Freund möchte nicht über familiäre Probleme sprechen

Da ich die Eltern meines Freundes noch nicht kennen gelernt habe und mein Freund auch nie sonderlich viel über sie erzählt hat, weiß ich nicht viel von ihnen. Mein Freund wohnt schon seit einigen Jahren nicht mehr zu Hause, wobei er seine Eltern immer etwa einmal monatlich besucht. Ich weiß nur, dass die Eltern seit einigen Jahren schon getrennt leben, wobei mein Freund nie so richtig etwas darüber erzählen will. Über seine Brüder redet er immer sehr gerne, aber immer, wenn es um seine Eltern geht, wird er ganz still und sieht bedrückt aus. Von daher dachte ich natürlich immer, die Trennung würde ihn noch immer sehr mitnehmen, weshalb ich ihn mit dem Thema auch immer in Ruhe gelassen habe.

Nun war ich am Wochenende mit meinem Freund verabredet, wobei er zu einer bestimmten Uhrzeit zu mir kommen wollte. Zuvor war er noch bei seinen Eltern zu Besuch und wollte dann im Anschluss eigentlich direkt zu mir kommen. Allerdings schrieb er mir dann völlig aufgelöst, dass ihm etwas dazwischen gekommen sei, wobei ich natürlich wissen wollte, worum es ging. Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht, weil mein Freund wirklich sehr aufgelöst war, mir aber absolut nichts sagen wollte. Von daher hatte ich mir wirklich die Schlimmsten Sorgen gemacht, zumal mein Freund eben auch sagte, dass etwas Schlimmes passiert sei.

Da ich natürlich die ganze Zeit gedacht hatte, dass meinem Freund selbst etwas passiert sei, habe ich dann auch immer weiter nachgefragt, wobei er nach einer halben Ewigkeit endlich nachgab und mir sagte, dass sein Vater seiner Familie und also auch ihm, einen Abschiedsbrief geschrieben hatte. Eigentlich hatte er mir das auch gar nicht sagen wollen, sondern wollte das in der Familie behalten und erst auf mein Drängen hin, hatte er es mir gesagt.

Nachdem mein Freund mir das geschrieben hatte, meinte er auch gleich, dass er nicht darüber sprechen möchte und dass wir uns ja trotzdem normal weiter treffen könnten. So haben wir uns auch gestern getroffen, wobei mein Freund natürlich entsprechend traurig und bedrückt aussah. Ich wusste dann auch absolut nicht, wie ich mich ihm gegenüber überhaupt verhalten sollte, da ich nicht einmal weiß, was nun mit seinem Vater ist. Ich weiß nur, dass er den Abschiedsbrief nicht geschrieben hat, weil er sich irgendwo absetzen möchte. Ob er sich selbst umbringen möchte, oder irgendeine schwere Krankheit hat, weiß ich nicht, genauso wenig, ob er noch am Leben ist.

Ich weiß nun gar nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll. Ich habe meinem Freund gesagt, dass er jederzeit mit mir reden kann oder ich ihn auch gerne für einige Tage in Ruhe lassen kann, wenn er das möchte. Darauf ist er jedoch gar nicht eingegangen. Von daher denke ich, dass er wohl in nächster Zeit bei jedem Treffen bedrückt sein wird. Ihn direkt trösten möchte ich jedoch auch nicht, wenn ich gar nicht weiß, was überhaupt los ist und weil er scheinbar nicht darüber sprechen möchte. Und so zu tun, als ob nichts wäre, ist in so einer schrecklichen Situation doch sicherlich auch nicht angebracht.

Als wir bei mir vor dem Fernseher saßen, kam in irgendeiner Serie dann auch das Thema Suizid auf, wobei ich mich dann gleich komisch gefühlt habe, weil ich eben nicht weiß, ob das Thema nun meinen Freund betrifft oder nicht und ich weiß nun auch nicht, wie ich mich nun verhalten soll. Ich würde ja schon gerne wissen, was Sache ist, wobei mir mein Freund aber auch deutlich gemacht hat, dass er eigentlich nur mit seiner Familie darüber sprechen möchte.

Was sollte ich eurer Meinung nach in so einer schweren Situation tun? Wie kann ich meinen Freund unterstützen?

