenseitig und gut ist, kein Überlege ob man sich dafür etwas zahlen, schenken oder sich etwas kaufen muss. Es reicht einfach ein herzliches "Dankeschön" und gut ist. Man revanchiert sich ja immer wieder, indem man den Freunden auch hilft und sicherlich ist ein kleines Geschenk immer ganz nett, aber absolut kein Muss bei meinen Freunden und mir. So etwas gibt es eher selten und nicht weil man irgendetwas gemacht hat, sondern weil man vielleicht etwas Schönes gesehen hat.

Dankbarkeit einfordern oder so wie es bei dir abgelaufen ist, finde ich schon wirklich unschön. Als Freunde sollte man auch so füreinander da sein und letztendlich ist man doch auch immer für sich da, ein Danke brauche ich da gar nicht, weil ich dann ja durchaus auch mal Hilfe bekomme oder man auch einfach nur eine gute Zeit zusammen hat.

Da keiner von uns dabei war, kann auch keiner die Situation wirklich einschätzen. Ich denke schon, dass man einen gewissen Grad an Dankbarkeit erwarten kann, grade, wenn man jemandem bei etwas hilft, was so aufwendig ist. Das bedeutet jetzt nicht, dass die andere Person, der man hilft, einem die ganze Zeit sagen soll wie dankbar sie ist und wie toll alles ist. Aber ein einfaches "danke, dass du gekommen bist" am Anfang und am Ende des Tages reicht oft schon dafür aus, dass die Person sich willkommen und wertgeschätzt fühlt.

Ich bin froh, dass ich Freunde habe, die bei so was kein riesiges Theater machen. Auch, wenn man nicht alle fünf Minuten sagt, dass man dankbar ist, so wissen sie es. Sie erwarten dann auch keine umschwänglichen Dankesreden oder irgendwelche Lobeleien, aber wir helfen uns immer gegenseitig, sodass es dann meist sowieso ausgewogen ist. Aber ich selbst gehöre zu den Leuten, die dann trotzdem noch eine Kleinigkeit für die Helfenden kaufen. Das mache ich aber einfach, weil ich es gerne mache und ich mich auch gerne mit etwas kleinem, materiellem bedanke. Ich würde es aber im Gegenzug nicht von anderen Leuten erwarten.

Ich finde es nun auch etwas schwierig, diese Situation zu beurteilen, weil man eben nicht dabei war. Aber auf jeden Fall finde ich auch, dass man nicht wirklich Dankbarkeit einfordern sollte. Wenn man jemandem einen großen Gefallen getan hat und dafür dann noch nicht einmal das Wort "Danke" gehört hat, dann würde ich demjenigen so schnell keinen Gefallen mehr tun, aber ich würde die Dankbarkeit eben auch nicht einfordern, weil das für mich auch etwas komisch wäre.