Wie fühlen sich ungleich behandelte Geschwister?

vom 16.10.2011, 08:44 Uhr

Wie soll man sich schon groß fühlen? Ich finde, das ist etwas, was doch eigentlich jeder nachvollziehen können sollte. Jeder ist doch schon einmal abgelehnt worden. Und wenn das auch noch von den eigenen Eltern geschieht, sitzt es nochmal sehr viel tiefer. Außerdem begleitet es einen das ganze Leben, es prägt einen.

Ich bin von meinem Vater immer abgelehnt worden. Schließlich war ich "nur" die Tochter. Mein Bruder war dagegen immer der tolle Sohn, der alles so prima gemacht hat! Ich habe Abitur, hatte gute Noten! Wenn ich eine 2 mit nach Hause brachte, bekam ich von meinem Vater nur zu hören, dass es auch eine 1 hätte sein können.

Mein Bruder hat einen Hauptschulabschluss, ist einmal sitzen geblieben, ist immer nur mit Müh und Not versetzt worden. Trotzdem war er immer der "Held", brachte er eine 4 mit nach Hause, wurde das gefeiert! Dabei hätte auch mein Bruder Abitur machen können, wenn er nicht so stinkendfaul gewesen wäre und mal seine Hausaufgaben gemacht hätte. Die Empfehlung für das Gymnasium hatte er! Er ist nach einem halben Jahr nur mit Pauken und Trompeten vom Gymnasium geflogen, weil er keinen Bock hatte zu lernen.

Mein Bruder und ich haben uns immer nur gestritten, denn natürlich war ich eifersüchtig auf ihn. Ich habe die Ungerechtigkeit an ihm ausgelassen, denn an meinem Eltern konnte ich es ja nicht. Ich habe ihnen versucht die Augen zu öffnen, habe ihnen gesagt, dass mein Bruder Aufgaben absichtlich schlecht erledigt, damit man sie ihm abnimmt und selbst macht. Mein Bruder stand grinsend daneben, als ich das sagte - aber ich war die schlechte Tochter!

Ich hatte nach der Schule noch den ganzen Haushalt zu führen, mein Bruder durfte mit Freunden spielen! Wie fühlt man sich da wohl? Ich war der Sündenbock, wann immer etwas schief lief. Wenn mein Bruder etwas gut machte, wurde es im Dorf herum erzählt. Von mir wurden auch Dinge erzählt: Wie blöd und faul ich mal wieder gewesen bin!

Da fühlt man sich natürlich auch wie der letzte Nichtsnutz. Selbstvertrauen ist ein Fremdwort. Man kennt seine Stärke nicht, man fühlt sich ungeliebt. Wie sollte einen jemand lieben, wenn es nicht mal die eigenen Eltern tun? Man kann sich nicht einmal selbst leiden.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich selber weiß nicht, wie man sich fühlt. Denn eigentlich sagt meine Schwester immer, dass sie sozusagen das „schwarze Schaf“ ist. Sie vergisst dabei aber auch, dass sie bis heute, wo sie schon in dem 30er Jahrgang ist weiter alles dafür tut, dass man kaum Bock auf sie hat. Alles muss nach ihrer Nase gehen und wenn nicht, ist sie beleidigt, auf Feierlichkeiten lässt sie sich dann gerne mal zulaufen usw.

Das hat sie im Übrigen schon gemacht, seit sie ein Kleinkind war. Immer ist das so und dadurch hat sie auch schon immer wenige Freunde gehabt, weil die wenigen, die sie hatte, halten es mit ihr nicht aus. Sie weiß das auch ganz genau, aber sie sagt, so ist sie und wenn sie will, dass das so läuft, muss das so sein. Gilt auch für Arbeit. Was sie nicht will, macht die nicht. Kein Wunder, dass der Job daher auch nie allzu lange samt ihrer Ausbildung geblieben ist.

Sie fühlt sich dann auch gerne als Opfer und teilt dann fein aus, wir würden sie alle ignorieren und wir wären ja alle schuld daran, dass sie sich schlecht fühlt. Auch sind immer all die anderen schuld, wenn ihre Stecher Schluss machen, wenn ihre Freunde keinen Kontakt wollen usw. Es sind immer in ihren Augen die anderen und wie soll man sich auch fühlen, wenn man Selbstreflexion nicht beherrschen kann, weil man sich dann mit sich auseinandersetzen muss.

Klar gibt es auch andere Beispiele, wo es nicht so drastisch ist. Das ist doch klar, dass dann die Schwester oder der Bruder sich schlecht fühlen, wenn der andere mehr bekommt, mehr Aufmerksamkeit, mehr Lob usw. Da fühlt man sich als Mensch zweiter Klasse und fragt sich sicherlich gerne, was mache ich falsch. Das gab es in meiner Familie zu genüge und auch bei mir.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich bekomme sowas auch mindest einmal alle paar Tage mit. Meine Frau und Ihre Schwester werden auch sehr unterschiedlich behandelt. Obwohl immer wieder betont wird, dass das nicht so ist, finde ich es schon sehr extrem, wie und welche Unterschiede gemacht werden. Sie ist bei Ihrer Mutter und ihrem Stiefvater groß geworden und irgendwann kam dann noch ein Schwesterchen. Manchmal kommt es einem vor, als würde man sich Aschenputtel ansehen, wenn man so hört, was wieder mal abgegangen ist.

Mein Frau ist inzwischen 42 Jahre und eigentlich sollte man meinen, dass sich das alles mal relativiert hätte. Aber man muss leider immer wieder feststellen, dass es genau das Gegenteil ist. Als meine Frau damals ausziehen wollte, musste sie alles vorrechnen und belegen, dass sie das auch schafft. Man könnte meinen, dass sich das doch vernünftig anhört, aber dem ist nicht ganz so. Meine Frau ist sehr vernünftig auch damals schon und hätte nichts getan, ohne sich vorher darüber gründlich den Kopf zu zerbrechen. Ihre Schwester hingegen hat bei Ihrem Auszug alles in den Hintern gestopft bekommen. Sie konnte alles renovieren lassen und die Wohnung sogar geschenkt bekommen.

Wenn sich meine Frau immer alles in Ihrem erarbeitet hat, bekam sie alles auf dem goldenem Tablett serviert. Auch heute noch werden so extreme Unterschiede gemacht, die meine Frau immer wieder aufs Gemüt schlagen. So wird der Sohn Ihrer Schwester umsorgt und bekommt sogar ein Zimmer eingerichtet bei den Großeltern. Auch das neue Kind Ihrer Schwester wird fürsorglich umsorgt, für den Sohn meiner Frau zeigt man hingegen kein wirklich großes Interesse, zumindest was die Mutter bzw. Oma angeht.

Das ganze zieht sich wir ein roter Faden durch sämtliche Lebenslagen und hört auch nicht auf. Ich bekomme halt immer nur mit, wie meine Frau sich dann fühlt, was dann in mir das Gefühl hervorbringt, da mal auf den Tisch zu hauen. Hier und da tut sie das auch schon mal, aber sie ist eben auch viel zu brav dafür.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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