Inwieweit verändert Geld Persönlichkeit und Charakter?

vom 15.02.2019, 13:12 Uhr

Laut verschiedenen Umfragen und Studien, hätten plötzlicher Reichtum und Geldsegen eine ziemlich große Auswirkung auf die jeweilige Persönlichkeit und deren Charakter. Zumindest glauben das fast 80% aller Teilnehmer oder Befragten. Kennt ihr solche Fälle, wo Menschen quasi über Nacht zu Reichtum kamen und sie dann irgendwie andere Menschen geworden sind? Empfindet ihr das auch als realistisch oder vielleicht auch logisch, dass sich ein plötzlicher Geldsegen negativ auf die Persönlichkeit auswirkt und für wie charakterlich standhaft und gefestigt würdet ihr euch denn einschätzen?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Vor langer Zeit haben mal Bekannte von uns bei einem Gewinnspiel sehr viel Geld gewonnen. Das Paar verdiente nicht besonders gut, sie lebten in einer kleinen Mietwohnung und die zwei Kinder teilten sich ein Zimmer. Das mag vor einigen Jahrzehnten noch als normal gegolten haben, aber heute würden viele das in der unteren Mittelschicht verorten.

Jedenfalls sind sie durch dieses Gewinnspiel zu einem hübschen Sümmchen gekommen und haben und daraufhin ein großes Eigenheim gebaut. Die Frau wurde daraufhin schon sehr eingebildet und snobistisch, obwohl sie das Geld ja nicht gerade ihrer harten Arbeit im Teilzeitjob für Geringqualifizierte zu verdanken hatte.

Die Frage ist aber, ob plötzlicher Wohlstand wirklich den Charakter verdirbt oder die hässlichen Eigenschaften einfach nur zum Vorschein kommen. Darauf habe ich aber keine Antwort.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke nicht, dass Geld sich direkt auf jeden Menschen negativ auswirkt. Gewisse Veränderungen wird es sicherlich geben, aber diese müssen ja nicht unbedingt negativ sein. Ich kenne niemanden, der plötzlich zu Geld gekommen ist und kann daher nicht sagen, ob sich die Persönlichkeit oder Charakter dadurch verändert hat. Ich denke aber, dass manche Menschen durchaus Gefahr laufen dadurch einen Höhenflug zu bekommen. Andere sind eher dankbar und wissen den Reichtum zu schätzen, weil sie eben auch schon anders erlebt haben und kennen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich favorisiere auch eher die These, dass viel Geld den Charakter einer Person erst richtig zur Geltung bringt. Wenn man sich gerade so über Wasser hält und auf die Unterstützung seiner Umwelt angewiesen ist, muss man sich zwangsläufig normalerweise sparsam und angemessen "dankbar" zeigen, damit der Quell nicht versiegt. Aber das heißt nicht, dass auch im tiefsten Inneren, wo Persönlichkeit und Charakter eigentlich zu Hause sind, ein bescheidener, genügsamer und sozial verträglicher Mensch zu finden ist.

Außerdem glaube ich, dass Aussagen wie "Geld verdirbt den Charakter" sowieso nicht ganz ernst zu nehmen sind, weil sich viele Menschen auf diese Art über den Mangel an selbigem hinweg trösten und sich fehlende monetäre Möglichkeiten dadurch schönreden, dass die ganzen Reichen und Protzigen "da oben" durch die Bank einen miesen Charakter und sich ihren Reichtum sowieso nur ergaunert haben.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Und waren diese 80% der Befragten denn alle plötzlich reich geworden und konnten das deshalb beurteilen? Oder wurde da nicht vielleicht eher ein Urteil über andere Menschen gefällt, die man gar nicht wirklich kennt? Oder über den einen Lottogewinner, von dem man mal gelesen hat, der sein Geld versoffen hat? Spielt da nicht auch der Neid mit wenn man behauptet, dass jemand durch Geld einen "verdorbenen Charakter" bekommt? Ich glaube nämlich nicht, dass die Leute, die so etwas behaupten, einen große Summe Geld ablehnen würden. Aus Sorge um den Charakter.

Welche Auswirkungen Geld auf den Einzelne hat hängt wahrscheinlich von ganz vielen verschiedenen Faktoren ab, angefangen beim sozialen Umfeld und wahrscheinlich bin hin zur genetischen Disposition. Damit meine ich diverse prominente Fälle, für die Geld ganz klar die Droge der Wahl war. Um da rein zu rutschen braucht man wahrscheinlich eine gewisse Veranlagung um ein süchtiges Verhalten zu entwickeln.

