Sich immer weiter qualifizieren ohne es zu wollen?

vom 20.02.2019, 18:56 Uhr

Ich traf kürzlich zufällig eine Bekannte als ich unterwegs war, wobei ich mich auch nach ihrer Promotion erkundigt habe. Sie arbeitet inzwischen schon seit über 5 Jahren daran und ich wollte eben wissen wie gut sie damit voran gekommen ist, ob sie es bereut und wie stressig sie das empfunden hat. Ich wollte dann auch wissen, wie es für sie beruflich nach der Promotion weiter gehen wird.

Jedenfalls meinte sie dann, dass sie gar nicht vor gehabt hätte zu promovieren und dass sie auch gar nicht vorhaben würde, zu habilitieren. Allerdings hätte sie eben trotzdem promoviert und sie würde auch trotzdem habilitieren, wenn sie das Angebot bekäme. Mir fehlt dafür ehrlich gesagt das Verständnis. Wenn ich etwas nicht vor habe und nicht tun möchte, dann tue ich das auch nicht. Versteht ihr das? Würdet ihr euch weiter qualifizieren ohne das wirklich zu wollen? Was spricht dafür und was dagegen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



So einfach ist das nicht. Wir tun laufend Dinge, die wir eigentlich nicht wirklich bewusst entscheiden. Man wird auch gesellschaftlich konditioniert. Dies zu ändern ist sehr mühselig. Meine Studien sind auch eher durch Einfluss aus der Familie entstanden und dass ich jetzt meine Dissertation angefangen habe ist zwar einerseits Interesse, doch überwiegend weil es von mir erwartet wird. Ich bin die Lernerin der Familie, da muss ich auch einen Doktor haben. Erst seit heuer habe ich mir vorgenommen, dies zu ändern. Ich habe zur Zeit überhaupt keine Motivation weiter zu studieren.

Doch eine ständige Weiterqualifizierung ist notwendig. Komme mir vor als würde ich immer etwas Lernen müssen, weil noch irgendetwas fehlt. Das hemmt sehr, weil man glaubt dann wirklich, dass man nicht soweit ist. Man braucht noch dieses und jenes Zertifikat und Prüfung. Österreich und Deutschland sind in diesem Bereich Spezialisten, für alles braucht man irgendein Papier, dass bestätigt, dass man etwas kann. Doch wenn ich mir denke, dass in der Praxis die Hälfte nicht anwenden kannst, frage ich mich warum? Zur Frage zurück, ja es gibt laufend Dinge die wir lernen müssen, oder sich zu qualifizieren. Nicht alles will man tun.

» TinaPe » Beiträge: 471 » Talkpoints: 23,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Du wirfst hier aber zwei verschiedene Sachen zusammen in einem Topf. Ich habe mich auch schon in diversen Bereichen weitergebildet ohne das geplant zu haben, weil ich das schlicht und einfach nicht auf dem Schirm hatte. Als das Angebot aber kam habe ich mir gedacht "warum eigentlich nicht?". Hatte ich zwar nicht vorgehabt, aber das Angebot macht Sinn und die Qualifikation könnte mich weiter bringen.

Wenn ich etwas aber tatsächlich nicht tun möchte, dann habe ich mich damit ja schon beschäftigt und das für mich schon längst ausgeschlossen und dann müsste schon ein sehr sehr gutes Angebot daher kommen um mich umzustimmen. Ganz ausschließen würde ich das nämlich nie, auch wenn ich etwas erst mal grundsätzlich ablehne.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Das muss ganz schön mühsam sein, sich erst eine Dissertation und dann am Ende noch eine Habilitationsschrift mit all dem ganzen Drumherum aus den Rippen zu schneiden, ohne es wirklich zu wollen. Von daher bin ich ziemlich skeptisch, entweder was die Qualität der gebastelten Arbeiten angeht oder den "Willen" der Mitarbeiterin.

So einen Doktor- oder Professortitel schüttelt man nämlich nicht einfach so aus dem Ärmel bzw. macht sich die ganze Arbeit nebenbei und rutscht quasi zufällig dort hinein. Zumindest nicht, wenn man die Sache ernst nimmt und auch davon leben muss oder möchte. Wenn jemand anders den Lebensunterhalt in der Zwischenzeit übernimmt, könnte ich auch akademische Titel sammeln wie Fleißbildchen.

Ich kann mir bei allen möglichen Kursen und Weiterbildungen vorstellen, dass man mehr oder weniger zufällig in ein bestimmtes Fahrwasser gerät und sich auch für Weiterbildungen entscheidet, die man gar nicht auf dem Schirm hatte oder damals im Studium abgelehnt hätte. Das Berufsleben ist eben auch ständig im Wandel. Aber quasi mal eben so, obwohl man gar keine Lust hat - habilitieren? Das kann ich mir nicht vorstellen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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