Sich selbst als das Maß aller Dinge betrachten

vom 23.01.2019, 10:52 Uhr

Es gibt Menschen, die die Lebensinhalte anderer Menschen als minderwertiger als die eigenen betrachten. Wahrscheinlich läuft das unbewusst ab und sie merken es noch nicht einmal. Meine Cousine lästert beispielsweise immer über ihre Nachbarin, die abends vor dem Fernseher sitzt und nicht wie sie unter Leute geht. Ich frage mich, was daran schlechter sein soll als unter Leute zu gehen.

Ich gehe zurzeit auch nicht viel unter Leute und bin sehr zufrieden damit. Ich schaue mir abends Dschungelcamp an, weil es mich entspannt. Ich habe im Laufe meines Lebens an so vielen sinnlosen Projekten mitgewirkt, dass ich mittlerweile weiß, dass es sinnvoller ist, ein gutes Essen zu kochen als seine Lebenszeit über das hinaus, was zum Leben reicht, einem Arbeitgeber zu schenken. Kennt ihr auch Leute, die den Lebensinhalt anderer nur aus ihrer momentanen Lebenssituation heraus beurteilen?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich käme nie auf die Idee, mich selbst als das Maß aller Dinge zu betrachten. Jeder Mensch ist anders und hat andere Bedürfnisse und Wünsche. Aber allen Menschen ist gemeinsam, dass sie Bedürfnisse nach Autonomie, Zugehörigkeit und Kompetenz. Abgesehen davon braucht jeder Mensch meiner Ansicht nach eine Aufgabe und einen Lebensinhalt.

Wenn man sich nicht gebraucht fühlt und keine richtige Aufgabe hat, dann fühlt man sich unterfordert und man ist frustriert. So merkt man meiner Ansicht nach, wenn Hausfrauen keinen richtigen Lebensinhalt haben und keine richtige Lebensaufgabe und sich daher zig Hobbies als Beschäftigungstherapie suchen, aber dadurch keine innere Befriedigung erlangen. So ein Verhalten ist mehr als offensichtlich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich glaube, dass so gut wie jede/r von uns egozentrisch genug ist, um die Lebensentscheidungen anderer aus seiner eigenen Perspektive zu be- und auch zu verurteilen. Man sieht es ja hier im Forum schon oft genug. Wie viele Diskussionen würden gar nicht erst zustande kommen, wenn es immer heißen würde: Du bist Hausfrau, ich habe einen typischen Brotberuf, aber das ist schon gut so, schließlich hat jeder andere Wünsche und Bedürfnisse im Leben! :blumen:

Oder wenn mal wieder jemand bei einem gefährlichen Hobby den Löffel abgibt, sagt auch kaum jemand: Nun gut, er hinterlässt Frau und Kinder, aber wenigstens hat es ihn bei etwas ereilt, was er gerne gemacht hat. Wie oft hört man auch: An seiner/ihrer/deiner Stelle würde ich dieses oder jenes machen oder nicht machen. Und diese und vergleichbare "Ratschläge" besagen ja auch nichts anderes, als dass man seine eigenen Werte und Maßstäbe als Richtlinien für andere ansieht.

Ich nehme mich hier selbstverständlich nicht aus. Zwar bemühe ich mich ernsthaft, anderen Leuten keine Vorschriften zu machen oder ihre Lebensentscheidungen in Frage zu stellen, aber beispielsweise habe ich selber ein ausgeprägtes Bedürfnis nach materieller Sicherheit und schlage daher innerlich die Hände über dem Kopf zusammen, wenn mal wieder jemand den Job hinschmeißt, ohne eine neue Einkommensquelle zu haben. Manchmal habe ich daher schon Schwierigkeiten damit, dass andere Leute ihr eigenes Ding machen, auch wenn es mir noch so idiotisch vorkommt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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