Ich kenne Leute, die praktisch jeden Cent umdrehen mussten als sie ihre Firma aufgebaut haben und die sich nun einiges leisten können. Ich finde schon, dass sie sich verändert haben, aber nicht so, wie sich das viele wohl vorstellen. Sie sind ein Stück weit entspannter und gelassener geworden, weil der Erfolgsdruck längst nicht mehr so stark ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Eine Umfrage ist etwas anderes als eine Studie, das nur nebenbei. :wink: Natürlich antworten viele Leute in der antizipierten Weise, wenn die Frage dementsprechend formuliert wird. Was wäre aber, wenn man fragen würde, ob es auch vorstellbar wäre, dass ein größerer Geldsegen Menschen auch glücklich machen kann? Da würde dann vielleicht auch eine signifikante Anzahl von Teilnehmern bejahend antworten.

Und das ist inhaltlich auch schon das, was ich glaube. Studien, also echte, haben in der Vergangenheit nämlich sehr wohl belegen können, dass Geld glücklich macht. Dieser Vorgang ist nicht linear, das heißt, dass mit steigendem Geldsegen nicht automatisch das Erleben persönlichen Glücks auch ungebremst steigt, aber bis zu einem gewissen Punkt werden die Menschen glücklicher, gelassener, sorgenfreier. Das ist doch auch nur logisch.

Wenn man sich keine Sorgen um die finanzielle Zukunft machen muss, man eine Immobilie auf einen Schlag bezahlt und noch genug Geld hat, um ein anständiges Auskommen und moderaten Luxus für das ganze Leben zu haben, wären die meisten Menschen noch zufriedener oder überhaupt erst halbwegs zufrieden. Meine eigene Beobachtung bestätigt das. Manche, die plötzlich signifikant mehr als vorher haben blühen richtig auf, ohne dass sie jetzt zu dekadenten Millionären geworden wären.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich glaube, dass Geld durchaus den Charakter beeinflussen kann, sowohl im positiven als auch meist im negativen Sinne. Einige Leute können, wenn sie mehr Geld haben, über sich selbst hinauswachsen und haben die Gelegenheit dann endlich gutes zu tun und vielleicht auch mal zu spenden, weil vorher einfach nicht genügend Geld übrig war. Ich selbst würde zum Beispiel auch gerne mehr fürs Tierheim und ähnliches spenden, aber ich bin meist froh, wenn ich meine eigenen Tiere über die Runden bekomme und das Konto dabei am Ende des Monats nicht auf Null steht.

Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es viele Leute gibt, wenn nicht sogar der größte Teil, der durch das Geld negativ verändert wird. Viele Leute merken dann nicht mehr, dass sie doch noch auf ihre Freunde und Verwandten angewiesen werden und denken dann nur noch an sich, schließlich haben sie ja jetzt Geld und brauchen niemanden mehr um zu überleben und glücklich zu sein. Jedoch kommen solche Charakterzüge auch nicht aus dem nichts, sondern waren in den meisten Fällen schon vorher vorhanden, wurden nur eben aufgrund des mangelnden Geldes und der Tatsache, dass man auf andere Leute angewiesen ist, nicht ausgelebt.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich glaube schon, dass sehr plötzlicher Reichtum dazu führen kann, dass man sich ganz zu Beginn nicht so richtig kontrolliert kriegt. Man gibt vielleicht mehr aus, als wenn man es rationaler betrachten würde. Man neigt vielleicht auch dazu, es kurzweilig zu übertreiben. Das finde ich aber auch alles zunächst einmal ganz legitim und wären wir vielleicht nicht anders, wenn wir auf einmal 10 Millionen Euro auf dem Konto hätten?

Doch man sollte sich immer ganz schnell wieder fangen. Es haben schon manche Millionäre geschafft, ihr Geld für sinnlosen Mist zu verprassen und leben heute von H4 oder einem Mindestlohn. Das muss ja also auch nicht sein. Wenn ich vorher nie Interesse an einem Porsche hatte, habe ich das Interesse auch nicht, wenn ich reich wäre. Sowas brauche ich als Status dann nicht auch, aber viele denken eben dann etwas anders.

Ganz schlimm wird es eben dann, wenn die Menschen wirklich am Charakter einige negative Veränderungen durchmachen. So zum Beispiel, wenn sie auf einmal arrogant und abgehoben wirken. Mit Geld um sich schmeißen und es primär zeigen nach dem Motto: ich kann es ja. Das nervt mich an Menschen dann auch ganz schnell und ich meide die Leute auch recht schnell.

Man sollte sich nicht vergessen, keine Frage. Sich gerne auch etwas gönnen. Doch man sollte nicht vergessen, wer man war, als man nichts hatte und wer da war. Da braucht man dann nicht auf einmal arrogant, smobi sein oder sowas. Da kann ich ganz und gar nicht drauf.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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