Frage doch deinen Freund einfach, wie du dich nun verhalten sollst. Sag ihm, dass du gerne für ihn da sein möchtest und einfach nichts weißt, wie du nun reagieren sollst. Er sagt dir ja immerhin nicht viel bzw. eigentlich gar nicht. Wenn er dann nicht getröstet werden möchte, kann er das ja sagen. Das musst du eben zum normalen Ablauf übergehen und es so hinnehmen. Vielleicht kommt er dann doch noch irgendwann von alleine und erzählt dir ein bisschen mehr darüber.

Irgendwie finde ich es ziemlich schade, dass Dein Freund es nicht schafft, sich Dir gegenüber zu öffnen. Daher finde ich Nelchens Tipp oder Vorschlag immer ganz gut, wenn Du ihn direkt fragst, wie Du mit der Situation umgehen sollst oder auch, wie Du Dich ihm gegenüber verhalten sollst. Beschreibe in kurzen Sätzen Deine eigene Unsicherheit, ohne ihm noch mehr aufzubürden oder ihn unter Druck zu setzen.

Ich weiß, dass es ziemlich schwierig ist, aber letztendlich belastet doch sein Schweigen und Verhalten dadurch auch Eure Beziehung. Ihm gegenüber es so direkt äußern, solltest Du aber doch eher sein lassen. Die Schulter zum Anlehnen mit dem offenen Ohr hast Du bereits angeboten, es ist aber letztendlich dann an seiner Stelle, dieses Angebot auch anzunehmen und auf Dich zuzukommen. Zumindest dann, wenn es um das familiäre Thema und diesen Abschiedsbrief geht.

Eine richtige Stütze kannst Du eigentlich nur sein, wenn er Dein Angebot annimmt und sich Dir gegenüber öffnet. Ich sehe es schon kritisch, egal, wie unangenehm es ist, dass Du nicht mehr weißt, als es eben diesen Abschiedsbrief gibt und irgendetwas nicht stimmt. Aber konfrontiere ihn nicht immer wieder damit, sondern mache ihm die Zeit einfach irgendwie schön. Mehr kannst Du nicht tun. Denn zu zwingen, sich zu öffnen, kann man niemanden.

Mir scheint es fast ein bisschen so, als ob dein Freund dir nicht hundertprozentig vertraut. Für mich ist eine Beziehung immer auf gegenseitigem Vertrauen aufgebaut. Das heißt, ich setze als Voraussetzung für eine Beziehung immer, dass ich mit meinem Partner über alles reden kann und er mit mir. Natürlich möchte ich auch wissen, was ihn bewegt, was ihm wichtig ist und wie ich ihm helfen kann. Wenn mein Mann nie etwas über sein Elternhaus erzählt hätte, aus welchen Gründen auch immer, glaube ich nicht, dass ich die Beziehung fortgeführt hätte.

Sprich mit ihm in aller Ruhe darüber, dass er über bestimmte Dinge nicht mit dir sprechen will. Frag ihn, warum er dich nicht ins Vertrauen ziehen kann und dass du nur sein Bestes willst.

Wenn ich unsicher bin, wie ich mich verhalten soll, dann kommuniziere ich das offen und ehrlich und frage die Person direkt welches Verhalten meinerseits ihr am besten helfen und sie am besten unterstützen würde. Es gab in dieser Hinsicht noch nie Probleme und daher halte ich das einfach für die beste Strategie.

Dass dein Freund dir nichts sagt hat nichts mit mangelndem Vertrauen zu tun. Es gibt einfach Dinge, die muss man für sich selbst erst einmal verarbeiten und das Trauma überwinden bevor man offen darüber sprechen kann. Daher finde ich, dass du dich in Geduld üben können solltest und ihn zu nichts drängen solltest was er nicht möchte.

Ich würde an deiner Stelle einfach sagen, was in dir vorgeht. Da kann man dann immer noch sehen, wie er damit umgeht. Ich würde ganz klar sagen, dass du nicht weißt wie du da momentan mit ihm umgehen sollst. Die Situation ist natürlich maximal bescheuert für dich. Er scheint einfach überfordert zu sein mit seinen Emotionen und vielleicht hat er nicht gelernt sich da jemanden anvertrauen zu können.

Leider gibt es immer noch Eltern, die ihren Kindern Emotionen quasi verbieten, also reden ist nicht, weinen ist nicht und so entstehen dann eben solche Menschen, die sich niemanden öffnen können. In einer Beziehung finde ich das aber schon etwas komisch, wenn man so schlecht oder gar nicht über so etwas reden kann. Ich würde an deiner Stelle auch nochmal ganz klar machen, dass du für ihn da sein willst und ihn bei allen unterstützt, was da auch kommen mag.