Jemanden mit Du und Herr oder Frau XY ansprechen

Ich glaube, dass jeder schon mal in der Situation war, dass er nicht weiß, wie man jemanden ansprechen soll. Komisch wird es jedoch, wenn man nicht weiß, wie eine Person mit Vornamen heißt beziehungsweise sie nicht beim Vornamen nennen möchte, weil es sich respektlos anfühlt und alle anderen es auch nicht machen, aber man sie trotzdem duzt, weil man privat nicht darüber nachdenkt. Umgehen kann man die Situation nur, wenn man entweder konsequent beim „Du“ und dem Vornamen bleibt oder eben beim Nachnamen und dem „Sie“.

Kennt ihr das? Hattet ihr auch schon solche Situationen, in denen man jemanden zwar duzt, aber trotzdem mit Herr / Frau XY anspricht? Wie handhabt ihr das? Oder bleibt ihr konsequent bei Du und dem Vornamen oder eben bei „Sie“ und dem Nachnamen?

Einer meiner Nachbarn spricht mich immer mit „Du, Frau Nachname“ an. Der kennt meinen Vornamen zwar, nutzt ihn aber nicht. Warum, weiß ich auch nicht. Hängt vielleicht mit seiner Herkunft zusammen, dass ihm das deutsche Siezen sprachlich schwer fällt, er mich aber auch nicht so ganz persönlich mit Vornamen ansprechen will. Ist aber auch egal, denn ich finds eigentlich ganz witzig.

Ich selber käme nicht darauf, ein Du und den Nachnamen zu mischen. Keine Ahnung, das fühlt sich irgendwie falsch an. Im Gegensatz zum Sie mit Vornamen, was ich recht normal finde.

Allgemein nutze ich aber ohnehin so gut wie nie den Namen einer Person, sondern einfach nur Du oder Sie. Mir würde jetzt auch keine Situation einfallen, in der ich den Namen zwangsläufig verwenden müsste.

Das Münchner Du oder Kassierinnen-Du ist doch etwas sehr verbreitetes, dass man schon lange nicht mehr nur auf Märkten in München findet. Als Sonderform hätten wir such noch das Berliner Du im Angebot: Nachname plus Du, aber Herr oder Frau fehlen. Je nach Region und Schicht hört man das öfter.

Ich muss sagen, dass ich mir diese Frage noch nicht gestellt habe, beziehungsweise es auch noch nicht mitbekommen habe, dass jemand eine andere Person zwar mit Du, aber auch dem Nachnamen angesprochen hätte. Auch wenn es vielleicht Bereiche gibt, in denen das üblich ist, muss ich sagen, dass das nichts für mich wäre und ich eine Person einfach entweder sieze oder sie duze, dann aber auch mit dem Vornamen anspreche. Das scheint mir auch der einfachste Weg zu sein.

Mir ist das noch nicht passiert. Ich kenne es nur so, dass man durchaus den Vornamen benutzt, aber die Person dann immer noch mit Sie anredet. Bei der Anrede mit Frau oder Herr und dem Nachnamen, wähle ich immer das Sie. Vielleicht ist das auch von der Region abhängig. Ich habe es hier noch nicht gehört, dass jemand mit dem Nachnamen angesprochen wurde, aber gleichzeitig auch mit Du.

Ich kenne es im Wesentlichen nur von Kindern bis zum Grundschulalter, dass sie Lehrerinnen oder Erzieherinnen beispielsweise mit: "Frau Schmidt, liest du uns was vor"? mit Nachnamen anreden und gleichzeitig duzen. Ich hatte auch einmal einen Nachbarn, der nicht so gut Deutsch könnte und mich mit Frau XY und Du angeredet hat. Im Laufe der Zeit hat er aber auf Sie gewechselt, weil er es vielleicht in einem Deutschkurs gelernt hat.

Umgekehrt mache ich es selbst öfters so, dass ich junge Leute mit Vornamen und Sie anrede, etwa die erwachsenen Freunde meiner Kinder, von denen ich aus Gesprächen mit meinen Kindern oft nur die Vornamen kenne. Auch meine erwachsenen Nachhilfeschüler aus der Oberstufe rede ich mit Vornamen und Sie an. Sie haben nichts dagegen und sagen oft, dass ich sie ruhig duzen darf. Aber das tue ich aus Prinzip nicht, ich möchte nämlich nicht von ihnen geduzt werden. Das müsste ich ja dann im Gegenzug auch vorschlagen.