Warum nimmt das Suizidrisiko mit dem Alter ab?

vom 02.04.2015, 11:03 Uhr

Ich habe vor kurzem einen Artikel über Depressionen und Suizidrisiken gelesen und dort stand dann an einer Stelle, dass das Suizidrisiko offenbar altersabhängig sei. Man habe nämlich festgestellt, dass es bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr viel höher ist und ab 25 Jahren dann sinken würde.

Woran könnte das liegen eurer Meinung nach? Habt ihr eine Theorie?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann mir vorstellen, dass es daran liegt, dass sich das Bewusstsein im Alter erweitert und man mit schweren Situationen mit der Zeit immer besser umgehen kann, weil man lernt, dass jede schlechte Phase auch wieder eine gute Phase als Folge hat. Ich z.B. war in meiner Jugend auch viel pessimistischer und depressiver als ich es jetzt bin.

Bei vielen Dingen, über die ich mich damals aufgeregt hatte, bin ich heute viel gelassener. Ich mach mir nicht mehr um alles einen Kopf oder nehme Sachen zu persönlich, so wie ich es als "unreifer" Teenager getan habe.

» cherrypie » Beiträge: 567 » Talkpoints: 30,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube das nicht und ich würde gerne wissen, welchen Quellen du das entnimmst. Ob in meinem privaten Umfeld oder auch in der Promiwelt sind Suizide nach dem 25 Lebensjahr genauso präsent wie jüngere. Ich würde sogar schon fast sagen, dass es im Alter noch mehr Selbsttötungen gibt. Nur wird da meist gar nicht von gesprochen. Die Leute sind oft krank und dann wird der Tod auf die Krankheit geschoben.

Ich denke, dass im Alter das Suizidrisiko noch höher ist als in jungen Jahren. Aber das ist nur meine Meinung und eben auch einfach die Erfahrung und was man im Leben bereits mitbekommen hat. In meinem privaten Umfeld haben sich ein Arzt der Familienvater war selber getötet, ein Familienvater der plötzlich arbeitslos wurde, eine frisch gebackene Mutter, die mit der Geburt ihres Kindes nicht klar kam und die war schon fast 40 und noch eine ältere Frau, die mit der Krebsdiagnose nicht klar kam. Junge Menschen kenne ich keine, die sich umgebracht haben.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Dass das Suizidrisiko mit dem Alter beständig abnimmt, halte ich für ein Gerücht. Ich würde -ohne irgendeinen wissenschaftlichen Hintergrund- annehmen, dass zwischen Pubertät und etwa 30 Jahren sowie ab etwa 60 Jahren das allgemeine Risiko zum Suizid steigt.

Warum ich das glaube? Nun, im Leben eines Menschen gibt es diverse Phasen. Allgemein ist da die Kindheit, wo Suizid wohl selten eine Rolle spielt. Das dürfte sich mit der Pubertät ändern, wenn plötzlich die eigenen Hormone spinnen, der erste Liebeskummer auftritt und man irgendwie sich selbst und die Welt nicht mehr versteht.

Ist das alles dann überstanden, nähert man sich dem Schulabschluss und macht eine Ausbildung oder ein Studium. Eine durchaus anstrengende, aber auch sehr beständige Zeit. Die nächste große Hürde ist dann wohl der Eintritt in die Arbeitswelt irgendwann zwischen 20 und 30. Das ist dann der Anfang des tatsächlich ganz eigenständigen Lebens. Die Zeit, wo Fehler und Konsequenzen den Wegbruch der Existenz bedeuten können. Die Zeit, in der man auf sich allein gestellt ist. Die Zeit, wo alles neu kommt und damit verbunden die Angst vor der Zukunft. Ein großer Schritt im Leben, der sicherlich bei entsprechend gepolten Personen zur massiven Überlastung und letztlich zum Suizid führen kann.

Hat man auch das gemeistert, dann geht es allgemein bis zur Rente so weiter. Klar mag es Trennungen, Jobverluste, Krankheiten oder ähnliches geben, aber allgemein steht man sicherlich fester im Leben als in der Zeit vorher. Ganz grob über den Daumen geschätzt. Letztlich ist das natürlich sehr verallgemeinert.

