Wegen Kindern sich vordrängeln und Anspruch anmelden?

Ich habe unsere Waschmaschine, die einen Lagerschaden hat, bei ebay Kleinanzeigen zu verschenken eingesetzt. Ich dachte, es würde sich vielleicht der ein oder andere Altmetallhändler melden, für den die Maschine noch Wert hat. Eine Reparatur lohnt leider nicht, weil Bauknecht das Lager irrsinnigerweise in die Trommelwanne aus Plastik eingegossen hat und man alles ersetzen müsste. Das Ersatzteil ist so teuer wie eine neue Maschine.

Ich schrieb, dass die Maschine noch läuft, aber eben diesen Schaden hat, laut ist und ungewiss ist, wie lange sie mit dem Schaden noch laufen kann. Es meldeten sich daraufhin viele Interessenten. Eine Frau schrieb dann in einem recht schlechten Deutsch, dass einzig und allein sie Anspruch auf die Maschine hätte, denn sie hätte sehr viele Kinder und bräuchte die Maschine einfach. Kein anderer als sie hätte ein Recht auf die Maschine. Die anderen sollten sich zurück ziehen.

Ich war ziemlich geplättet von dieser dreisten Antwort. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, so auf eine Kleinanzeige zu antworten, denn ich würde gar nicht auf die Idee kommen, dass man mit Dreistigkeit und Frechheit bei einem privaten Anbieter durch kommt. Wenn sie gebettelt hätte und dabei ihre vielen Kinder angeführt hätte, hätte ich es vielleicht noch verstanden. Aber sich dreist vordrängeln wollen führt doch nie zum gewünschten Ergebnis, oder?

Würdet Ihr auf diese Weise versuchen, an das gewünschte Stück zu kommen? Hätte die Frau bei Euch Erfolg gehabt? Bei mir hatte sie jedenfalls keinen Erfolg.

Mich würde das abschrecken und ich würde der Frau die Waschmaschine gerade nicht geben. Ich hätte zudem die Sorge, dass die Frau nachher Ärger macht, wenn die Maschine kaputt geht, denn so wie du das schilderst, könnte ich mir vorstellen, dass sie nicht verstanden hat, dass die Maschine kaputt ist und nicht mehr ewig laufen wird.

Daher hätte die Dame sich mit ihrer Aussage bei mir gleich disqualifiziert und ich hätte die Maschine erst recht einem anderen Interessenten gegeben. Man muss es auch mal so sehen: sie hat die Kinder ja bekommen und daher ist es auch ihre Aufgabe, damit klarzukommen und nicht sie von irgendwem anders.

Diese Frau hat vielleicht gedacht, dass sie damit gewinnt, wenn sie so dreist auftritt, aber ehrlich gesagt frage ich mich auch, bei wem sie mit einer solchen Forderung wohl durchkommt. Wenn mir jemand so etwas schreiben würde, dann würde ich die Maschine erst recht jemand anderem geben, weil ich nicht finde, dass Dreistigkeit siegen sollte.

Es kann ja sein, dass sie dringend eine Waschmaschine braucht, aber dann sollte man doch nicht so fordernd auftreten und schreiben, dass man alleine ein Anrecht auf die Maschine hätte. Für mich hätte sie dann eben genau das nicht mehr und ich würde das dann auch schreiben, dass das nach so einem Kommentar und einer solchen Forderung nichts wird.

Wenn sie viele Kinder hat, dann hat sie sicher auch viel Wäsche und dann denke ich auch, dass eine zuverlässigere Maschine sicher eher etwas ist und da sehe ich es wie Zitronengras, dass ich fürchten würde, dass noch Beschwerden kommen, wenn die Maschine dann bald kaputt gehen sollte oder die Nachbarn sich wegen der Lautstärke beschweren.

Du schreibst doch selbst, dass die Frau schlecht Deutsch konnte. Also wird sie Ausländerin gewesen sein. Welcher Nation sie angehört haben wird, kann man so nicht mehr feststellen. Es kann aber durchaus sein, dass sie so agiert hat, weil das in ihrer Kultur und ursprünglichen Gesellschaft durchaus angebracht und üblich ist, sich so zu verhalten.

Nur weil man eine fremde Kultur und Mentalität nicht versteht und keinen Zugang dazu hat, muss man meiner Ansicht nach deren Angehörige nicht als dreist und unverschämt betiteln. Ich finde, dass man durchaus mehr Verständnis für Ausländer haben sollte. Das heißt aber nicht, dass man unbedingt an sie verkaufen muss, wenn man das nicht möchte.

Aus deutscher Sicht ist das natürlich ein NoGo. Dennoch weiß man nicht woher sie kommt, ob sie sich das Ganze vielleicht mit Google hat übersetzen lassen oder das in ihrer Kultur vielleicht so üblich ist. Es gibt viele Dinge, die man bedenken kann, die das Ganze abmildern könnten. Ich bin auch Mutter und würde nie etwas verlangen nur weil ich Kinder habe. Diese können ja dann auch nichts dafür und Geld für eine Waschmaschine und so weiter sollte man sich mit einer Arbeit auch zusammensparen können oder weggelegt haben.

Ich finde nicht, dass man einen Anspruch auf bestimmte Dinge hat, nur weil man Kinder hat. Sicherlich ist es schöner einer Mutter zu helfen, die sonst keine Möglichkeit hat die Wäsche sauber zu bekommen, aber das ist ja keine Pflicht und so kann jeder selber entscheiden was er macht. Bei so einer dreisten Anfrage hätte ich die Waschmaschine aber auch nicht an diese Frau gegeben.

Ich finde die Argumentation, dass man bei unverschämten Verhalten immer Rücksicht auf "kulturelle Unterschiede" nehmen soll, genauso schwachsinnig, wie wenn es immer heißt, aber jemand habe sich doch "Mühe gegeben".

Natürlich handelt es sich um Einzelfallentscheidungen. Oft genug ist es ja offensichtlich, dass es sich um eine Sprachbarriere oder ein sonstiges Missverständnis handelt und der gute Wille ist durchaus vorhanden. Und wenn sich ein Grundschüler "Mühe gibt", ist das auch eher zu honorieren als etwa bei einem 30jährigen Bühnenkünstler von begrenzter Kompetenz. Aber "Griffel weg, alles meins, ich habe Kinder" ist in keiner Kultur, die ich auch nur ansatzweise respektiere, ein Anzeichen von Anstand und gutem Benehmen.

Ich habe es glücklicherweise nicht nötig, mich dreist oder durch Betteln irgendwo vordrängeln zu müssen, weil ich materiell gut versorgt bin und auch mal verzichten kann. Auf Kinder, zum Beispiel. Umgekehrt würde es bei mir aber wahrscheinlich von der Tagesform abhängen, ob ich besonders dreiste Bittsteller im Regen stehen lasse oder ihnen den Krempel, den ich nicht mehr gebrauchen kann, in Gottes Namen nachwerfe. So ein Schnäppchen scheint die semi-defekte Waschmaschine ja auch nicht zu sein.