Die Kreuzzüge
1. Der Begriff „Kreuzzug“
Der Ausdruck Kreuzzug ist nicht zeitgenössisch. Die Kreuzfahrer sahen ihre Reise in den Orient als Pilgerreise oder Bußfahrt an(Iter in terram sanctam, expeditio), sich selbst betrachteten sie als „peregrini“ oder „milites Christi“. Im 13. Jahrhundert kam zwar der Ausdruck „cruciata“ auf, allerdings war dieser nicht sehr gebräuchlich. Unsere Bezeichnung dieser Reisen als Kreuzzüge kam im 17. Jahrhundert mit Leibniz auf und leitet sich von der Geste ab, dass die Pilger sich ein Kreuz auf die Schulter hefteten, also „das Kreuz nahmen“.
In der Forschung ist außerdem umstritten, wie weit der Kreuzzugsbegriff gefasst werden sollte. Die Traditionalisten, wie Hans Eberhard Mayer, fassen den Kreuzzugsbegriff sehr eng und bezeichnen nur die Auseinandersetzungen im vorderen Orient als tatsächliche Kreuzzüge. Auf der anderen Seite stehen die Pluralisten, wie etwa Jonathan Riley Smith. Sie verstehen unter diesem Ausdruck sämtliche Reisen und Kriegszüge, die dazu dienen sollten, den christlichen Glauben zu verbreiten. Damit sind auch die Züge christlicher Heere gegen Heiden(Wenden, Balten) oder Ketzer und auch die Zwangsmissionierungen in Afrika oder Südamerika unter diesem Begriff zusammengefasst.
2. Die Ausgangssituation
2.1 In Europa
1054 kam es zu einem Kirchenschisma: Die Kirche des lateinischen Westens, deren Machtzentrum in Rom lag, und die Kirche des griechisch sprechenden Ostens entzweite sich aufgrund liturgischer Fragen. 1089 söhnte sich jedoch Urban II weitgehend mit Byzanz aus, wenn auch die Christen bis heute in Ost-(Orthodox) und Westkirche gespalten ist.
Seit dem ausgehenden 7. Jahrhundert machte sich ein westgerichtetes Expansionsstreben der Muslime bemerkbar. So nahmen sie 711 die iberische Halbinsel ein und griffen auch Sizilien an, dem es allerdings gelang, sie zurückzuschlagen. Auch Byzanz war wiederholt Angriffsziel der Muslime und 1071 in der Schlacht bei Mantzikert unterlag es schließlich.
2.2 Im Orient
Im nahen Osten hatte sich zu Anfang des 7. Jahrhunderts eine neue Religion gebildet, der Islam. Dieser war(und ist) in zwei Gruppen gespalten, Sunniten und Schiiten. Uneins sind diese Gruppen in der Frage der Nachfolge des 632 verstorbenen Mohammeds. Während letztere in Ali, Mohammeds Vetter und Schwiegersohn seinen rechtmäßigen Nachfolger und damit geistigen Führer es Islam sahen, folgen die Sunniten einem engen Vertrauen Mohammeds.
Dadurch bildeten sich im Wesentlichen zwei große Reiche heraus, die in Jerusalem aneinander grenzten: Zudem waren 1092 und 1094 in beiden Reichen wichtige Herrscher verstorben, was die Reiche zusätzlich destabilisierte.
Anderen Religionen gegenüber war man jedoch relativ tolerant. Zwar waren Christen und Juden den Muslimen rechtlich nicht gleichgestellt und mussten bspw. eine Kopfsteuer entrichten, blieben jedoch in ihrer Religionsausübung frei und von Zwangsmissionierungen der Sieger oder gar Pogromen weitgehend verschont.
3. Die Kreuzzüge im Orient
3.1 „Der Anfang“: Die Synode von Clermont
Im Jahr 1094 erhielt Urban II. ein Schreiben des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos, der die wachsende Bedrohung seines Reiches durch die muslimischen Türken schilderte und den lateinischen Westen um Unterstützung ersuchte. Urban kam dieser Bitte nach und rief auf der Synode von Clermont zu einer Reise in den Orient auf, um den dortigen Glaubensbrüdern der Ostkirche bei der Verteidigung zu helfen. Die wörtliche Rede ist nicht erhalten, es existieren vier unterschiedliche Quellen von Zeitgenossen. Der Grundtenor jedoch ist übereinstimmend der, dass Urban plante, wohl um das angespannte Verhältnis zwischen West- und Ostkirche zu stabilisieren, den byzantinischen Kaiser zu unterstützen und dafür Ablass von den Sünden versprach. Seine Aufforderung fand großen Zuspruch bei den Anwesenden und mit dem Ausruf „Deus lo vult“ sicherten viele sofort ihre Teilnahme zu.
Die heilige Stadt, Jerusalem, scheint in der flammenden Rede des Papstes zunächst keine Erwähnung gefunden zu haben, intendiert war wohl tatsächlich die Rettung der Byzantiner. In späteren Schreiben Urbans, mit denen er nicht Anwesende Adlige zum Aufbruch bewegen wollte, wird zwar Jerusalems Befreiung bereits als weiteres Ziel genannt, dies kam jedoch später.
