Gibt es noch Leute, die private Briefe schreiben?

Ich habe gerade überlegt, wie lange ich schon keinen privaten Brief mehr geschrieben habe. Ich glaube es werden jetzt dann zwanzig Jahre, sieht man einmal von den üblichen Glückwunschkarten ab.

Alle Briefe die ich sonst schreibe, sind immer irgendwie geschäftlicher Natur. Der Komfort von E-Mail, SMS und WhatsApp ist einfach zu groß als dass ich noch Briefe schreiben würde. Wie sieht es bei euch damit aus?

Ja, ich schreibe noch Briefe. Ein mit der Hand geschriebener Brief ist einfach etwas anderes als eine Mail oder SMS. Einen Brief schreibt man nicht schnell nebenbei. Man muss seine Gedanken sortieren und auch der Empfänger muss das Gelesene sacken lassen. Denn eine direkte Antwort funktioniert nicht.

Ein Brief drückt Wertschätzung aus. Im Vergleich zur schnellen, elektronischen Kommunikation ist ein Brief ein Geschenk. Er ist, ohne ihn erst ausdrucken zu müssen unvergänglich, und lädt dazu ein, ihn aufzubewahren und wie einen Schatz zu hüten. Außerdem kann man über Briefe einen eigenständigen Gedankenaustausch führen, obwohl man sich zwischenzeitlich sieht oder spricht.

Ich hatte als Teenager eine Brieffreundin, wobei sich da der Kontakt irgendwann im Sande verlaufen hat. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich danach mal einen handschriftlichen, privaten Brief verfasst habe. Ich habe schon Glückwunschkarten und dergleichen geschrieben, aber ein Brief ist noch einmal was anderes finde ich.

Ich hatte früher auch einige Brieffreunde, mit denen ich regelmäßig Briefe geschrieben habe. Irgendwann ist der Kontakt dann aber abgebrochen, wobei das wohl zu der Zeit gewesen sein müsste, als es dann WhatsApp und Facebook gab und diese Plattformen zu populär wurden. Irgendwie hatte das Schreiben von Briefen dann für mich den Reiz verloren, weil ich auch gemerkt habe, dass es online viel schneller und günstiger geht.

Seitdem habe ich eigentlich auch gar keine privaten Briefe geschrieben und habe das auch nicht mehr vor. Mir würde nun spontan auch keine Person einfallen, der ich einen Brief schreiben wollen würde. Ich habe mit allen Personen mit denen ich Kontakt habe, Kontakt per WhatsApp oder Anrufe oder auch E-Mails und das reicht mir auch voll und ganz.

Wenn mir gewisse Nachrichten, die ich überbringen möchte, sehr wichtig sind, es um sehr persönliche und emotionale Dinge geht, dann schreibe ich noch Briefe. Allerdings dann nicht in Form einer “Korrespondenz”, sondern meistens eine einfache Nachricht.

Ein Brief zeigt, wie wichtig mir die Sache ist, wie sehr mir die Person am Herzen liegt. Für einen Brief setzt man sich extra hin, wählt die Worte meiner Meinung nach sorgfältiger aus, wenn man sie schriftlich niederschreibt, als wenn man gehetzt und halbherzig irgendeine Whatsappnachricht verschickt. Allein das Ausformulieren der Gefühle ist so viel mehr wert, als einen einfachen Emoticon zu verwenden.

Ich fände es sehr schade, wenn das Briefeschreibern eines Tages komplett aussterben würde, oder zu einer Nische werden würde.

Ich muss sagen, dass ich auch schon recht lange keinen privaten Brief mehr geschrieben habe. Die Brieffreundschaften, die ich hatte, sind entweder eingeschlafen oder auf E-Mail umgestellt, weil es einfach schneller geht und praktischer ist.

Aber schade finde ich das schon und eigentlich würde ich gerne schon noch Kontakte haben, mit denen ich per Brief kommuniziere, weil ich das schon vermisse, dann einen Brief zu öffnen und mich gemütlich damit aufs Sofa zu setzen und mir im Gegenzug dann auch mit meinem Brief viel Mühe zu geben.

Das hilft sicher auch dabei, dass man wieder länger mit der Hand schreiben kann, wenn man das regelmäßig macht. Ich finde es erschreckend, dass man früher lange Texte mit der Hand schreiben konnte und heute nach einigen Sätzen einen Krampf bekommt. Daran würde ich gerne mit Hilfe von Brieffreundschaften auch mal wieder üben.

So praktisch ich die E-Mail auch finde, ich muss schon sagen, dass es etwas anderes ist, wenn man einen privaten Brief bekommt oder verschickt, weil das für mich einfach viel mehr Mühe und somit auch Wertschätzung bedeutet, die man dem anderen entgegenbringt.

Ich habe abgesehen von Urlaubskarten, Einladungen und Geburtstagsgrüßen schon lange keine privaten Briefe mehr geschrieben. Längere Mitteilungen schreibe ich per E-Mail und kurze per WhatsApp oder telegram. Ich habe immer schon ungerne Briefe geschrieben, da man diese schlecht korrigieren konnte, wenn einem beim Durchlesen eine Formulierung nicht mehr so gut gefiel. Ich habe auch keine besonders schöne, ziemlich unleserliche Handschrift, so dass auch für die Empfänger eine E-Mail wahrscheinlich angenehmer ist.

Ich vermisse das Briefeschreiben überhaupt nicht. Früher hatte jeder in unserer Klasse im Interesse der deutsch-französischen Freundschaft einen Brieffreund oder eine Brieffreundin in Frankreich. Das wurde von meiner damaligen Schule erwartet und gepflegt. Es war jedesmal eine Qual, die Briefe zu schreiben. Ich kannte meine Partnerin ja gar nicht gut und musste mir jedesmal etwas aus den Fingern saugen. Umgekehrt haben mich die Briefe meiner sogenannten Brieffreundin auch nicht besonders interessiert. Vielleicht bekäme man jetzt vielleicht sogar über die neuen Medien mit Fotos und Übersetzungshilfen besseren Kontakt.

Ja, ich schreibe noch private Briefe. Manchmal auch als Familienrundbriefe im Computer, aber handschriftliche Karten und Briefe auch. Ich finde das wichtig. Beziehungen sind keine Massenware und kein Feld für Kurzmitteilungen jeder Art.

Den letzten Brief hat meine Oma bekommen, den ich geschrieben habe und das war letztes Jahr. Ich hatte bis vor einigen Jahren noch schriftlichen Kontakt zu einer Freundin. Wir haben uns auch immer Briefe geschrieben. Aber irgendwann hat das aufgehört. Ihr wurden die Briefmarken dann auch irgendwann zu teuer. Karten schreibe ich auch noch, aber das ist ja schon noch etwas anderes als ein Brief. Dazu kommt es doch immer seltener.