Trauer verdrängen statt sie zu bewältigen?

vom 05.09.2018, 08:37 Uhr

Für manche Menschen ist es schwer mit Trauer zurecht zu kommen. Gerade, wenn ein geliebter Mensch verstorben ist. Da habe ich es schon erlebt, dass die Trauer richtig verdrängt wurde und man sich damit einfach nicht auseinandersetzen wollte. Ich stelle mir das aber durchaus ungesund und auch gefährlich vor.

Es kann sicherlich eine Zeit lang gut gehen, dass man seine Trauer verdrängt und sich mit anderen Dingen beschäftigt und ablenkt. Aber irgendwann kommt es sicherlich doch zum Vorschein und kann bestimmt viel schlimmer werden. Der Betroffene könnte in ein richtiges Loch fallen.

Habt ihr schon mal Trauer verdrängt, statt sie zu bewältigen? Wie ist das für euch ausgegangen? Ist Verdrängung durchaus eine Taktik, die da funktionieren kann? Oder meint ihr, dass es durchaus gefährlich sein kann und man sich lieber Hilfe suchen sollte, wenn man sich mit Trauer nicht auseinandersetzen kann oder möchte?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke nicht, dass man Trauer großartig verdrängen kann. Man merkt doch, wenn ein geliebter Mensch nicht mehr da ist und dann etwas fehlt. Gefährlich wird daran aber nichts sein. An verdrängter Trauer ist noch niemand gestorben.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke schon, dass man Trauer verdrängen kann, wobei das da eben auf die Umstände ankommt. Ich meine, wenn man fernab von verstorbenen Verwandten lebt und im Alltag so gar nicht mit ihrer (ehemaligen) Existenz konfrontiert wird, fällt das Verdrängen bestimmt leichter als wenn man um die Ecke wohnt und sich ständig getroffen hätte und dann an Orten vorbei geht, wo man sich getroffen hätte, aber die Person ist eben nicht mehr da.

Ich lebe mit meinem Partner zusammen und wenn er jetzt fiktiv gesprochen, verstorben wäre, dann würde ich ja tagtäglich an ihn erinnert werden, da ja seine Sachen noch überall sind und er eben bestimmte Gewohnheiten hat, die ich dann vermissen würde. Aber wenn irgendein Verwandter 500 km von hier verstirbt, an den ich im Alltag so gar nicht denken muss, ist das verdrängen doch viel einfacher als gedacht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



In einer perfekten Welt hätte sicher jeder die Gelegenheit und im Zweifelsfall auch die Hilfe und Unterstützung, mit Tod und Trauer angemessen umzugehen und sich die nötige Zeit zu nehmen, um allmählich wieder zurück in die neue Realität zu finden. Aber wer hat heute schon die Möglichkeit, sich so viel Zeit und Energie nur für sich zu nehmen, und das am Ende über Monate und Jahre hinweg?

Ich habe auf diesem Gebiet auch schon meine Erfahrungen gemacht, und hatte noch das Glück, nicht parallel zu meiner Trauer noch beispielsweise zwei Kinder als Witwe großzuziehen oder dem finanziellen Aus auch noch ins Auge zu schauen. Und ich glaube, dass so eher die Realität vieler Hinterbliebener aussieht: Die ersten paar Wochen wird man noch ein bisschen geschont, aber früher oder später (meistens früher) hat man wieder zu funktionieren, und zwar ohne Flüchtigkeitsfehler im Job oder rotgeweinte Augen.

Häufig kommen schon nach ein paar Wochen die ersten Sprüche, wie gut man sich doch wieder berappelt habe, und nach ein paar Monaten der erste leicht vorwurfsvolle Ton, man solle sich doch wieder mehr unter Menschen begeben. Wer da nicht anfängt, sein Gefühlsleben zu verdrängen und zumindest nach außen hin so zu tun, als sei alles in schönster Ordnung, manövriert sich noch mehr ins gesellschaftliche Aus. Und das macht die ganze Misere wahrhaftig nicht leichter.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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