Im Alter, wenn der Beruf dann wegbricht, viele Freunde und Kontakte bereits das Zeitliche gesegnet haben und man sich mit seinen gesundheitlichen Wehwehchen seines Alters und seiner Vergänglichkeit bewusst wird, dürfte dies die Suizidrate wieder erhöhen. Gerade im Alter leiden viele Menschen darunter, plötzlich keine Aufgabe mehr zu haben oder zu vereinsamen.

Das sind so die drei Lebensphasen, die ich persönlich für die Gefährlichsten halte, aus oben genannten Gründen. Aber viele Leute, die sich umbringen, dürften dies auch aus einer Krankheit heraus tun - und die nehmen in der Regel keine Rücksicht auf das Alter.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich gehe mal davon aus, dass man mit dem Alter einfach mehr Erfahrungen gesammelt hat. Und zwar solche, die einem gezeigt haben, dass man auch schwere Rückschläge und Verluste letztlich verkraften kann und das Leben eben weitergeht. Zudem hat man sich mit dem Alter im Leben bewährt und ist regelrecht abgehärtet worden, wobei es natürlich immer eine Grenze gibt.

Wenn man jung ist, so fehlen einem noch viele Erfahrungen und man ist verletzlicher. Zudem befindet sich der Körper in der Pubertät in einem Ausnahmezustand, welcher über viele Jahre anhält und nicht immer einfach zu verstehen sowie zu realisieren ist. Da spielt der Körper schon einmal verrückt und wenn dann noch andere Probleme hinzukommen, so kommt Jugendlichen leider manchmal die Idee des Suizids.

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» Synchro » Beiträge: 1641 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es gibt sehr unterschiedliche Statistiken bezüglich Suizidhäufigkeit bezogen auf verschiedene Altersgruppen. Die meisten Statistiken sagen aber eigentlich das Gegenteil deiner Statistik aus, nämlich, dass die Suizidhäufigkeit mit dem Alter zunimmt und nicht abnimmt.

Wie auch sonst, muss man aber Statistiken eben auch genau interpretieren und hinterfragen, was sie nun aussagt und auch, wie sie entstanden ist. In zahlreichen Statistiken werden auch jene Personen gelistet, die zum Beispiel aufgrund einer schweren Erkrankung die lebensnotwendigen Medikamente zum Beispiel weg lassen. Somit ist das auch Suizid, da diesen Personen bewusst ist, dass sie aufgrund mangelnder Einnahme der Medikamente sterben werden.

Wenn man hier nun bedenkt, dass es in der Regel mehrere ältere Personen gibt, die an einer schwerwiegenden Krankheit leiden, dann ergibt sich dadurch auch automatisch eine höhere Suiziditätsrate bei älteren Personen.

Andere Statistiken berücksichtigen diese Art von Suizid nicht. Somit kommt es zu anderen Ergebnissen.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Dann lohnt es ja nicht mehr wirklich.

Nein, bösen Spaß beiseite. Mit dem Alter wächst man oftmals über sich hinaus und weiß, dass das Leben weitergehen wird, egal was passiert. Man nimmt das Leben gelassener, die berufliche Laufbahn hat sich häufig schon ergeben und man kennt seine eigene Identität.

» Jetro » Beiträge: 40 » Talkpoints: 5,97 »



Ich zweifle da ehrlich gesagt dran. Wir haben damals im Studium die Suizid-Studie von Durkheim durchgenommen, wobei Durkheim herausgefunden hat, dass das soziale Netzwerk eine viel größere Rolle bei der Suizidwahrscheinlichkeit spielt als das Alter. Wenn jemand gut vernetzt ist und ein qualitativ hohes und dichtes Sozialkapital hat, dann ist die Suizidwahrscheinlichkeit sehr gering. Soweit ich weiß ist es auch nicht abhängig vom Lebensalter, ob jemand viel oder wenig Sozialkapital hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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