Eine Weile nach Operation fragt Arzt an, wie es geht

Ich habe gerade einen Anruf bekommen, bei dem ich doch sehr erstaunt war. Vor zwei Jahren wurde ich an einem Nabelbruch operiert und mir wurde invasiv ein Netz eingesetzt. Der damalige Oberarzt, der mit seinem Kollegen die Operation durchgeführt hatte, rief mich an und fragte mich, wie es mir geht. Er hatte bei der Untersuchung damals schon gefragt, ob er sich gelegentlich mal melden dürfte.

Da das aber nun schon etwas mehr als zwei Jahre her war, habe ich nicht mehr mit einem Anruf gerechnet. Auf jeden Fall finde ich es sehr nett. Natürlich war es auch für ihn eine Bestätigung, dass mit dieser Operationsmethode alles bestens verlaufen ist, weil eine Operation ja auf mehrere Arten gemacht werden kann.

Ich hatte mir damals dieses Krankenhaus im Außenbezirk meiner Stadt ausgesucht, weil es einen sehr guten Ruf hat. Bis auf die Stationsschwester war auch alles in Ordnung. Und die muss man eben vergessen. Es gibt also auch noch interessierte Ärzte. Habt ihr Ähnliches auch schon erlebt?

Das ist auf jeden Fall eine wirklich nette Geste von dem Arzt und auch recht ungewöhnlich. Normalerweise können sich die Leute im Krankenhaus schon ziemlich schnell nicht mehr so genau an die Gesichter und Gebrechen ihrer ehemaligen Patienten erinnern, weil einfach zu viele Leute durch den Krankenhausbetrieb durchgeschleust werden. In so ein Krankenhaus würde ich auf jeden Fall wieder gehen, wenn mal etwas anliegt.

Ich war mal vor ca. 6 Jahren einmal für mehrere Wochen im Krankenhaus und habe natürlich in dieser Zeit auf der Station schon so quasi zum Inventar gehört. Ich treffe hier und da Leute von der Station (Pfleger, Schwestern) in der Stadt und die können sich auch noch an mich erinnern. Allerdings sind die Ärzte aus dieser Zeit längst nicht mehr am Krankenhaus tätig.

So etwas finde ich ganz toll, dass sich die Ärzte scheinbar doch hin und wieder noch dafür interessieren, was aus ihren Patienten wurde und ob es ihnen nach der Operation nach wie vor gut geht. Ich habe es noch nicht erlebt oder auch von Bekannten gehört, dass so etwas auch mal gemacht wird. Das ist nun das erste Mal. Dass er sich nach so langer Zeit erst gemeldet hat, finde ich zwar etwas komisch, aber so weiß er eben direkt, dass es dir noch immer gut geht.

So einen Arzt hatte ich selbst noch nicht, weil ich noch nie operiert wurde. Aber ich finde es toll, dass es solche Ärzte doch tatsächlich noch gibt und ich würde es sehr begrüßenswert finden, wenn es noch mehr Ärzte von dieser Sorte da draußen geben würde. Schnell fühlt man sich als Patient abgefertigt, als würde sich der Arzt nicht wirklich für das Individuum als Mensch interessieren. Da finde ich es sehr tröstlich zu wissen, dass manche Ärzte sich wirklich Gedanken um ihre Patienten machen und sich wirklich für ihr Wohl interessieren.

Gerade als Chirurg wird man in den zwei Jahren nicht nur den einen Nabelbruch operiert haben, sondern mehrere Patienten und Operationen gehabt haben. Dass man sich nach zwei Jahren also an diesen einen Nabelbruch erinnert, finde ich schon interessant. Da frage ich mich spontan, ob da noch mehr Patienten angerufen worden sind, um sich nach deren Gesundheitszustand zu erkundigen oder ob der Nabelbruch da eher die Ausnahme gewesen ist.

Das ist so ein Qualitäts-Management Ding. Ich bin schon darauf hingewiesen worden, dass ich den Teil aus dem Behandlungsvertrag streichen kann wenn ich da nicht mitmachen möchte und keinen Kontakt über die Behandlung hinaus haben möchte. Das hat mit "nett" und "toll" also nichts zu tun, wobei jemand ja trotzdem nett sein kann wenn er sich an die Vorgaben der Klinikleitung hält.

Da war Cloudy schneller. Ich will euch jetzt ich die Illusion rauben und vielleicht ist der Arzt ja trotzdem nett und freundlich. Aber in erster Linie wird es da um Qualitätssicherung oder einfach irgendeine Studie geben, die vorgibt, wann man die Patienten noch einmal untersuchen oder zumindest befragen muss. Vieles geht da automatisch, sei es gleich ein Brief der verschickt wird oder eben eine Erinnerung, dass man jetzt den und den Patienten anrufen muss.

Aber trotzdem gibt es sicherlich auch Ärzte, die sich ziemlich gut an ihre Patienten erinnern können. Ich kenne da auch so einige, denen man nur mal kurz ein Namen sagen muss und die wissen sofort wer das ist und was sie bei denen operiert haben.

Dann bin ich ja beruhigt. Ich musste nämlich auch spontan eher daran denken, dass es wohl um Statistik oder Qualitätskontrolle geht, und dass es mitnichten nett und toll und tröstlich ist, dass sich der Arzt scheinbar noch nach Jahren Gedanken um einen popligen Nabelbruch macht.

Ich glaube auch, dass da eher ein automatischer Reminder in der Datenbank die Kontaktdaten für "Nabelbruch, 2017, invasiv, komplikationslos" oder was auch immer ausgehustet hat, und der Onkel Doktor die ehemaligen Patienten der Reihe nach durchrödelt, ob sich noch etwas interessantes getan hat.

Gerade im medizinischen Bereich kann ich mir vorstellen, dass Feedback auch noch nach längerer Zeit wichtig ist, um eben die Langzeitfolgen von Operationsmethoden oder sonstigen Behandlungen zu erforschen und zu dokumentieren. Wenn alles dauerhaft gut ist, um so besser, aber es würde mich schon sehr wundern, wenn jemand aus persönlichem Interesse lange genesene Patienten noch einmal befragen würde, ob bei einem Routineeingriff Jahre zuvor auch wirklich alles gepasst hat. Soviel emotionale Energie hat doch kein Mensch übrig.