Wo seht ihr im Alltag noch Verstöße gegen Gleichbehandlung?

Dass ein Mann gegen Frauenparkplätze klagte wurde ja hier Frauenparkplätze für Männer diskriminierend? schon diskutiert.

Seht ihr eigentlich in der heutigen Gesellschaft im Alltag noch Verstöße gegen die Gleichbehandlung / Gleichberechtigung? Welche Verstöße fallen euch ein, die auch heute noch alltäglich sind und was würdet ihr da ändern wollen? Denkt ihr, dass Frauen und Männer immer gleich behandelt werden können oder andere Menschengruppen?

Ein Frauenparkplatz ist im öffentlichen Raum doch nur ein Angebot, ebenso wie ein Parkplatz für Eltern mit Kind. Dort nicht zu parken, wenn man den Platz nicht braucht, gebieten nur Anstand und Höflichkeit. Für mich ist es beispielsweise selbstverständlich, den Frauenparkplatz nicht zu benutzen, wenn ich sowieso in den Stoßzeiten unterwegs bin.

Dort sollen die Frauen parken, die dann zum Auto zurückgehen müssen, wenn nicht mehr viel los ist und es gute Gründe gibt, ängstlich zu sein und die Gefahr für Übergriffe größer ist. Ich nutze auch keinen Parkplatz für Familien mehr. Ich brauche keinen Platz mehr, um an den Kindersitz zu kommen und meine Kinder sind groß genug, um auch in engen Parklücken auszusteigen, ohne ein Auto zu beschädigen. Sie können sich auch sicher im Verkehr bewegen.

In privaten Parkhäusern ist es doch die Entscheidung des Betreibers, welche Maßnahmen er ergreift, um sein Angebot attraktiv zu machen. Gleichbehandlung heißt für mich nicht, dass man alle immer gleich behandelt. Über den Gleichbehandlungsgrundsatz sollen alle die gleichen Möglichkeiten bekommen. Das ist gut und richtig.

Aber wenn Teile der Bevölkerung bei gleichen Voraussetzungen nicht die gleichen Möglichkeiten haben, dann sehe ich kein Problem darin, für Ausgleich zu sorgen. Frauen werden nun einmal häufiger Opfer sexueller Übergriffe als Männer. Angsträume zu entschärfen, schafft erst Gleichberechtigung. Denn so können Frauen sich ebenso selbstverständlich allein bewegen wie Männer.

Wobei Männer natürlich auch noch oft genug benachteiligt werden. Hebammen werden händeringend gesucht, aber wer Entbindungspfleger werden möchte, der muss lange nach einem Platz suchen. Erzieher sind immer gefährdet, als pädophil zu gelten.

Frauen haben immer noch mehr Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege an der Backe, dafür benachteiligen Familiengerichte in Kinderfragen Männer. Von denen wird handwerkliche Begabung und Körperkraft erwartet, beim Kindeswohl dagegen sind sie scheinbar wenig wichtig. Die Liste ist unendlich.

Ich finde, dass man Gleichbehandlung, wie schon erwähnt, nicht mit sinnloser "Gleichmacherei" verwechseln sollte. Gegner der Gleichberechtigung (quasi egal, auf welche Form der Diskriminierung sie sich bezieht) tun ja immer so, als handele es sich um eine ungerechtfertigte Bevorzugung, weil, um das genannte Beispiel aufzubringen, Männer ja ebenso viel Angst vor Überfällen und sexuellem Missbrauch haben müssen bzw. Frauen einfach einen Selbstverteidigungskurs machen können, und gut ist.

Viele Beispiele wurden ja schon genannt. Mir fällt es besonders im Berufsleben auf, wenn immer noch ein Riesenterz darum gemacht wird, dass ein Mädchen einen Beruf lernt, bei dem man sich "dreckig" machen kann wie Mechatronikerin, während Männer schon mit einem Bein im Knast stehen (als "Kinderschänder" noch dazu), wenn sie im Rahmen ihres Jobs Kinder wickeln sollen. Schon bei der Kindererziehung stelle ich massive Rückschritte zu meiner Kindheit fest, als noch Buben wie Mädchen in Latzhosen im Sand gespielt haben und auf Bäume geklettert sind.

Für mich sind es eher die Alltagsdinge, die die Gleichbehandlung behindern und nicht mal so sehr die große Politik. Wenn man von klein auf eingebläut bekommt, dass XX und XY (oder was auch immer) nicht die gleichen Dinge machen dürfen, obwohl sie sie können und wollen, ist das in meinen Augen ein Hemmschuh für die gesunde Entwicklung der Gesellschaft.