Bei psychischen Problemen immer besser einen Arzt aufsuchen?

vom 20.09.2017, 13:11 Uhr

Psychische Probleme nehmen ja immer mehr zu und es gibt mittlerweile viele Menschen, die schon mal unter irgendeiner Art von psychischen Problemen gelitten haben. Ich denke, dass man kleinere Problem da sicherlich auch selbst wieder in den Griff bekommen kann.

Eine Freundin meint aber, dass sie generell lieber mit einem psychischen Problem zum Arzt gehen würde. Denn es könnte ja auch immer etwas Ernstes dahinter stecken und dies dann frühzeitig erkannt werden. Das würde die Heilung dann sicherlich auch beeinflussen.

Meint ihr auch, dass man immer mit psychischen Problemen zum Arzt gehen sollte? Meint ihr nicht, dass man das vom Problem und der Schwere abhängig machen sollte? Würdet ihr mit solch einem Problem lieber direkt zum Arzt gehen oder findet ihr das übertrieben?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



In solchen Fällen kann man meiner Meinung nach keine pauschalen Aussagen treffen und keine allgemeinen Regeln aufstellen. Jeder Mensch ist individuell unterschiedlich anfällig und belastbar. Der eine verliert vielleicht schon bei Kleinigkeiten völlig die Nerven, während ein anderer sogar Extremsituationen übersteht, ohne professionelle Hilfe zu benötigen. Fakt ist, dass wahrscheinlich jeder Mensch in seinem Leben irgendwann mal eine gewisse psychische Problematik entwickelt, aber wie schwer und gefährlich diese tatsächlich wird, ist einfach nicht vorhersehrbar.

Ich denke, dass auch jeder für sich entscheiden muss, ob und wann er sich an einen Arzt wendet. Viele bekommen ihre temporären Belastungen auch alleine in den Griff, andere überschätzen sich da vielleicht, aber auf jeden Fall nutzt es ja nichts, jemanden zu einer Therapie zu zwingen, wenn er keine Motivation dazu hat und der Meinung ist, sie nicht zu brauchen. Wenn jemand aber merkt, dass ihn seine Probleme im Alltag einschränken, ihn von wichtigen Aufgaben ablenken und seine Lebensqualität bedeutend mindern, dann denke ich schon, dass zumindest ein orientierendes Gespräch mit einem Arzt oder Psychologen hilfreich sein kann.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich finde es gar nicht so verkehrt, wenn man zuerst zum Arzt gehen würde bei psychischen Erkrankungen. Bei einer Depression beispielsweise könnte ja auch ein Mangel an Vitamin D oder eine Schilddrüsenfehlfunktion dahinter stecken, sodass es immer besser wäre, solche Sachen abklären und eventuell ausschließen zu lassen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Man sollte schon unterscheiden, ob man einfach nur einen Winterblues hat beispielsweise oder eine dauerhafte Verstimmung. Man sollte schon auf seinen Körper achten und sich selber auch ernst nehmen. Psychische Probleme werden ja nicht von alleine besser und wenn dann noch Stress von außen dazu kommt, ist das nichts, was man auf die lange Bank verschieben sollte. Zum Arzt zu gehen macht also schon Sinn.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Muss man nicht ohnehin vorher zu einem Hausarzt oder Allgemeinmediziner gehen, der einem auch die Überweisung in eine psychiatrische Einrichtung oder zu einem Psychologen geben kann? Dort kann man doch auch von seinen Symptomen und Problemen berichten und sich vielleicht auch bei einem nächsten Termin durchchecken lassen. Modernen Ärzten kann man bei seinen psychischen Problemen durchaus vertrauen, die verstehen das.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bei körperlichen Problemen, die diese Bezeichnung verdienen, gehe ich schließlich auch zum Arzt. Wieso sollte es bei psychischen Problemen anders sein? Schließlich bin ich eine mündige erwachsene Person, die selber beurteilen kann, ob ich so, wie ich mich im Augenblick fühle, in Ordnung bin, oder ob da etwas Größeres im Busch ist. Beispielsweise würde ich auch zum Arzt gehen, wenn ich mir relativ sicher bin, dass ich mir den Knöchel nur geprellt habe und dieser von allein heilen muss. Es könnte ja sein, dass doch etwas Behandlungsbedürftiges dahinter steckt.

In vielen Fällen kann man ja entweder selber oder durch das Urteil seiner Mitmenschen zumindest im Ansatz beurteilen, ob die Psyche angemessen mit der Umwelt interagiert oder ob etwas durcheinander ist. Wenn die Hormone ihr Ding machen oder wenn man gerade viel Stress hat, sind die Gründe oft offensichtlich und man kann davon ausgehen, dass es wieder besser wird, wenn sich die Umstände ändern. Aber wenn das Problem wirklich in der Psyche selber liegt, sehe ich keinen Grund darin, leidend daheim zu hocken und darauf zu warten, dass es von selber wieder besser wird. Wenn es das nicht tut, habe ich am Ende Wochen oder Monate vertan. Was bringt mir das?

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


soulofsorrow hat geschrieben:Muss man nicht ohnehin vorher zu einem Hausarzt oder Allgemeinmediziner gehen, der einem auch die Überweisung in eine psychiatrische Einrichtung oder zu einem Psychologen geben kann?

Soweit ich weiß, gibt es keine Verpflichtung mehr, vor einem Facharztbesuch vorher einen Hausarzt aufsuchen zu müssen. Ich steuere inzwischen die benötigten Fachärzte meistens direkt an, ohne Umweg über den Hausarzt. Meistens wird keine Überweisung verlangt.

Was speziell die psychische Problematik betrifft, habe ich überdies bei einigen Hausärzten schlechte Erfahrungen gemacht. Da wurde mir durchaus schon mal unterstellt, ich würde mich nur anstellen und herumjammern, oder mich vor der Arbeit drücken wollen.

Mein Eindruck war, dass manche Allgemeinmediziner zu wenig Ahnung von psychischen Erkrankungen haben und diese deswegen als belanglos oder läppisch abtun. Um dies in Zukunft zu vermeiden, würde ich direkt zu einem Psychiater, Psychotherapeuten oder Neurologen gehen.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich müsste schon stark leiden, bevor ich extra einen Psychiater oder Psychologen aufsuche. Die Wartezeiten sind lang sowie die ganze Therapie, wenn man denn einen Platz bekommt. Aber wenn man eine körperliche Ursache hinter den psychischen Problemen vermutet, ist ein Arztbesuch tatsächlich angebracht. In meinem Fall war es wirklich so, dass sowohl eine Schilddrüsenunterfunkion und auch noch starker Eisenmangel festgestellt wurde.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Cappuccino hat geschrieben:Ich müsste schon stark leiden, bevor ich extra einen Psychiater oder Psychologen aufsuche. Die Wartezeiten sind lang sowie die ganze Therapie, wenn man denn einen Platz bekommt.

Wobei man da unterscheiden muss zwischen Psychiater und Psychologe. Beim Psychiater kriegt man im Normallfall ähnlich einfach oder schwierig einen Termin wie bei anderen Fachärzten. Da es sich bei psychiatrischen Konsultationen häufig nicht um Serientermine handelt, ist man auch nicht über einen längeren Zeitraum an einen Therapieplatz gebunden.

Bei Psychologen hingegen muss man tatsächlich häufig längere Zeit auf einen Therapieplatz warten. Die Art der Therapie unterscheidet sich ja deutlich von der Therapie bei einem Psychiater, der ein Mediziner ist und das Thema eher aus medizinischer Sicht angeht.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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