Kann fettarme Ernährung Aggressionen hervorrufen?

Neulich habe ich im Fernsehen eine Dokumentation über Fett in Lebensmitteln gesehen. Man hat dabei zwischen guten und schlechten Fetten unterschieden und wollte auch betonen, wie wichtig Fett in der Ernährung ist. Dafür hat man eine Gruppe von Menschen eine Woche lang ohne Fett ernährt. Das interessante war, dass einige dieser Menschen auch sehr starke Stimmungsschwankungen bekommen haben oder aggressiv geworden sind.

Ich kenne auch eine Bekannte die versucht hat sich fettarm zu ernähren und ich kann mich noch daran erinnern, dass sie während dieser Zeit ziemlich aggressiv und launisch gewesen ist. Wie kann man das erklären? Werden Menschen die sich fettarm ernähren mit der Zeit aggressiv, weil sie nicht das essen dürfen, was sie möchten? Oder kann man das nicht pauschalisieren?

Ich kann mir schon vorstellen, dass einige Menschen beim Verzicht auf Fett aggressiv werden. Das liegt aber nicht wirklich daran, dass fehlendes Fett aggressiv macht. Sondern daran, dass die entsprechenden Menschen es psychisch eben nicht auf die Reihe bekommen ihre Ernährung umzustellen, unzufrieden mit sich sind und letztendlich deswegen aggressiv werden.

Ich ernähre mich jetzt seit fast vier Jahren sehr fettarm und nehme nur die entsprechenden Fette auf täglich wechselnder Basis zu mir, die ich brauche, wenn ich trainiere oder wenn ich nicht trainiere. Das machen viele meiner Bekannten auch so und ich habe weder bei mir noch bei einem davon festgestellt, dass es zu einer gesteigerten Aggression kam.

Man muss nur lernen, sein eigenes Essverhalten unter Kontrolle haben zu können und vor allem akzeptierten, dass der Körper nur ein bestimmtes Maß an Fett braucht und alles andere eben zu viel ist.

Die meisten Menschen, die während einer Diät auf Fett verzichten, verzichten ja auch auf Zucker. Wenn man sein Leben lang Zucker um Umverstand in sich reingeschaufelt hat, kann es hier durchaus zu etwas wie Entzugserscheinungen kommen. Der Körper möchte seine tägliche Zufuhr an ungesundem Zucker und bekommt er die nicht, können auch Aggressionen die Folge sein.

Fehlenden Zucker würde ich eher mit Aggressionen in Verbindung setzen als fehlende Fette. Pauschalisieren kann man es natürlich trotzdem nicht. Sinn machen würde es allerdings bei Personen, die 20 oder 30 Jahre lang keinen Wert auf eine gesunde Ernährung gelegt haben und jetzt auf einmal mit einer gesunden Menge Fetten und Zucker auskommen sollen. Dass ist der überfettete und überzuckerte Körper natürlich nicht gewohnt.

Stellt sich die Frage, ob es wirklich am Fett liegt oder an der Kombination. Nehmen wir zum Beispiel Süßigkeiten wie Schokolade - Schokolade besteht aus Fett und Zucker. Ich kenne Menschen, die regelmäßig aggressiv werden, wenn sie nicht zeitnah Süßkram bekommen und die dann richtig zickig und unausstehlich werden. Das hat aber primär mit dem Fett gar nichts zu tun. Zucker kann genauso aggressiv und launisch machen und den Effekt der klassischen Konditionierung sollte man auch nicht unterschätzen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stimmungsschwankungen und eine eventuelle aggressive Laune am Fett liegt. Ich glaube eher, dass es der Verzicht auf eine Gewohnheit ist. Ich kenne die Studie nicht. Ist untersucht worden, ob die Aggressivität nur bei. Verzicht auf Fett Auftritt, oder auch bei Verzicht auf Zucker, Salz, Proteine oder sonst was, an das der Körper gewöhnt ist.

Ich werde bei Verzicht auf Fett nicht aggressiv, weil ich eh nicht so viel davon vertrage. Ich bin eher schlecht gelaunt, wenn ich kein Obst im Haus habe oder beim Frühstück merke, dass die Kaffeedose leer ist. Auch auf Schokolade kann ich nur schwer verzichten. Also meine subjektive, individuelle Erfahrung ist, dass Fett zumindest nicht alle Menschen aggressiv macht.

Ich kenne eine relativ ähnlich aufgebaute Studie, bei der es aber nicht um einzelne Nahrungsbestandteile, sondern um den Gesamtkaloriengehalt der Nahrung ging. Eine Halbierung der Kalorienzufuhr hat bei einer Gruppe gesunder Probanden zu Stimmungsverschlechterung, körperlichen Beschwerden und essstörungsspezifischen Symptomen wie Gedankenkreisen ums Essen und Körperschemastörung geführt.

Erklärt wurden diese Phänomene durch den Nährstoffmangel und die negativen Auswirkungen des ganzen auf den Energiehaushalt des Körpers. Da Fett nun ein essentieller Bestandteil unserer Nahrung ist und als Energiespeicher eine wichtige Funktion erfüllt, kann ich mir schon vorstellen, dass auch die Reduktion des Fettes allein den Stoffwechsel mit den genannten Folgen beeinträchtigt.

Ansonsten bleibt noch die Vermutung, dass es sich um einen psychologischen Effekt handelt und dass Menschen, denen Nahrung mit positiven Assoziationen entzogen wird, gereizt darauf reagieren. Klassisches „Soul Food“ ist nunmal häufig üppig, nicht gerade kalorienarm und auch gerne fettreich. Wer sich mit einem Stück Schokolade belohnt, sich gerne eine Portion Pommes gönnt und seinen Kuchen mit Sahne liebt, der wird logischerweise angefressen sein, wenn ihm dies genommen wird.

Das macht schon Sinn. Wenn du kein Fett isst musst du das Fett ja logischerweise durch etwas anderes ersetzen. Deine Ernährung wird deutlich mehr Kohlehydrate enthalten und die wirken sich auf den Blutzuckerspiegel aus und der wirkt sich wiederum auf den Insulinspiegel aus. Du hast also deutlich stärkere Schwankungen im Blutzuckerspiegel und das kann sich auf die Stimmung auswirken.

Davon abgesehen glaube ich, dass jede Art von Diät für schlechte Stimmung sorgen kann. Verbote machen einfach keinen Spaß und das Verbotene bekommt durch das Verbot eine überproportional große Bedeutung.