Existiert in eurer Familie ein großes Geheimnis?

Ich las vor kurzem einen Artikel über eine Frau, die eine Tante hatte, über die kaum jemand etwas wissen wollte und deren Existenz mehr oder weniger verschwiegen worden ist. Das hat die Frau dann umso neugieriger gemacht, alles über diese Tante herauszufinden. Ansonsten ist es vielleicht so, dass aus der Familie jemand eine schlimme Krankheit oder einen Unfall hatte, der dann verschwiegen wird.

Teilweise ist ja auch nicht bekannt, dass die Geschwister beispielsweise einen anderen biologischen Vater haben, was dann auch einen Schock auslösen kann, gerade wenn man Jahrelang andere Annahmen hatte. Existieren in eurer Familie größere Geheimnisse, die man nicht unbedingt an die große Glocke hängen möchte, weil sie vielleicht peinlich oder unangenehm wären? Damit meine ich jetzt keine beschönigten Noten oder so etwas, sondern größere Sachen.

Ein Geheimnis ist ja nicht umsonst eines, man möchte das für sich behalten und nicht im Internet breittreten. Sicherlich gibt es aber einige Dinge, die so einer Familie auf Dauer Schaden können und so ein Kind, welches adoptiert wurde oder auch untergeschoben wurde sind da wirklich schädlich für die Familie. Solche Geheimnisse sollte man meiner Meinung nach nicht haben und das familienintern regeln.

Natürlich, in welcher Familie gibt es das nicht? Sowohl auf meiner Seite als auch beim Gatten gibt es Geheimnisse in den Familien. Dass Opa und Oma heiraten mussten und das propere Siebenmonatskind mit vier Kilogramm Geburtsgewicht ein Jahr niemand sehen durfte, damit die Schwangerschaft vor der Hochzeitsnacht nicht rauskomnt, ist nur die Spitze des Eisbergs.

Da gibt es bestimmt ganz viele, von denen ich nur leider noch nie etwas erfahren habe. Spontan fällt mir jetzt aber ein, dass mal ein Familienmitglied einige Wochen im Bundeswehrgefängnis verbringen musste und eigentlich weiß niemand, der überhaupt rudimentär davon weiß, was genau passiert war. Teilweise wissen nicht mal die engsten Familienmitglieder überhaupt von diesem Aufenthalt. Ohne Internet und Handys war es früher mal ein Leichtes, für einige Zeit beim Bund zu verschwinden, weil man dann eben offiziell auf Manöver und nicht erreichbar war.

Meine Großmutter erzählte immer, dass ihr Schwester im Kindbett gestorben war, aber in den Unterlagen entdeckte ich, dass die Frau erst zehn Monate nach dieser Geburt gestorben war. Ich habe zwar keinerlei Ahnung von Medizin, aber mir kommt dieser lange Krankheitszeitraum sehr unglaubwürdig vor und ich vermute eher einen Suizid. Die Fotos der Toten lassen mich schon denken, dass zu Lebzeiten bei ihr eventuell eine unbehandelte Psychose bestanden hatte. Auch ihre direkten Nachkommen waren später von ähnlichen Problemen betroffen.

Möglicherweise wurde dann eben aus einem Selbstmord eine Krankheit gemacht, für die damalige Zeit war das sicher nichts Ungewöhnliches. Aber vielleicht irre ich mich auch und man kann wirklich ein Dreiviertel Jahr mit einem akuten Wochenbettfieber überleben.

Meine Großeltern waren immer sehr verschwiegen, wirkliche Geheimnisse konnte ich in meiner Familie daher nicht aufdecken. Aber einige Dinge möchte man ja auch vielleicht nicht wissen. Ich kenne nur ein unangenehmes Geheimnis meiner Großeltern väterlicherseits, von dem ich mir eher wünsche, ich hätte nicht davon erfahren. Andererseits ist es etwas verhältnismäßig harmloses, wovon die meisten Familien wohl ein Lied singen können.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass es in den meisten Familie irgendwelche Geheimnisse gibt. Das finde ich auch ganz normal und es wird eben nicht immer alles an Freunde oder Bekannte weitergegeben. Es kommt ja auch drauf an, ob man die eigene Familie im engen Kreis meint oder eben die Verwandtschaft dazu zählt. Es wird in der Verwandtschaft sicherlich nicht alles erzählt und auch innerhalb einer Familie nicht. Da wird sicherlich dem ein oder anderen Familienmitglied nicht immer alles erzählt.

Bei uns in der Familie gibt es das auch, obwohl ich vieles auch nicht weiß. Einiges wird manchmal nur angedeutet und als Außenstehender oder als "Kind" versteht man manchmal die Zusammenhänge nicht, da die Älteren dann nach einigen komischen Bemerkungen nur ein "Ist nichts!" oder "Ist doch egal!" raunzen, obwohl wahrscheinlich etwas vorgefallen ist oder der Haussegen schief hängt.

Beispielsweise gab es bei uns in der Familie auch ein homosexuelles Kind, welches nie von der Mutter akzeptiert wurde. Mit der Volljährigkeit ist es dann abgehauen, ausgewandert und hat sich nie wieder hören und blicken lassen. Natürlich sagt die Mutter nicht, dass sie eine Rabenmutter ist und etwas gegen Schwule hat. Da ist es einfacher, wenn man sich als armes Ding hinstellt.

Diese Geschichte habe ich aber auch nur aus der Sicht und Erzählung meiner Mutter gehört. Vielleicht wurde auch etwas falsch aufgefasst und es war doch ganz anders. In früheren Zeiten war homosexuell aber auch nicht so akzeptiert und teilweise auch strafbar, so dass ich mir wohl kein Urteil bilden kann. Teilweise werden Denkweisen auch von früheren Generationen übernommen.