Erwachsener Nachhilfeschülerin von Abitur abraten?
Meine Schwester hat eine vierzigjährige Nachhilfeschülerin, die einen guten Beruf hat, aber unbedingt noch mithilfe eines Ferninstituts und viel Nachhilfeunterricht Abitur machen möchte. Meine Schwester befürchtet aber, dass das unmöglich ist, weil sie eine leichte Matheschwäche hat und auch ansonsten im Denken sehr schwerfällig ist. Sie hängen schon seit vier Wochen an den einfachsten Gleichungen und Textaufgaben auf Mittelschulniveau.
Meine Schwester deutet immer mal wieder an, dass noch viel Arbeit ansteht und das es sehr schwer wird. Die Frau hat wohl nicht nur in den Mint Fächern, sondern auch in den Sprachen Probleme und gibt viel Geld für den Nachhilfeunterricht aus. Würdet ihr der Frau klipp und klar eure ehrliche Meinung sagen oder muss sie das für sich selber herausfinden?
Wer kann denn schon sagen ob sie es am Ende packt? Es kann ja durchaus sein, dass sie einfach nur etwas mehr zeit benötigt und nach so vielen Jahren ohne Schule ist das doch auch normal. Irgendwie finde ich es da schon etwas anmaßend zu behaupten sie könnte das nicht schaffen. Sie hat sich nochmal ein Ziel gesetzt und muss da nun von vorne anfangen. Wie soll man sich schon anstellen nach so vielen Jahren ohne Schule? Man kann sich da schon äußern, aber die Entscheidung muss bei ihr liegen.
In dieser Lage ist Fernunterricht natürlich eine sehr schwierige Lösung. Ich habe mein Abitur auch auf dem zweiten Bildungsweg erlangt. Aber der Unterricht fand an der örtlichen Volkshochschule statt. Hier konnten einem die Lehrer praktisch helfen, wenn es Verständnisprobleme gab. Per Fernunterricht habe ich im Anschluss mal ein Studium versucht, aber das funktionierte für mich nicht; das muss einem wirklich liegen und ist deutlich schwieriger als Präsenzunterricht. Aber viel Arbeit ist dies für jeden, egal auf welchem Weg.
Auch meine Matheleistungen waren unter aller Kanone, ich habe die ganzen drei Jahre über fast nur Fünfen und Sechsen geschrieben. In Französisch habe ich kaum einen sinnvollen Satz hingekriegt - konnte dies aber wieder mit starken Fächern ausgleichen. Mein großes Glück war auch, dass die Dozenten die Prüfungsthemen, z. B. in Mathe, selbst für den jeweiligen Prüfling festlegen konnten, sodass sich diese auf die zwei beschränkten, die ich gerade gut genug für eine Vier beherrschte.
Ich denke man kann nicht vorhersagen, ob sie es schafft. Falls sie aber nicht in allen Hauptfächern schlecht ist, gibt es sicher eine Chance. Auch wenn in manchen Fächern die schriftlichen Prüfungsleistungen zu schlecht ausfallen, kann sie es in der mündlichen Prüfung immer noch herausreißen. Und wenn alle Stricke reißen, kann die Prüfung meines Wissens nach ein halbes Jahr später wiederholt werden, wobei sie sich auch dann nur auf die nicht bestandenen Fächer konzentrieren muss (wenn ich mich richtig erinnere, schließlich war das 2006).
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