Bei Preisvorschlag um jeden Euro kämpfen?
Ich nutze schon mal den Preisvorschlag, wenn diese Option bei Ebay angeboten wird. Aber auch bei anderen Plattformen wie Kleiderkreisel ist das möglich. Ich setze mir dann vorher immer ein Preislimit, dass ich eben nicht mehr ausgeben möchte. Normalerweise bin ich da nicht so stur, wenn es sich dann nur um einen Euro handelt, den der Verkäufer mehr haben möchte. Aber je nach Artikel versuche ich dann schon meinen Preis durchzusetzen.
Man kann ja nur begrenzt Preisvorschläge schicken. Bei Ebay hat man 3 mal die Möglichkeit für einen Artikel einen Vorschlag zu machen. Ich habe eine Freundin, die da wirklich um jeden Euro feilscht. Sie hat auch kein Problem damit, dreimal den selben Preisvorschlag zu schicken und den Gegenvorschlag damit immer abzulehnen. Oftmals geht das natürlich schief und dieser wird dann vom Verkäufer nicht angenommen. Aber sie meint, dass sie da hart bleibt und ihren Standpunkt eben vertritt.
Kämpft ihr bei Preisvorschlägen auch um jeden Euro? Oder nehmt ihr da auch durchaus den Gegenvorschlag an? Oder seit ihr da so Standhaft wie meine Freundin und schickt auch durchaus drei mal den gleichen Preisvorschlag? Wie würdet ihr als Verkäufer auf solche Verhandlungen reagieren?
Ganz ehrlich, bei so einem penetranten und unsympathischen, fast schon querulatorisch wirkenden Verhalten würden bei mir alle Luken runtergehen. Dann würde ich die Sachen sogar eher noch unter dem Wert an eine andere Person verkaufen oder gar verschenken als mit so jemanden ein Geschäft zu tätigen. Irgendwie ist es schon ein wenig lächerlich und unwürdig, um einen Euro hart zu feilschen. Ich weiß schon, warum ich die Option Preisvorschlag so doof finde, das hier ist mal wieder so ein Beispiel für die Seltsamkeit mancher Leute.
Dass sie damit keinen großen Erfolg hat glaube ich gerne, denn als Verkäufer fühlt man sich sicher auf den Arm genommen. Ich selbst habe fast noch nie Preisvorschläge verschickt, wenn der Preis okay war, habe ich ihn eben gezahlt und um ein oder zwei Euro feilsche ich nicht. Das Verkaufen bei Ebay ist nervig und mühsam genug, da gönne ich den Leuten eben ihren Euro mehr einfach. Hochpreisiges kaufe ich ohnehin nicht und schon gar nicht bei Ebay.
Ich hatte mal versehentlich beim Wiedereinstellen eigener Auktionen die Option Preisvorschlag senden aktiviert und war überrascht, was ich da für Angebote bekommen habe. Manche waren ganz schüchtern und haben einen Euro weniger geboten, andere waren so dreist, dass sie gleich weniger als 60 Prozent zahlen wollten und auch kein Treffen in der Mitte möglich war. Ich gebe zu, dass ich mich über die, die einen Euro weniger vorgeschlagen haben, schon gewundert hatte, dass man das überhaupt macht. Aber gut, wenn die Leute sich damit besser fühlen, am Ende des Tages kommt es auf den einen Euro mehr oder weniger nicht an, wenn man nur ein oder zwei Sachen im Monat verkauft.
Ich habe diese Option selber noch nicht genutzt, aber ich denke auch, dass man da durchaus eben verhandeln und nicht dreimal das gleiche schicken sollte. Ich würde mir dann zwar auch ein Limit setzen, aber eben auch nicht mit diesem Limit in die Verhandlung einsteigen, so dass ich das Gegenangebot dann auch noch annehmen oder eben nochmal einen Vorschlag machen kann.
Wenn man einfach auf seinem Standpunkt beharrt, dass der Preis gut ist, den man zu zahlen bereit ist, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das nicht immer so funktioniert und deine Freundin damit eben auch mal nicht durchkommt. Ich würde mir als Verkäufer bei solchen Verhandlungen leicht veräppelt vorkommen, weil das für mich gar keine Verhandlungen sind.
Ich nutze die Option auch ab und zu mal. Manchmal ist der Preis wirklich schon sehr gut, aber dann liest man, dass die Person einen Preisvorschlag anbietet und dann versucht man natürlich noch etwas zu sparen. Dann aber immer wieder auf den genannten Preis zu bestehen und immer wieder damit zu nerven diesen nicht abzuändern, finde ich wenig produktiv. Ich würde so etwas nicht machen. Auch wäre es mir egal, ob es nun einen Euro mehr oder weniger kostet, wenn der Preis schon gut ist.
Verbena hat geschrieben:Irgendwie ist es schon ein wenig lächerlich und unwürdig, um einen Euro hart zu feilschen
Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass es Menschen gibt, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen und für die schon ein Euro weniger eine Menge Geld sind? Es gibt leider Menschen, die wenig Einkommen haben und die trotzdem irgendwie über die Runden kommen müssen. Sicherlich ist das aus Sicht des Verkäufers nervtötend, aber wenn man bettelarm ist, ist so ein Verhalten doch nachvollziehbar. Ich finde Vorverurteilungen hier falsch und unangebracht. Es hat eben nicht jeder so viel Geld, dass er es mit beiden Händen zum Fenster rauswerfen kann.
Man kann natürlich jetzt ein sozialromantisches Narrativ herleiten, in welchem die arme alleinerziehende Mutter sich alles vom Mund abspart, um den Kinderwagen für ihr Neugeborenes zu bezahlen. In der Regel handelt es sich aber bei vielem, was online verkauft wird einfach nur um relative Luxusgüter, die man nicht zwingend braucht. Ich wüsste jetzt nicht, dass jemand, der ansonsten nichts hat sich für Luxus Nagellacke, Sammlerstücke oder ein profanes Buch die letzte Rippe aus dem Körper schneiden würde.
Und aus eigener Erfahrung: Wenn man nichts hat, dann kann man auch mal für einen sehr langen Zeitraum versuchen, möglichst nichts zu kaufen, das geht durchaus. Ich habe auch schon einige Semester hintereinander kein einziges Kleidungsstück gekauft und nur einen Koffer Klamotten gehabt. Mit absolut nichts haben, kenne ich mich also ganz gut aus. Und wenn ich mir die Leute so angucke, die am härtesten feilschen, ist das in der Regel die Fraktion "kaufsüchtig mit 40 Käufen im Monat" oder ein verschrobener Sammler. Generell kann man einen zunehmenden Geiz im Online-Handel feststellen.
Interessanterweise sind die ärmsten Leute, die ich kenne, sowieso alle nicht bei Kleiderkreisel oder ebay, weil nicht mal dafür das Geld reichen würde. Und der Fall hier ist ja noch mal besonders, weil die angeblich standhafte, in meiner Wahrnehmung aber einfach unverschämte Käuferin dreimal hintereinander immer wieder den gleichen Preis angesetzt hat. Im Umkehrschluss könnte es ja genauso gut sein, dass die Verkäuferin noch dringender auf den Euro angewiesen ist.
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