Studium neben dem Hauptberuf - geht das?
Ich habe zwar diesen Thread hier gelesen, Arbeiten neben dem Studium - wo und wie? aber das ist ein umgekehrtes Thema. A arbeitet seit 4 Jahren als ausgebildete Rechtsanwalts- und Notargehilfin. Sie hat sich immer schon das Jurastudium gewünscht. Aber finanziell hat es nie geklappt. Nun hat sie sich gedacht, dass sie ja das Jurastudium neben ihrem Hauptberuf ausüben kann. Sie hat in einer Zeitung beim Arzt gelesen, dass es jemand gemacht hat und nun in der Anwaltskanzlei, in der sie Gehilfin war eine vollwertige Rechtsanwältin ist.
Ist das ein Traum, den man sich nicht erfüllen kann, weil das Studium ja schon in Zeiten fällt, wo sie arbeiten muss? Die Arbeit darf natürlich nicht darunter leiden und sie kann sich ein Studium ohne Vollzeitarbeit nicht leisten. Und was liegt näher als dass sie in ihrem Beruf arbeitet. Sollte sie ein Fernstudium machen? Wie sieht das aus und wie kann sie das wirklich umsetzen?
Ich halte das für eher unrealistisch. Ein Studium erledigt sich nicht von selbst, sondern benötigt viel Zeit. Und wenn man Vollzeit arbeitet, kann das allenfalls funktionieren, wenn man sein Privatleben für ein paar Jahre auf Null herunter fährt. Das kann eigentlich nur gut gehen, wenn man nicht familiär gebunden ist und auch auf Freizeit keinen Wert legt. Dafür muss man schon extrem diszipliniert sein.
Ich denke schon, dass dies ganz gut funktionieren könnte. Das kommt aber zum größten Teil darauf an, wie gut man persönlich lernen kann. Vor allem auch, wie gut man alleine und ohne die Vorlesungen lernen kann. Denn wenn man eine volle Arbeitsstelle hat, dann kann man auf keinen Fall zu jeder universitären Veranstaltung erscheinen, das wäre nun wirklich unrealistisch. Und es kommt auch ein wenig auf die Universität an. An einigen Universitäten gibt es noch immer eine Anwesenheitspflicht und dann kann man das Studium gleich abhaken, wenn man Berufstätig ist. Bei uns an der Universität sind nur wenige Veranstaltungen noch Pflichtveranstaltungen, das könnte man vielleicht noch hinbekommen vor allem, da es viele Möglichkeiten für Sonderregelungen gibt.
Man müsste eben die Lehrmaterialien, die in der Regel an jeder Universität in das Internet hochgeladen werden, alleine durcharbeiten und man braucht sicherlich auch vertiefende Literatur. Wenn man sich diese Fakten gut merken kann und auch gut alleine lernen kann, dann denke ich, dass es machbar wäre. Es benötigt aber viel Zeit! Ich denke, dass man dann während des Studiums keine freien Wochenenden mehr hätte und auch, dass ein Großteil der Nachmittage mit Lernen verbracht werden würde. Ich weiß nicht genau, wie aufwändig ein Jura-Studium genau ist aber ich weiß, dass die Jurastudenten bei uns immer viel auf Partys gehen, wenig in der Vorlesung sind und statt Klausuren lieber Hausarbeiten schreiben, weil dies natürlich nicht so stressig ist und weil man dabei viel recherchieren und lernen kann. Und vor allem vertieft das auch das Gelernte.
Ich meine jedoch, dass man als Jurastudent auch mehrere Praktika machen muss, natürlich in Anwaltskanzleien. Das wird das größte Problem darstellen. Die Arbeitgeber werden einem dafür wohl keinen Sonderurlaub bewilligen, deswegen müsste man seinen Jahresurlaub schon gezielt darauf ausrichten, dass man diese Praktika machen muss und somit hätte man nicht einmal mehr viel Urlaub. Falls der Jahresurlaub überhaupt für die Zeit des Praktikums ausreicht, immerhin können das schon acht Wochen sein.
Im Prinzip ist das schon möglich. Da die Studiendauer natürlich entsprechend ansteigt, muss man schon eine gewisse Ausdauer mit sich bringen. Für ein Bachelorstudium muss man mindestens fünf bis sechs Jahre veranschlagen, und dabei hat man jede Woche sicherlich 10-15 Stunden für das Studium zu tun.
Ein Teilzeitstudium an einer Präsenzhochschule ist aber meist nicht wirklich möglich, es sei denn man kann die persönliche Arbeitszeit sehr flexibel anpassen. Aber es gibt inzwischen sehr viele Möglichkeiten, ein Studium per Fernstudium sehr flexibel zu absolvieren. Gerade für Jura gibt es auch an der Fernuniversität in Hagen einen passenden Studiengang.
Man darf ein Fernstudium aber nicht unterschätzen, das ist wirklich harte Arbeit. Man muss sich schon einen sehr strikten Zeitplan einrichten. Das soziale Umfeld kommt da sehr schnell zu kurz.
Ich kann mir das Ganze nicht so recht vorstellen. Ich glaube jeder Student würde an dieser Idee stark zweifeln, da ein Studium, ich denke insbesondere ein Jura-Studium, einen enormen Zeitaufwand erfordert und man schon genug Stress hat. Ich glaube nicht, dass ein Studium mit einem Vollzeitjob zu bewältigen ist. Viele Studenten haben ja schon Probleme damit, nebenbei einen Nebenjob durchzuführen, da halte ich einen Hauptberuf nahezu für utopisch.
