Zur Übung Lernstoff Personen erklären, die fachfremd sind?
Meine Freundin lernt derzeit für ihre Klausuren, wobei ich ihr da auch schon behilflich sein musste. Sie belegt einen technischen Studiengang, wobei ich mich damit überhaupt nicht auskenne. Das ist für sie jedoch ideal, wie sie meinte, da sie so am besten lernen könne.
Sie erklärt mir ihren gelernten Stoff frei und so, dass auch ich es verstehe, also recht langsam und einfach. Wenn ich etwas nicht verstehe, dann soll ich Fragen stellen. Habe ich alles verstanden, was sie mir erklärt hat, dann hat sie selbst auch alles verstanden, wie sie meinte. Sie meinte, dass man Stoff nur dann richtig verstanden hat, wenn man diesen auch Personen verständlich erklären kann, die sich nicht in dem Bereich auskennen.
Ich denke schon, dass das stimmt und kann mir gut vorstellen, dass sie dadurch besser und schneller lernt. Ich selbst habe das jedoch noch nie so gemacht. Offen gestanden lerne ich lieber für mich, anstatt noch andere Personen einzubeziehen. Macht ihr das vielleicht auch so wie meine Freundin?
Ich finde die Strategie deiner Freundin gar nicht mal so dumm. Ich denke, gerade wenn es um Studiengänge gibt, wo es darum geht Prozesse und Abläufe zu begreifen und zu verinnerlichen, ist es am besten, wenn man versucht, dies Laien zu erklären und deutlich zu machen. Wenn ein Laie das dann verstanden hat und keinerlei Verständnisprobleme in Bezug auf Logik beispielsweise hat, kann man sicher sein, dass man selbst alles richtig verstanden und gelernt hat.
Denn oft ist es ja so, dass man beim Lernen mehr oder weniger "betriebsblind" wird und man glaubt dann Prozesse und Abläufe verstanden zu haben, täuscht sich aber. Gerade wenn ein Laie kluge Fragen stellt, weil für ihn Zusammenhänge keinen Sinn ergeben, hinterfragt man mehr, beschäftigt sich mehr mit dem Thema und verinnerlicht auch mehr meiner Meinung nach.
Dass man das mit sehr simplen Studiengängen wie Geschichte nicht vergleichen kann, wo man mehr oder weniger nur Daten auswendig lernen muss, sollte klar sein. Ich halte diese Taktik aber für ausgewählte Studiengänge sehr sinnvoll.
Täubchen hat geschrieben:Dass man das mit sehr simplen Studiengängen wie Geschichte nicht vergleichen kann, wo man mehr oder weniger nur Daten auswendig lernen muss, sollte klar sein. Ich halte diese Taktik aber für ausgewählte Studiengänge sehr sinnvoll.
Wie kommst du denn auf dieses schmale Brett? Selbst in der Mittelstufe ist der Anspruch an das Fach Geschichte doch schon deutlich höher. Mit dem Auswendiglernen von Daten kommt man da nicht weit. Im Studium ist das noch weniger der Fall. Nach deiner Logik sind dann Medizin und Jura noch viel leichter, weil man ja nur auswendig gelerntes Wissen ausspucken muss.
Diese Technik funktioniert nicht nur für ausgewählte Studiengänge, die du als anspruchsvoll genug erachtest. Das geht auch in Geschichte, VWL, BWL, Medizin und so weiter. Und die Fähigkeit, einem Laien komplexe und vollkommen fremde Sachverhalte erklären zu können, hilft nicht nur beim Lernen. Sie ist auch nach dem Studium Gold wert und wird richtig gut bezahlt.
Ich muss sagen, dass ich die Idee gut finde und es in der schulischen Ausbildung genauso gemacht habe. Da mussten meistens meine Eltern daran glauben, dass ich ihnen eben die Sachen erklärt habe, auch wenn sie selber mit dem Stoff nicht vertraut waren. Dadurch finde ich es auch, dass man es gut erkennt, ob man es selber alles so verstanden hat, wenn man es fachfremden Personen erklären und auch ihre Nachfragen beantworten kann.
Mir fällt das Lernen so auch leichter. Durch das erklären merke ich, wo ich selber noch Schwierigkeiten habe und nachbessern muss. Oft kommen dann auch Fragen, mit denen ich nicht gerechnet hätte, die mich darauf hinweisen, dass ich vielleicht auch in einem anderen Themenbereich noch nacharbeiten muss.
Ich denke das wichtigste an dieser Lernmethode ist, dass man den richtigen Partner dafür hat. Eine Person, die alles abnickt, aber nichts hinterfragt ist da eher ungeeignet. Häufig merke ich schon ohne Nachfragen, nur beim erklären der ersten Sätze, dass mir vielleicht Grundlagen fehlen oder tieferes Wissen. Sowas würde mir nur beim durchlesen wahrscheinlich gar nicht auffallen.
cooper75 hat geschrieben:Wie kommst du denn auf dieses schmale Brett? Selbst in der Mittelstufe ist der Anspruch an das Fach Geschichte doch schon deutlich höher. Mit dem Auswendiglernen von Daten kommt man da nicht weit. Im Studium ist das noch weniger der Fall.
Ganz einfach cooper, ich berichte aus meiner eigenen Erfahrung und nicht aus Vorurteilen. Ich hatte Geschichte in der Mittelstufe als auch zwei Semester lang im Studium und das ist wirklich nur reines Auswendiglernen. Ich habe mich in Geschichte immer ziemlich unterfordert gefühlt deswegen. Du vergisst cooper, dass ich deutlich jünger bin als du und Zeiten ändern sich.
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