Wann Hemmungen haben, zum Arzt zu gehen?

Ich fühle mich generell nicht wohl bei Ärzten und muss mich jedes Mal überwinden hinzugehen. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Zahnarzt oder irgendeinen anderen Arzt handelt. Oft denke ich mir, dass es doch nur eine Lappalie und unnötig sei oder dass mein Anliegen sich schon von selbst lösen wird. Beim Zahnarzt ist das weniger so, da ich schon regelmäßig zur Kontrolle gehe, aber gerade zum Hausarzt gehe ich eher nur dann, wenn es wirklich nötig ist.

Wann habt ihr Hemmungen, zum Arzt zu gehen? Ist es nur dann so, wenn euch euer Anliegen unangenehm ist oder fühlt ihr euch generell auch eher unwohl, wenn ihr zum Arzt gehen müsst oder wollt und schiebt das nach Möglichkeit auch auf, bis es nicht mehr geht?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand wirklich gerne zum Arzt geht (außer vielleicht Ultraschall Termine in der Schwangerschaft). Vor einigen Jahren ging es mir noch sehr ähnlich wie Dir, möglichst selten hin, lieber zu Hause versucht das Problem zu lesen. Höchstens mal in der Apotheke nach einem Rat, einer Creme, einem Medikament gefragt. Aber in zwei Fällen, wo ich auch nicht gegangen bin, waren die Probleme nach dem Arztbesuch so schnell gelöst, dass ich mir schon sehr geärgert habe.

Ein Fall betraf ein Hautausschlag. Den habe ich für trockene Haut gehalten und mit reichhaltigen, fettigen Salben und Ölen behandelt. Habe es vermieden die Stelle längere Zeit im Wasser zu haben usw. Und ich bin dann irgendwann doch mal zum Hautarzt, dieser Stelle eine Diagnose, verschrieb Salbe, die ich in der Apotheke holte und nach zwei Tagen war der Ausschlag weg.

Bei der anderen Sache war es ähnlich, aber mit Schmerzen und so verbunden und ich habe es ewig rausgezögert, erst als ich Fieber bekam und kaum noch in der Lage war das Bett zu verlassen, habe ich den Arzt in Anspruch genommen und auch in dem Fall war es so, dass es schnell behoben war. Vermutlich wäre es sogar noch schneller gegangen, wenn ich früher hingegangen wäre und mit der Behandlung begonnen hätte.

Aus den beiden Sachen habe ich dann doch gelernt, dass man sich ein paar qualvolle Tage sparen kann und ein Arzt bzw. die Behandlung helfen kann. Was den Scham angeht, sage ich mir einfach, dass es zur Tätigkeit des Arztes dazugehört und dass ich mich als gepflegter Mensch, der täglich duscht, dem Körperhygiene wichtig ist etc. mich nicht schämen brauche.

Hemmungen habe ich dann, wenn ich meine, dass es sich um eine harmlose Lappalie handeln könnte, die vielleicht auch von selbst wieder verschwindet. Da warte ich dann auch erst ab und gehe nicht gleich zum Arzt. Ich denke, dass der einfach besseres zu tun hat, als sich mit irgendwelchen harmlosen Wehwehchen zu beschäftigen.

Ich kann aber auch verstehen, dass jemand Hemmungen hat, wenn es sich um ein eher nicht alltägliches und intimes Problem handelt. Ich denke, dass da auch viele eher zögern und nicht gleich zum Arzt gehen. Vorsorgetermine nehme ich auch sehr ernst und halte diese auch immer ein. Aber wer geht schon gerne zum Arzt?

Ich neige leider zur Hypochondrie und dazu, aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen. Gerade deswegen gehe ich bei unspezifischen Symptomen nur ungern zum Arzt, weil es ja etwas "Schlimmes" sein könnte. So rational bin ich leider nicht, dass mich der Gedanke tröstet, dass es immer noch besser sei, etwas "Schlimmes" früh genug zu entdecken. Dafür habe ich zu viele Geschichtchen von Leuten gehört, die quasi mit Husten zum Arzt gegangen und mit der Diagnose Lungenkrebs im Endstadium wieder heimgegangen sind. Jeder hat eben so seine Ängste.

Wegen Scham und "peinlichen" Problemen meide ich den Arztbesuch dagegen nicht, sondern dusche eben vorher und sage mir, wer ein Problem mit Darmspiegelungen oder unschönen Hautveränderungen hat, hätte Kunstgeschichte studieren sollen. Auch Probleme und Untersuchungen, die die Geschlechtsteile betreffen, machen mir zwar nicht gerade Freude, aber aktive "Hemmungen" habe ich auch hier nicht. Das ist schließlich der Job der jeweiligen Mediziner. Die eine nimmt dir Blut ab, die andere möchte eine Stuhlprobe und die Dritte schaut eben dort hin, wo die Sonne nicht hinscheint.

Hemmungen habe ich nur beim Frauenarzt. Seit mein alter Frauenarzt in Rente ist, war ich auch nicht mehr dort und das ist mittlerweile auch schon zwanzig Jahre her. Ansonsten habe ich keine Hemmungen zum Arzt zu gehen, mache das aber höchst ungern. Leider muss ich alle zwei Jahre den Gesundheitscheck machen, wegen meines Blutdrucks. Ansonsten hole ich mir nur das Rezept für die Tabletten ab, ohne den Arzt zu Gesicht zu bekommen. Außerdem zwinge ich mich trotz Zahnarztphobie zu regelmäßigen Zahnarztbesuchen. Die Angst davor würde ich aber nicht als Hemmung bezeichnen.

Das Wort Hemmungen impliziert ja, dass man schon gerne zum Arzt gehen würde, aber man traut sich aus diversen Gründen gar nicht. So ging es mir ehrlich gesagt noch nie. Wenn der Leidensdruck so gro ist, dass ich Bedarf an einer ärztlichen Konsultation sehe, dann gehe ich auch zum Arzt und lasse mich nicht in dieser Hinsicht nicht aufhalten.

Da wird dann eben der Terminkalender umgestellt oder was auch immer, dass man die Zeit findet und die Schamgrenze sinkt dann auch entsprechend. Ich habe zwar auch Angst vor dem Zahnarzt, aber wenn ich Zahnschmerzen hätte und Bedarf an einem Arztbesuch hätte, dann wäre die Angst auch eher gering.

Ich hatte jahrelang auch Angst zum Zahnarzt zu gehen. Ich hatte schlechte Zähne und mir war dies auch einfach peinlich. Es wurde irgendwann so schlimm, das ich eine Zahnfleischentzündung hatte und ich es nicht mehr vermeiden konnte zum Zahnarzt zu gehen. Seit dem gehe ich eigentlich immer direkt zum Arzt da ich auch Angst habe, dass es eventuell schlimmer werden könnte wenn ich nicht gehe.