Keine Gedanken machen bei Shirts mit Schriftzügen?

Dieter Bohlen hatte bei einem Interview wegen des tragischen Vorfalls auf der AidaLuna ein Pullover an wo drauf stand "Sei eins mit dem Ozean". Das wurde sehr kritisiert, weil es wohl als geschmacklos empfunden wurde bei einem Interview wegen eines wahrscheinlichen Suizids durch ertrinken.

Nun wurde auf der Straße mal gefragt, ob man weiß, was auf dem Shirt steht, besonders, wenn dieser Schriftzug in einer anderen Sprache ist. Auch geht dieses Bild im Netz herum, wo die Eltern wahrscheinlich überhaupt nicht geschaut haben, was auf diesem Shirt für ein Kind abgebildet ist.

Machen sich denn manche Leute keine Gedanken, ob die Aufschrift zur Situation passt oder welche Aufschrift auf solchen Shirts oder Pullover steht? Wenn ihr Schriftpullover oder Shirts anzieht, schaut ihr drauf, was drauf steht und übersetzt ihr es oder geht ihr nur nach dem Aussehen?

Ich könnte mir vorstellen, dass er den Pullover schon häufiger getragen hat und irgendwann einfach vergessen hat, wie der Pullover aussieht. Es gibt ja auch Menschen, die tagtäglich eine Kette mit dem eigenen Sternzeichen als Anhänger tragen und das irgendwann total vergessen und dann aber überrascht und erstaunt sind, wenn man als Außenstehender ihr Sternzeichen "errät".

Ich vermute, dass das hier einfach ähnlich ist. Vielleicht ist er dann auch noch überrascht worden und sollte spontan ein Statement dazu abgeben und hat nicht mehr daran gedacht, sich umzuziehen? Natürlich hätten andere Menschen ihn darauf hinweisen können, das bestreite ich gar nicht. Ich denke aber auch, dass man selbst so etwas schnell ausblenden kann, wenn man es eben täglich gewohnt ist. Dann macht man sich einfach weniger Gedanken darüber.

Ich könnte mir wirklich vorstellen, dass im ersten Moment bei einem Shirt oder Pullover nur die Optik zählt und man dann weniger darauf achtet, welchen Schriftzug das Kleidungsstück hat. Ich muss sagen, dass mir das noch nicht passiert ist und ich schon darauf schaue, was denn die Schriftzüge zeigen und auch bedeuten. Ich würde da eher nichts anziehen wollen, was mir eben nicht zusagt oder anzüglich ist.

Aber gerade das Shirt des Jungen zeigt mir, dass die Eltern da entweder wirklich sehr ignorant waren oder es vielleicht sogar lustig fanden. Nachvollziehen kann ich das nicht und denke, dass gerade bei Kindern darauf schauen sollte, welche Schriftzüge denn auf der Kleidung sind.

Ich schaue mir Schriftzüge, Muster und Abbildungen schon beim Kauf immer genau an. Ich lese mir die Schriftzüge immer durch und gucke, was da so abgebildet ist, bevor ich mich dazu entscheide, mir etwas zu kaufen. Oft ist es dann auch so, dass mir ein Oberteil an sich unglaublich gut gefällt, wobei da aber einfach so etwas Blödes draufsteht, dass ich das Teil gar nicht kaufen will.

Auch wenn andere sich vielleicht nicht immer durchlesen, was auf dem Oberteil steht, ist es mir wichtig, dass ich den Spruch oder den Aufdruck an sich gut finde. Ich würde mich sonst in dem Kleidungsstück einfach nicht wohlfühlen. Von daher habe ich eigentlich auch nur Teile, bei denen ich die Schriftzüge kenne und mag und die ich daher auch gerne trage.

Wenn man aber morgens etwas aus dem Schrank zieht, macht man sich ja auch nicht immer Gedanken darüber, was da noch einmal genau auf einem Kleidungsstück steht. Ich weiß beispielsweise, dass alle Schriftzüge prinzipiell in Ordnung für mich sind, die ich auf Kleidungsstücken so besitze, weshalb ich da beim Anziehen gar nicht mehr so drauf achte. Ich schaue dann eher, was farblich zu meiner Hose oder meinem restlichen Outfit passt. Dass mir da aber ein solcher "Unfall" passieren könnte, glaube ich aber nicht.

