Durch bessere Politik weniger psychische Erkrankungen?

Es wird ja schon seit längerem kritisiert, dass politisch betrachtet zu wenig für Menschen mit psychischen Erkrankungen getan wird. So gibt es immer noch zu wenig Therapeuten und die Wartezeiten auf einen Termin sind sehr lang. Jedenfalls wird hier teilweise die Politik dafür verantwortlich gemacht.

So wird gesagt, dass durch eine bessere Arbeits- und Sozialpolitik kein übermäßiger Stress und keine Zukunftsängste existieren würden, die als Hauptrisikofaktoren neben der genetischen Disposition gelten. Als Beispiele für den politischen Verbesserungsbedarf werden in diesem Kontext häufig Hartz4, Niedriglöhne, befristete Verträge und Leiharbeit genannt.

Wie seht ihr das? Meint ihr, dass man durch eine bessere Politik tatsächlich psychischen Erkrankungen vorbeugen kann? Oder meint ihr, dass selbst eine bessere Politik nichts verändern würde?

Ich musste leider am eigenen Leib trotz hoher Qualifikation die psychische Belastung von Langzeitarbeitslosigkeit erfahren. Hauptgrund war, dass ich mein Heimatbundesland bzw. Heimattal nicht verlassen wollte auf Grund einer Landwirtschaft die zum Aufbauen ist und im Tal kaum Arbeitsplätze für mich vorhanden waren. Das war für mich psychische eine extreme Belastung. Insbesondere als man mich in eine Programm steckte, wo man teilweise Basisqualifikationen im Lesen, Schreiben, Rechnen in den Lehrplan aufnahm. Ich empfand dies als sehr unangenehm und fühlte mich ungebraucht. Man wird gezwungen seine Heimatgemeinde zu verlassen. Denn das Programm machte mich noch bedrückter als ich schon war und ich wollte da nur so schnell als möglich raus, bevor ich in eine depressive Phase hineinrutsche. Ich war zwar finanziell dadurch abgesichert aber wie man abgestempelt wird ist extrem belastend.

Eine Politik die dies verhindert, bzw. falls es zu Arbeitslosigkeit kommt sinnvolle Maßnahmen zu setzen, die auch für höher qualifizierte die Zeit der Arbeitslosigkeit erleichtern. Die Folgekosten für eine psychische Behandlung könnten nämlich immens sein.

In Österreich haben sie derzeit eine sehr fragwürdige Sozialpolitik. Hier wird speziell auf Arbeitslosen herumgehakt. Die soziale Mindestsicherungen und die Notstandshilfe, soll in eine Form gewandelt werden, dass sie für sogenannte Sozialschmarotzer unattraktiv wird. Das dies bei denen die unverschuldet in eine Notlage kamen noch mehr Ängste auslöst und Stress erzeugt ist meines Erachtens nach ein großer politischer Fehler.

Fazit ja die Politik eines Landes hat Einfluss auf die psychische Gesundheit von ihren Bürgerinnen. Man denke auch an bürokratische Hürden, die die Menschen unnötig belasten und Zeit und Energie rauben, ohne Mehrwert für ein Land zu bringen. In dieser Zeit könnte man arbeiten und somit zum BIP des Landes beitragen.

Nach der Logik müssten Deutsche weniger psychische Erkrankungen haben als Amerikaner. Schließlich gibt es hier ein erheblich zuverlässigeres soziales Netz. Niemand muss auf der Straße leben oder auf Gesundheitsversorgung verzichten. Die Bundeswehr ist hier auch nicht für viele die einzige Möglichkeit und Ausbildung oder Studium sind bezahlbar. Trotzdem sind hüben wie drüben 20 Prozent betroffen.

Ich glaube nicht, dass man durch eine Absicherung weniger psychische Erkrankungen hat. Natürlich wird man hier in vielen Bereichen entlastet und kann nicht so tief fallen und dennoch ist man nicht sicher vor psychischen Erkrankungen. Diese können einen ja auch aufgrund von starkem Druck treffen oder weil das soziale Umfeld nicht gut ist und so weiter, es gibt tausend Gründe um solche Erkrankungen zu entwickeln und bessere Politik ist natürlich schön, ändert aber nichts an Erkrankungen.