Erdmann vermutet, dass Urban Jerusalem, das aufgrund einer langen Pilgertradition und als Todesstätte Jesu eine wichtige Bedeutung für die Christen hatte, als Lockmittel verwendet haben könnte. Cowdrey nimmt an, dass Urban Jerusalem als wahres Zentrum der Ostkirche ansah, und seine Befreiung darum als unabdingbar einstufte. Mayer sieht die Dinge anders: Er vermutet, dass Jerusalem als Primärziel des Kreuzzuges überhaupt nicht von Urban intendiert war, sondern vom Volk ins Spiel gebracht wurde. Als diesbezüglich Begeisterungsstürme losbrachen, beugte der Papst sich dem Willen und propagierte ebenfalls die Befreiung Jerusalems von den Ungläubigen als Ziel der Reise.
3.2 Der 1. Kreuzzug
Geplant war wohl zunächst ein Ritterheer von relativ kleiner Größe, allerdings verselbstständigte sich der Kreuzzugsgedanke und wurde durch Wanderprediger in die Welt getragen. Dadurch bildeten sich zwei Gruppen von Kreuzfahrern: Die erste Gruppe bestand ausschließlich aus Mitgliedern des einfachen Volkes, aufgestachelt durch Prediger. Unter der Führung von Rednern wie Peter dem Einsiedler und Walter ohne Habe zogen wahre Menschenmassen, getrieben von religiösem Eifer und der Wunschvorstellung von einem besseren Leben „im Land wo Milch und Honig fließen“, nach Osten. Unter ihnen waren keine oder kaum Soldaten, weshalb sie im heiligen Land angekommen von den islamischen Heeren schnell aufgerieben wurden. Auf ihrem Weg jedoch hinterließen sie eine Schneise der Verwüstung. Am Rhein entlang kam es zu massiven Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung der Städte, man mordete mit einer unbeschreiblichen Blutgier, zum großen Teil wohl in der Überzeugung die Mörder des Heilands zu vernichten. Da sich außerdem Versorgungsprobleme ergaben, plünderte man, woran man vorüber zog.
Erst 1096 zog der Ritterkreuzzug los. Er bestand aus Adligen und Rittern, sowie ihrem Gefolge und war deutlich besser organisiert. Auch sie stießen auf Schwierigkeiten, zumal ihnen dank des zuvor vorbeiziehenden Volkskreuzzuges vielfach Misstrauen entgegengebracht wurde, auch logistisch und finanziell war es ein enormer Aufwand die insgesamt knapp 50.00 Menschen gesittet nach Osten zu bringen. Dennoch gelang es ihnen 1099 Jerusalem einzunehmen und dort und in dessen Umgebung Kreuzfahrerstaaten zu errichten. Ihr relativ einfacher Sieg ist wohl vor allem darauf zurückzuführen, dass das islamische Reich, wie schon beschrieben, uneinig war und darum nicht gezielt zurückschlagen konnte. Zudem unterschätzte man die Masse und die Überzeugung der anrückenden Ritter, man hielt sie lediglich für ein kleines Söldnerheer.
3.3 Die späteren Kreuzzüge bis 1297
1144 fiel die Grafschaft Edessa wieder in die Hände der Muslime. Schon zuvor hatten die Kreuzfahrerstaaten ihre Probleme gehabt, da viele Ritter nach dem Sieg wieder abzogen. Damit war die Truppengröße reduziert und die Verteidigung der eroberten Gebiete erschwert. Zudem blieb man von Europa abhängig, etwa was Lebensmittellieferungen betraf, was den Kreuzfahrerstaaten kolonialen Charakter verlieh. Als Edessa Heiligabend 1144 schließlich wieder von Muslimen erobert wurde, war der Schock dennoch groß. Der Papst rief zu einem erneuten Kreuzzug auf, sein prominentester Unterstützer war Bernhard von Clairvaux, der etliche Adlige dazu bewegte ihren Landsmännern zu Hilfe zu kommen indem er an ihr Gewissen appellierte und außerdem erneut Ablässe versprach. Als das Unternehmen scheiterte, machte er die Sündigkeit der Kreuzfahrer dafür verantwortlich.
1187 gelang es dem islamischen Führer Salah ad-Din unter dem Banner des gihad die zersplitterten Gruppen zusammenzufassen und nach der Schlacht von Hattin Jerusalem wieder in die Hand der Muslime zu bringen. Im Gegensatz zu seinen christlichen Gegnern untersagte er jedoch Plünderungen und Massaker an der Bevölkerung. Er belagerte auch Tripolis und Antiochia, blieb hier jedoch erfolglos.
Papst Gregor VIII. rief daraufhin zu einem dritten Kreuzzug auf, dem sich Friedrich I. Barbarossa, Phillip II. von Frankreich und Richard I. Löwenherz anschlossen. Barbarossa kam unterwegs zu Tode, was zu großem Chaos und schließlich einer Auflösung der deutschen Truppen führte. Richard und Phillip jedoch gelang es Akkon einzunehmen und 1192 Saladin zu schlagen und einen zunächst dreijährigen Waffenstillstand zu erringen, der ihnen die meisten Küstengebiete zurückgab, während den Muslimen das Binnenland zugesprochen wurde.
Es folgten weitere Kreuzzüge zur Wiederherstellung der Kreuzfahrerherrschaft, alle blieben erfolglos. 1291 fiel schließlich mit Akkon auch der letzte Kreuzfahrerstaat und der westliche Exkurs nach Osten war beendet.
Der Vortrag war sehr schön und verständlich. Man hätte vielleicht noch etwas mehr auf die Vorgeschichte eingehen können. Das Bevölkerungswachstum setzte erst diese Menge an jungen Kriegern frei.
Dann waren da auch die Ergebnisse. Der Weg nach China war versperrt und man suchte im Westen. Die Ritter würden gesitteter.
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