Als Gaffer bei Unfall sogar Kinder zusehen lassen?

Am Wochenende ist bei uns in der Region unter anderem ein schlimmer Unfall passiert, bei dem auch mein Partner im Einsatz war. Es sind 3 Menschen ums Leben gekommen und zwei wurden schwer verletzt. Die Notärzte haben noch an der Unfallstelle versucht, die Unfallopfer zu reanimieren.

Mein Partner erzählte, dass oberhalb der Straße, wo der Unfall passierte, ein Wanderweg entlang lief und sich dort auch Gaffer sammelten. Denn von dem Hügel aus, hatte man einen guten Blick auf das Unfallgesehen unten auf der Straße. Allerdings standen dann sogar irgendwann Gaffer mit kleinen Kinder dort. Mein Partner meinte, dass er noch nie so flotte Polizisten einen Hügel erklimmen sah.

Es wurden dann auch Personalien ausgenommen. Ich muss selbst auch sagen, dass ich schon bei einem Unfall gesehen habe, dass dort Leute mit ihren Kindern standen und diese zusehen ließen. Ich war als Ersthelfer bei dem Unfall und habe es am Rande mitbekommen. Mir ist unverständlich, wie man Kinder bei dem Geschehen zusehen lassen kann. Diese können doch durchaus traumatisiert werden und Angst bekommen.

Habt ihr auch schon erlebt, dass Gaffer sogar Kinder mit an einen Unfallort genommen haben? Sollten diese härter bestraft werden? Könnt ihr nachvollziehen, dass man Kinder zusehen lässt? Was geht in solchen Menschen vor? Wird das als willkommene Attraktion für Kinder gesehen?

Ich habe glücklicherweise noch nie Gaffer mir kleinen Kindern irgendwo stehen sehen, da wäre mir glaube ich auch der Kragen geplatzt. Egal ob es die Autobahn, eine Landstraße oder einfach nur irgendwo in einer Ortschaft, Gaffer haben da einfach nichts zu suchen. Aber das sind dann meistens auch die Leute, die sich darüber beschweren, wenn ihnen oder Verwandten mal was passiert und andere Leute gaffen. Ich bin auch neugierig wenn ich irgendwo etwas sehe, das ist aber auch, denke ich, normal. Wenn etwas passiert ist, möchte man natürlich gerne wissen was da los ist.

Aber ich schaue immer nur mal kurz hin, und fahre oder gehe dann weiter. Ich halte mich nicht da auf oder fange womöglich noch an zu filmen. Das hat es alles schon gegeben. Ein ehemaliger Arbeitskollege von mir, ist bei der freiwilligen Feuerwehr und der hat mir schon so einiges erzählt.

Ich finde dass die Gaffer sich mal gut überlegen sollten was sie da tun und ob sie das auch gerne haben möchten, dass ihnen einer zusieht, wenn ihnen selber was passiert ist. Für mich hat das bei den Beteiligten eines Unfalls oder bei einer ärztlichen Notfallversorgung, immer auch etwas mit Schamgefühl zu tun. Ich möchte auf jeden Fall niemanden als Gaffer daneben stehen haben, wenn mir was passiert ist.

Ich finde solche Leute einfach respektlos und wenn sie dann auch noch anfangen kleine Kinder mit zusehen zu lassen, dann kommt sogar noch mal eine große Schaufel Verantwortungslosigkeit hinzu. Einfach nur dumm.

Wenn jemand derart wenig Einfühlungsvermögen hat, dass die Person Unfälle und Katastrophen als willkommenes Entertainment ansieht, wundert mich auch nicht, dass dabei auch Kinder als Zuschauer willkommen sind. Wenn die Schaulustigen bei einem Unfall ein Problem mit dem Anblick von Blut oder schreienden Menschen hätten oder damit, wie jemand reanimiert wird, würden sie sich ja nicht groß und breit dazwischendrängen, filmen und die Rettungskräfte belästigen.

Und wenn es sich nur um Unterhaltung und spannende Bilder handelt, können ja nach der Logik dieser Leute auch Kinder zusehen. Dass hier Leute bluten und sterben, interessiert nur insofern, als dass es sich um eine interessante Abwechslung handelt. Mich würde es im Umkehrschluss sogar wundern, wenn Gaffer einerseits so gar keinen menschlichen Anstand kennen, und andererseits dann doch ihre Kinder davon abhalten, in den Blutpfützen zu spielen. Das Trauma der Unfallopfer interessiert diese Leute ja auch nicht, wieso sollten sie dann verstehen, dass man auch vom Zusehen schon einen Schaden bekommen kann?

Als Ersthelfer würden das meine Kinder sicherlich auch zu sehen bekommen, weil man helfen muss, aber wie man seine Kinder zu kleinen Gaffern erziehen kann, kann ich nicht nachvollziehen. Wir haben mit den Kindern im Auto auch schon Mal einen Auffahrunfall gesehen. Wobei wir da nicht so genau hingesehen haben, sondern einfach daran vorbei gefahren sind. Die Polizei war schon da und ich finde es gehört sich nicht da zu starren wie ein Gaffer.

Natürlich hat unser Sohn dann auch nachgefragt und ich habe ihm erklärt, was da passiert ist und das man die Polizei da eben auch machen lassen muss. Ich habe ihm auch erklärt, dass es da Leute gibt, die sich dann daneben stellen und dann niemand mehr den Leuten gut helfen kann, wenn jeder im Weg steht. Ich hoffe mal das fruchtet und mein Kind wird kein Gaffer. So etwas finde ich unmöglich und dazu dann noch seine Kinder mitzunehmen ist unter aller Sau.

Ramones hat geschrieben:So etwas finde ich unmöglich und dazu dann noch seine Kinder mitzunehmen ist unter aller Sau.

Wenn ich jetzt natürlich dort als Ersthelfer bin, ein Kind dabei habe, dann steht man vor dem Problem, was mache ich jetzt. Man muss ja helfen und man will es doch auch. Dem Kind zu sagen, dreh dich bitte weg, ist die eine Sache, aber wir wissen doch wohl alle, dass die Kids sich drehen werden. Danach kann man ja vom Tatort auch nicht gehen, weil vielleicht noch Fragen von der Polizei kommen.

Wer aber bewusst mit Kindern zum gaffen da hingeht, der hat doch einen absoluten Knall. Damals an der Münsterbrücke waren Kriminalbeamte etc. Wir mit der Klasse dort hin, weil dort offenbar jemand zerstückelt vom Zug wurde. Ich meine, dass ich es schon hammer fand, wie man die Tüten mit den Teilen sich da zugeworfen hat, aber die Polizei hat unserer Lehrerin sofort gesagt, bitte die Kinder da weg. Wir wollen aber natürlich alles weiter sehen. Doch zwei drei Mädels haben sich auch übergeben und einem Jungen ging es auch nicht gut.

Man stelle sich schwere Autounfälle mit Kindern vor, totes Kind durch toter Winkel usw. Da steht man bitte nicht mit einem Kind, damit Mama oder Papa, Onkel oder Tante gaffen können. Solche Leute finde ich unmöglich und widerlich.