Genitaloperationen bei Kindern als Verstümmelung ansehen?

vom 07.02.2019, 15:12 Uhr

Es kommt ja durchaus vor, dass ein Kind zur Welt kommt, das keine klar erkennbaren geschlechtlichen Merkmale hat. Solche Kinder können dann weder als männlich noch als weiblich zugeordnet werden. Manche Eltern entscheiden sich dann für eine Genitaloperation, um hier Klarheit zu schaffen. Es gibt aber auch Kritiker, die der Ansicht sind, dass so eine Genitaloperation an Kindern oder Jugendlichen eine Verstümmlung und damit ein Fall für die Staatsanwaltschaft wäre. Ich bin nicht dieser Ansicht und finde, dass man immer den Einzelfall prüfen sollte. Wie seht ihr das? Meint ihr, dass man Genitaloperationen bei Kindern grundsätzlich als Verstümmelung ansehen sollte? Oder seid ihr anderer Ansicht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Hast du eigentlich ansatzweise eine Ahnung was so eine rein kosmetische Genitaloperation bedeutet? Du tust gerade so, als wäre es nichts weiter, als Segelohren anzulegen. Da wird bei einem Kind, das noch gar nicht weiß, ob es männlich oder weiblich ist, einfach und oft unwiederbringlich das Geschlecht festgelegt. Da werden Hoden oder Eierstöcke entfernt und Fakten geschaffen, die oft nichts mit der späteren tatsächlichen Geschlechtsidentität zu tun haben.

Und es wird meist nach der einfacheren Operationstechnik entschieden. Da es simpler ist, eine Vagina als einen Penis zu basteln, wird es halt meist ein Mädchen. Und das ist alles witzlos. Denn das Kind muss sein Leben mit dieser Entscheidung leben. Aus medizinischer Sicht wäre es kein Problem zu warten, damit der Mensch, der damit leben muss, die Entscheidung treffen kann.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Deine persönliche Meinung als nicht Betroffene ist hier glaube ich ziemlich irrelevant. Zu der Zeit, als über die Einführung des dritten Geschlechts debattiert wurde, gab es einige Berichte von und über Menschen, die ohne eindeutige Geschlechtsmerkmale geboren wurden und deren Eltern mehr oder weniger gedrängt wurden sich für ein Geschlecht zu entscheiden.

Keine dieser Personen war wirklich glücklich mit dieser Vorgehensweise. Die hätten sich alle gewünscht selber entscheiden zu können, was mit ihrem Körper passiert. Da waren nämlich blöderweise auch Menschen dabei, die sich später nicht mit dem Geschlecht identifiziert haben, das für sie ausgesucht worden ist. Die hätten es viel einfacher gehabt wenn die Eltern einfach nur abgewartet hätten.

Ich fände es schon irgendwie arrogant einfach mal zu behaupten, dass diese Menschen ja gar nicht verstümmelt worden sind, obwohl sie das selber als Verstümmlung empfinden und nun mit den Konsequenzen leben müssen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Klar, was denn sonst? Wenn Körperteile an sich gesund sind und ihren Zweck erfüllen, und nur deswegen an ihnen herumgeschnippelt oder sonst wie -manipuliert wird, weil irgendwelche anderen Leute finden, dass sich das so gehört, ist das in meinen Augen Verstümmelung. Um ein fiktives Beispiel zu bringen: Wenn es in irgendeiner Kultur Sitte wäre, kleinen Kindern den linken kleinen Finger abzuhacken, würde wohl auch kaum jemand herumnölen, dass man da im Einzelfall entscheiden sollte, wie der Hintergrund der Eltern aussieht oder was auch immer.

Und ich finde es extrem vermessen, bei Menschen, die mit nicht-eindeutigen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt kommen, einfach so von irgendwelchen Dritten entschieden wird: Wir wollen dich in deiner aktuellen Form nicht dulden, wir machen jetzt ein Mädchen aus dir! oder Wir basteln dir Genitalien, wie sie uns angemessen erscheinen, und du wirst nicht lange gefragt!

Bevor wieder jemand lebenslang an der Selbstherrlichkeit seiner Mitmenschen leidet, finde ich es eher angemessen, wenn die Umwelt mit einem Stückchen mehr "Unklarheit" in ihrem Leben klarkommen muss und sich wieder einmal zeigt dass es mit "Weiber weiblich, Männer männlich" lange nicht mehr getan ist.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Selbstverständlich ist eine Genitaloperation eine Verstümmelung und sollte ab sofort strafbar sein, aber natürlich nicht rückwirkend, weil der Stand der Wissenschaft ein anderer war. Und Eltern haben verständlicherweise auf den Arzt gehört. Die soziale Ausgrenzung wurde damals als schlimmer empfunden und war vielleicht sogar schlimmer als eine falsche Geschlechtszuordnung. Aber Gott sei Dank ist das ja heute anders und man kann das Kind später selber entscheiden lassen, ob Mann, Frau oder eben beides beziehungsweise keines von beiden.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe jemanden der nicht eindeutig als Junge oder als Mädchen geboren wurde. Er wurde viele Male operiert, musste dann auch entsprechende Therapien machen, damit er am Ende ein Mann sein kann, denn dazu hatten sich die Eltern entschieden. Nun muss er damit leben, dass er sehr lange im Krankenhaus war als Kind und formulieren wir es mal freundlich das Ergebnis ist nun auch nicht so, dass man damit angeben kann.

Ich sehe es daher auf jeden Fall als Verstümmelung an, da das Kind mit Sicherheit einigen Schaden davon trägt und es einfach selber entscheiden sollte, wie es leben möchte. Eine Operation ist immer ein Risiko und das Ergebnis nicht immer so wie man es möchte. Besagter Kumpel von mir ist seit seiner Pubertät in Behandlung, damit er mit seiner Psyche leben kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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