Verdacht haben, dass Kollegen bei Arbeitszeit schummeln?
Ich habe den Verdacht, dass eine Kollegin bei der Arbeitszeiterfassung schummelt, beweisen kann ich es aber nicht. Sie ist Teilzeit eingestellt, also 20 Wochenstunden, wobei jeder von uns vier Wochen Jahresurlaub hat. Im letzten Jahr hatte sie aber 8 oder 9 Wochen Urlaub genommen. Angeblich hätte sie so viele Überstunden gesammelt. Ich sehe sie jedoch eher selten Überstunden machen. Sie gehört zu der Sorte, die dann überpünktlich geht - was an sich ja in Ordnung ist. Ich finde nicht, dass man immer Überstunden machen muss, man hat ja auch ein Privatleben.
Nur fällt es inzwischen schon auch anderen Kollegen auf und wir haben den Verdacht, dass da was nicht stimmen kann, was mich beruhigt. Ich dachte schon, dass ich wegen Außendiensten nicht immer alles mitbekomme. Bei uns trägt jeder seine Arbeitszeiten in eine Exceltabelle ein, es wird hinterher nicht überprüft. Oder sagen wir so, die Person, die sie archivieren soll, hat ständig Urlaub. Daher ist hier keine echte Kontrolle zu erwarten. Wie würdet ihr in so einem Fall reagieren? Findet ihr das in Ordnung? Blöd ist nur, dass besagte Kollegin auch dann fehlt, wenn Not am Mann ist und sie dringend gebraucht wird und die anderen müssen es dann ausbaden.
Ich würde wahrscheinlich erstmal das Gespräch mit ihr suchen. Ich neige generell nicht dazu zu petzen und daher würde ich den Weg zum Vorgesetzten eher nicht suchen, sondern erstmal versuchen mit ihr selber zu reden. Sollte sie es dann nicht einsehen, dann kann man gemeinschaftlich immer noch überlegen was man machen kann und was zu tun ist, aber als ersten Schritt würde ich sie nun nicht gleich anschwärzen. So etwas fällt vielleicht auch nach oben hin auf, wenn man die Arbeitsleistung sieht, die fehlt. Wenn das andere Kollegen natürlich ausgleichen, fällt das nicht auf.
Ich sehe es eigentlich nicht so eng, wenn Arbeitnehmer ihre Arbeitszeiten etwas großzügiger auslegen. Schließlich steht es jedem Arbeitgeber frei, elektronische Arbeitszeiterfassung einzuführen und so jeden Missbrauch ein für allemal zu unterbinden. Aber wenn man (wie auch bei mir im Job) lieber mit "Vertrauensarbeitszeit" operiert, spart das Unternehmen zwar den Dokumentationsaufwand und damit Geld, riskiert aber eben auch, dass es immer ein paar Schlaumeier gibt, die das System so lange ausreizen, bis jemandem der Kragen platzt.
Aber es geht natürlich nicht, wenn dafür erkennbar Arbeit liegenbleibt, die dann von Kollegen zusätzlich übernommen werden muss, sondern ich spreche eher von 10 Minuten hier oder da, die man schon dadurch wieder reinarbeiten kann, dass man nicht wie Kollege X und Y täglich ein Pläuschchen vormittags und eins nach der Mittagspause abhält. Und ich würde auch nicht treudoof und naiv "das Gespräch suchen", weil ich als gleichgestellte Kollegin der Person keine Vorschriften machen darf, und man mir maximal die Hucke voll lügt oder ich am Ende die Böse bin, weil die gute Frau tatsächlich von irgendwoher reichlich Überstunden abzubauen hat. Schließlich bin ich auch nicht über jeden Handgriff informiert, den meine Kolleginnen die letzten 10 Jahre so gemacht haben.
Statt dessen würde ich eher anfangen zu dokumentieren, wenn meine eigene Arbeitsleistung dadurch wirklich reduziert wird, dass ich die Person ständig suchen muss oder wenn es heißt: Dazu komme ich nicht mehr, könntest du das noch schnell...? Damit kann man dann auch zum Chef gehen und erläutern, weswegen man selber die letzten vier Wochen derart hinterherhinkt. Weil die Frau X ja merkwürdigerweise nie zu greifen ist.
Aber wie gesagt, wenn meine Arbeit dadurch nicht beeinträchtigt wird, ist es in meinen Augen die Aufgabe der Chefetage zu überwachen, ob und inwieweit bei der Arbeitszeit beschissen wird. Und wochenlanger Urlaub fällt irgendwann auch dem zerstreutesten Chef auf, was nicht immer der Fall ist, wenn man ein paar Minuten abzwackt.
Das letzte was ich empfehlen würde, wäre die Kollegin zu denunzieren. Zumal du ja wirklich nicht weißt, wie viel (oder eben wenig) sie arbeitet. Es obliegt eigentlich nur dem Vorgesetzten das zu prüfen! Und da ist offensichtlich keine Unregelmäßigkeit aufgefallen. Daher bewegt sich jeder auf dünnem Eis, hier der Kollegin zu unterstellen, bei der Arbeitszeit zu betrügen. Zumal dies - soweit ich weiß - auch ein Grund für eine fristlose Kündigung wäre. Schließlich vertraut der Arbeitgeber den Angaben der Arbeitnehmer. Und bei so einem Betrug wäre das Vertrauensverhältnis endgültig dahin.
Was natürlich schlecht wäre, wäre die Sache, dass Dritte darunter leiden. Wobei ich auch hier die Frage stellen muss, wie es bzgl. der Arbeitsaufteilung sein kann, dass da ein mögliches Missverhältnis dem Arbeitgeber nicht auffällt. Auch hier würde ich tatsächlich einzig dem Arbeitgeber die Prüfung überlassen.
Wenn übrigens jemand nicht kommen, obwohl "Not am Mann ist", dann ist das eher kein Problem bzw. darüber dürfen sich die nicht beschweren, die offenbar "Extraarbeiten" leisten. Jedenfalls kommt die Mitarbeiterin wohl dann, wenn sie muss - und macht auch in Notsituationen keine Extraarbeiten. Das mag unschön sein, aber auch hier wird der Arbeitgeber gefragt sein.
Mein Tipp wäre tatsächlich nur der, sich auf seine eigene Arbeit zu konzentrieren und nach Möglichkeit eben nicht für die Kollegin einspringen. Schon weil man es selbst wohl als Ungerecht empfindet. Aber nur deshalb versuchen, für den Arbeitgeber für Gerechtigkeit zu sorgen, ist ein Schritt, welcher definitiv zu weit führen würde.
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