Ändert ihr auch dauernd eure Meinung zur Organspende?
Nein, ich ändere meine Meinung nicht und so lange sich der Umgang mit Sterbenden nicht ändert, bleibt das auch so! Wenn nicht endlich offen über die Probleme gesprochen wird, was man tunlichst vermeidet, um potenzielle Spender und Angehörige, die zustimmen sollen, nicht zu verschrecken, bleibt es beim Nein. Sollte der Staat meinen, dass er ohne aktiven Widerspruch das Verwertungsrecht an meinem Körper erhält, verhärtet sich dieses Nein noch, so lange nicht mit offenen Karten gespielt wird.
Versteht mich nicht falsch. An sich ist die Organspende eine gute Sache. Nur ist der Spender nicht tot, er ist nur im Sterbeprozess, der noch Stunden, Tage oder bei bester Versorgung Jahre dauern kann. Natürlich gibt es bei Hirnschäden einen Punkt ohne Wiederkehr. Aber mich stören zwei Dinge.
Erstens gibt es Fehler bei der Feststellung. Das ist für mich kein echter Hinderungsgrund. Ich unterstelle hier keine Absicht oder gar wirtschaftliche Interessen. Aber dass nicht offen darüber gesprochen wird, das stört mich sehr. Der zweite Punkt ist mir wichtiger.
So lange es bei der Entnahme keine ordentliche Narkose als Routine gibt, gebe ich kein Organ. Wenn ein lebender Patient in Narkose Abwehrbewegungen zeigt, der Blutdruck massiv steigt, Tränen fließen oder der Schweiß ausbricht und die Konzentration an Kohlenmonoxid steigt, ist unstrittig, dass die Narkosetiefe nicht ausreicht und der Patient Schmerzen empfindet.
Bei Organspendern passiert das auch, weil die keine Narkose bekommen. Aber da wird schlicht angenommen, dass die keine Schmerzen haben, weil das Hirn hinüber ist. Da gibt es ein paar Opiate und was zur Entspannung der Muskulatur, damit kein Zucken stört, und das war es.
Das empfinde ich als zynisch und unmenschlich. Wer seine Organe spendet, muss so gut und so sicher wie nur möglich behandelt werden. So lange das nicht offen kommuniziert und durch eine echte Narkose gemindert wird, bin ich raus. Und dann hätten wir noch den dritten Aspekt. Wer der Organspende uneingeschränkt zustimmt, stimmt auch der Gewebeentnahme zu. Nur weiß das kaum jemand und es wird auch nicht kommuniziert.
Damit rettet man keine Leben, man liefert Rohmaterial für Medizinprodukte, die sie Arzneimittel gehandelt werden. Auch das ist nicht per se schlimm. Aber ich finde es unfair und widerlich, dass Spender und Angehörige nicht offen informiert werden. Dieses Vorgehen lehne ich rundweg ab.
Eigentlich ist es sehr schön, wenn man an andere denkt. Man kann dadurch auch vielleicht ein Familienglück retten, wenn einem Kind etwas schreckliches widerfährt. Es ist aber schon interessant, warum ein kleines Land, wie Österreich, so ganz andere Wege geht als Deutschland. Gerade Deutschland als einwohnerreichstes Land Europas könnte die Organspende viel unbürokratischer gestalten. Man könnte dann ebenso wie in Österreich zu Lebzeiten widersprechen.
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