Ich selbst bin zwar noch keine Studentin, kriege aber einiges von meinem Bruder mit, der Wirtschaftswissenschaften studiert. Er ist mit seinem Studium eigentlich so schon voll ausgelastet, muss nebenbei noch den Haushalt schmeißen, was für Studenten ja nicht untypisch ist. Zusätzlich hat er einen Nebenjob, um sich das Ganze finanzieren zu können. Für die Freizeit sollte ja auch noch ein wenig Zeit zur Verfügung stehen, deshalb glaube ich, kann das gar nicht funktionieren.
Was ich außerdem kritische sehe, sind die Uni Vorlesungszeiten. Der Großteil der Vorlesungen findet nunmal morgens oder vormittags statt. Und da müsste deine Freundin eigentlich arbeiten oder? Je nachdem wie lange sie arbeitet, könnte sie noch eine Veranstaltungen am Nachmittag besuchen, ich glaube aber, dass man den Vorlesungen nicht immer fern bleiben kann. Ich habe zwar schon gehört, dass Jura-Vorlesungen gar nicht so viel bringen, weil viele Professoren einfach nur das Skript runterrattern, und man sich dieses auch zu Hause selber anschauen kann. Ich glaube aber gerade am Anfang sollte man sich schon öfters in der Uni blicken lassen, um unter anderem auch andere Studenten kennen zu lernen. So ganz alleine fände ich es schwierig, in der Uni zurecht zu kommen.
Hinzu kommt noch, dass der Beruf des Rechtsanwaltes sehr viel Zeit erfordert. Soweit ich weiß dauert das Studium 5 Jahre und anschließen sind noch 2 Jahre Referendariat Pflicht. Das heißt, deine Freundin müsste mit 7 Jahren rechnen, bis sie ihren Traumberuf auch ausüben kann. Allerdings müssen viele Studenten noch zusätzliche Semester dranhängen, da der Unistoff in der Regelstudienzeit oftmals gar nicht zu schaffen ist, wenn man nicht gerade ein Überflieger ist. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass viele noch gar keine Vorstellung von dem haben, was sie künftig im Studium erwartet. Was wäre, wenn man dann merkt, dass es doch nix für einen ist? Wie gesagt, ich halte das für riskant und unsinnig, gerade wenn sie ihren Job nicht dafür kündigen will.
Generell bin absolut nicht gegen ein Studium, so sollte das nicht rüberkommen. Aber wenn man schon fest angestellt ist, würde ich davon eher abraten. Ich würde mich aber mal näher über eine Fernuni informieren, aber würde vielleicht auch andere Studiengänge in Betracht ziehen, da ein Jura-Studium meiner Meinung nach einfach viel zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Es gibt ja auch Studiengänge, die in die Richtung Rechtswissenschaften gehen, so z.B. Wirtschaftsrecht. So was halte ich für weitaus realistischer als gleich das Jura-Studium zu wagen.
Ich denke nicht, dass so ein Vorhaben unmöglich oder schwer realisierbar ist. Man darf auch nicht vergessen, dass man in einem passenden Beruf neben dem Studium sehr viel lernt und daher halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass man einen gewissen Wissensvorsprung ansammelt, der das Studium erleichtern dürfte. Trotzdem sollte man das Studium nicht unterschätzen und den damit verbundenen Zeitaufwand.
Diese Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht. Ich habe neben dem Studium in meinem Wunschberuf gearbeitet und habe dort so viel gelernt, dass ich mich später im Studium, als Pflichtkurse mit entsprechendem Inhalt kamen etwas gelangweilt habe und das alles schon wusste. Das ist dann aber schon interessant, wenn man in der Uni Sachen lernt, die für alle anderen komplettes Neuland sind und man selbst hat aber schon seit zwei Jahren Routine durch die Arbeit in dem Bereich. Das spart dann auch wieder Zeit beim Lernen.
Die Juristen, die ich kenne, habe alle in Vollzeit studiert und hatten Praktika am Gericht und in Kanzleien. Das wird mit einem Job natürlich schwierig, aber vielleicht kann man sich den Job ja als Praktikum anrechnen lassen wenn man eh in dem Bereich arbeitet. Aber für solche Fälle gibt es ja Studienberatungen, da kann man dann klären was möglich ist und was nicht.
Von einem Jura-Fernstudium habe ich noch nie gehört, mag aber sein, dass es das gibt. Diese Studien sind aber in der Regel deutlich teurer als wenn man an einer normalen Universität studiert und teilweise werden die Abschlüsse wohl auch nicht anerkannt oder man hat damit jedenfalls schlechtere Berufschancen.
Eine Bekannte von mir hat parallel zu ihrer Ausbildung Fachabitur gemacht und hat dann parallel zum Job Wirtschaftswissenschaften studiert und promoviert. Sie meinte, dass das nicht so schwer war, aber sie hatte ja seit Anfang der Ausbildung immer die Situation, dass sie nach der Arbeit noch lernen musste, sie war nie raus aus dieser Lernroutine. Ich glaube das ist einfacher als wenn man nach Jahren wieder anfängt mit dem lernen, wenn man es eigentlich gewohnt ist, dass nach der Arbeit Freizeit herrscht.
Ich habe nach der Ausbildung das volle Abitur als Nichtschülerin abgelegt und dann studiert. Beim ersten Studium wäre es unmöglich gewesen, mehr als einen kleinen Nebenjob zu haben. Da gab es einfach zu viele praktische Veranstaltungen, die man zwingend braucht.
Im zweiten Studium habe ich voll gearbeitet und keine Probleme gehabt. Da musste man halt viel Theorie lernen und das geht überall. Jura per Fernstudium zu absolvieren, ist auch nicht unbedingt teuer. Die Fernuni Hagen bietet sowohl den Bachelor of Laws als auch den Zugang zur ersten juristischen Prüfung.
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