Ich mache mir diese Gedanken schon beim Kauf und würde mir zum Beispiel nie ein Oberteil kaufen, bei dem ich nicht lesen kann, was darauf steht, weil ich die Sprache nicht kann. Bei einem englischen Schriftzug würde ich das Oberteil eben nur kaufen, wenn ich von der Aussage auch überzeugt bin. Allerdings schaue ich nicht unbedingt jedes Mal auf den Schriftzug, wenn ich das Oberteil dann anziehe, beziehungsweise lese aufmerksam, was da steht.

Ich bin da extrem pingelig und habe schon öfters ein Oberteil nicht gekauft wegen des Textes, obwohl ich die Typography an sich sehr schön fand. Das waren nie schlimme Sachen sondern immer einfach dummes, banales Zeug oder so etwas wie "Thank God it's Friday", was ein T-Shirt für den Rest der Woche untragbar macht.

Bei Sprachen, die ich nicht spreche ist das natürlich schwieriger. Ich habe zwei Oberteile mit japanischem Text und habe mich darauf verlassen, dass da nicht "Hähnchen süß-sauer" steht sondern der Name der Mode-Marke.

Wenn die Sachen allerdings ihren Weg in meinen Kleiderschrank gefunden haben lese ich nicht vor dem anziehen immer was auf dem T-Shirt steht. Da achte ich dann auf die Farbe und, dass es eben zum Rest des Outfits passt. Ich mache mir dann keine Gedanken, ob ein feministischer Text auf dem T-Shirt vielleicht irgendwen stören könnte.

Ich besitze eigentlich keine Shirts mit Schriftzügen, weil der Text meistens wirklich banal und nichtssagend ist. Außerdem habe ich mir auch schon Oberteile nicht gekauft, weil ich die Texte darauf als störend empfand. "Be one with the Ocean" ist in erster Linie kein schlimmer Satz und der Pullover vom Herrn Bohlen ist auch nicht schlimm, aber im Zusammenhang mit dem Selbstmord von Küblböck ist das wirklich mehr als unglücklich.

Ich bin auch kein Fan von Oberteilen mit Schriftzügen oder Sprüchen. Oftmals sind die Sprüche einfach platt und ausgelutscht. Der Stil von diesen Kleidungsstücken sagt mir auch meistens nicht zu und deshalb habe ich kaum solche Sachen in meinem Schrank.

H&M hatte doch letztes Jahr auch diesen Rassismusvorwurf. Sie hatten in ihrem Online-Shop für einen Kinderpullover geworben, den ein schwarzhäutiger Junge trug und den Schriftzug "I'm the coolest monkey in the jungle" hatte. Das fand ich auch total daneben und ich kann mir nicht erklären, warum das niemanden aufgefallen ist.

Das mit dem Pullover finde ich ziemlich pingelig. Bei "sei eins mit dem Ozean" würde ich an Urlaub denken oder sonstwas, aber nicht an Suizid im Meer. Und auch bei "I'm the coolest monkey in the jungle" hätte ich mir nichts gedacht. Also manchmal sucht man echt die Nadel im Heuhaufen.

Ein dunkelhäutiges Kind mit einer Überschrift, die auf eine Herkunft als Affe verweist ist schon ziemlich dämlich, da kann man nicht viel anderes sagen. Ansonsten denke ich aber auch, dass man die Kirche im Dorf lassen könnte und nicht zuviel in die Kleidung von Prominenten hineininterpretieren sollte. Bei Melania Trump gab es diese Diskussionen und das Heißlaufen im Netz ja auch schon einige Male.

Haben die Leute keine anderen Sorgen? Nicht alles, wo man Subtext vermutet, hat auch wirklich einen. Ich glaube irgendwie nicht, dass Herr Bohlen, egal, wie man ihn ansonsten finden mag, wirklich eine böse Absicht mit dieser Aufschrift verfolgt hat. Im Gegensatz dazu glaube ich schon, dass die Eltern mit dem roten Mac Donalds Pullover und dem Bild der Frau sehr wohl gesehen haben werden, dass das Logo eine Frau mit gespreizten Beinen darstellt. Vielleicht fanden die das tatsächlich einfach nur lustig, manche Leute haben komisch-prollige Vorstellungen von Humor.

Generell kaufe ich mir keine Pullover oder T-Shirts mit Aufschriften. Die meisten Sprüche finde ich nämlich albern oder ausgelutscht bzw. generell gewollt jugendlich. Ich glaube, ich habe ein einziges T-Shirt mit einem Aufdruck, der auf mich gemünzt einen besonderen Sinn ergibt und ich trage dieses Shirt nur im allerengsten Kreis. Das ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt.