Wann hat man beruflich so gar nichts erreicht für euch?
Ich bekomme immer wieder mit, wie Menschen zu Klassentreffen gehen und dann den Eindruck haben oder feststellen, dass sie so gar nichts erreicht hätten (im Vergleich zu den Karrieren der ehemaligen Klassenkameraden). Aber wann hat man eurer Ansicht nach beruflich so gar nichts erreicht? Muss man unbedingt irgendwelche Karriereambitionen haben? Vielleicht möchte man nicht unbedingt auf der Karriereleiter aufsteigen und ist zufrieden mit einer mittleren Position? Wo zieht ihr hier die Grenze?
Mir ist es völlig egal was jemand für einen Jobtitel hat, Hauptsache er ist glücklich und ich finde auch nicht, dass ein Mensch weniger wert ist nur weil er kein Manager ist oder ein hohes Gehalt hat. Letztendlich hat man es im Leben doch dann erreicht, wenn man glücklich ist. So definiere ich mein Umfeld nicht nach Loosern und Gewinnern, sondern nach unzufrieden und glücklich.
Das ist schwierig zu sagen. Auf jeden Fall denke ich, dass man den beruflichen Erfolg jetzt nicht nur an Hand irgendwelcher Posten oder Titel ablesen kann. Es gibt ja durchaus Menschen, die werden in Führungspositionen hineingeboren, kriegen dann aber gar nichts auf die Reihe. Haben die dann dank Papis Chefposten wirklich etwas erreicht? Genauso gibt es ja Menschen, die wollen gar keine außergewöhnlichen Jobs oder Führungsposten. Es gibt ja durchaus den wirklich hochzufriedenen Kindergärtner/-in oder Altenpfleger. Beides absolut ehrbare Berufe, die aber schlecht vergütet werden und in der Regel auch nach Jahrzehnten der Anstellung für die meisten Menschen im normalen Angestelltenverhältnis ohne jegliche Leitungsfunktion bleiben.
Ich denke so gar nichts erreicht würde ich halt nur dann denken, wenn jemand der eigentlich problemlos arbeiten könnte, einfach zu Hause sitzt und nichts macht. Und das ist ja dann doch selbstgemachtes Leid. Ansonsten würde ich auch einfach nur danach gehen, ob man selbst mit seiner Situation zufrieden ist oder eben nicht.
Klar habe ich auch eine ehemalige Klassenkameradin, die hat eine Führungsposition bei einer internationalen Beratungsfirma und da sieht man regelmäßig Bilder von ihr, wie sie durch die Welt jettet und in einer gewissen Weise schon ein Luxusleben führt. Wohlgemerkt, so wie ich sie noch aus Schulzeiten kenne, hart erarbeitet und mit wirklich viel Fleiß verdient. Klar kann man mit so einer Karriere haussieren gehen und wird sicherlich viele staunende Blicke erhaschen. Die Frage ist doch aber, ob das nun auch jeder für sich selber so will. Ich gönne ihr das total und finde auch, dass sie wahnsinnig stolz auf sich sein kann. Aber auf der anderen Seite denke ich eben immer wieder, wenn ich die Bilder so sehe und das schon faszinierend finde, dass das so gar nichts für mich wäre. Ich bin da total bodenständig und mit meiner eigenen kleinen/großen Familie in der Nähe meiner alten Heimat seßhaft geworden und damit total glücklich.
Wenn jemand in eine hohe Position hineingeboren wird, weil er etwa Eltern hat, die ein große Firma haben, finde ich nicht unbedingt, dass das etwas Schlechtes sein muss oder das man das nicht achten sollte. Es ist ja dennoch ein gewisser Aufwand und eine komplexe Tätigkeit. Daher finde ich nicht, dass es nur ehrbar ist, wenn man sich hochgearbeitet hat, denn auch derjenige, der sich hochgearbeitet hat, hatte vielleicht viel Glück und jemand anderes, der genauso ehrgeizig und fleißig war, hat das eventuell nicht geschafft, weil er an den entscheidenden Wendepunkten kein Glück hatte.
Meine Mutter war Krankenschwester und manchmal hab ich sie auch von Arbeit abgeholt und saß dann mit den anderen Schwestern in dem Aufenthaltsraum auf der Station. Wenn man da die Gespräche verfolgt, hat man schon den Eindruck, dass das ein harter Job ist. Die Schwestern müssen so viel leisten und arbeiten viel, sind direkt am Menschen dran und müssen auch manch unangenehme Aufgabe machen. Der Arzt hingegen kommt mal kurz vorbei, redet ein wenig klug daher, gibt Anweisungen und geht dann wieder. Dafür ist der Arztberuf aber angesehener und er verdient auch mehr - na ja, er bekommt mehr, ob er es verdient ist eine andere Frage.
Ansehen und das, was in der Tätigkeit selbst für Lasten vorhanden sind, sind zwei ganz verschiedene Dinge. Wer etwa Bauarbeiter ist, wird kaum bewundert. Wir wissen alle, das ist eine super anstregende Tätigkeit und kaum einer will bei Wind und Wetter draußen auf irgendwelchen Baustellen hart schuften müssen. Ansehen haben die kaum. Und bei einem Bauarbeiter würde auch keiner sagen, dass er etwas beruflich erreicht hat. Beim Arzt hingegen schon. Das ist auch ungerecht.
Für mich heißt etwas beruflich erreichen, dass man Freude an der Arbeit hat, aber dass man auch gut verdient, wobei jeder selbst definiert, ab wann er ein Einkommen als gut ansieht. Also ich finde, man sollte sich keine finanziellen Sorgen machen müssen. Mir wäre es auch wichtig, dass man nicht den Eindruck hat, zu viel zu arbeiten. Also ich möchte nicht jemand sein, der bis spät abends Überstunden macht, das sehe ich nicht als erstrebenswert an.
Ich wäre sehr vorsichtig mit dem (doch recht harschen) Urteil, jemand habe beruflich nichts erreicht, weil es ja vor allem eine Definitionsfrage ist, ob jemand etwas "erreicht" hat, welche beileibe nicht nur am Geldbeutel und Prestige des Job festgemacht werden kann. Wenn jemand zwar einen Haufen Kohle bekommt und 70+ Stunden pro Woche dafür rackern muss, die Gesundheit schon mit Anfang 40 ruiniert ist und die Kinder das Au Pair mittlerweile lieber haben, hat die Person in den Augen vieler einiges erreicht, weil es finanziell ja toll aussieht. Ich bin da jedoch ganz anderer Meinung.
"So gar nichts erreicht" hat man in meinen Augen ganz unabhängig davon, ob Chefärztin oder Truckerin, wenn man es gar nicht erst versucht hat. Es gibt ja Gestalten (ich kenne auch welche), die halbherzig Gesang oder Pädagogik oder was auch immer studiert haben, um dann entweder vom Geld der Eltern zu leben oder zu heiraten und keine Anstalten machen, jemals ernsthaft einen Job zu suchen, von dem man auch leben und Rechnungen bezahlen kann.
Halbherziges Herumgepussel läuft für mich unter einer verfehlten Karriere. Wenn dagegen jemand das tut, was er oder sie wirklich will und gut kann und auch davon leben kann, ist es in meinen Augen egal, ob es sich um einen prestigeträchtigen und angesehenen Job handelt oder ob derjenige vielleicht lieber ein Café eröffnet und zwar nicht die dicke Kohle einsteckt, aber ein solides Konzept am Laufen hat.
Ich finde es ist unglaublich schwer zu definieren, ab wann man was erreicht hat oder wann eben nicht. Es ist doch immer eine Frage der persönlichen Ziele und nicht dem, was das allgemeine Gesellschaftsbild einem vermittelt. Und man kann eben auch ohne Top Studium und anschließend gutbezahlten Job mit hoher Position viel erreichen bzw. seinen Teil dazu beizutragen, die Gesellschaft ein Stück weit besser zu machen.
Ich finde man sollte als Mensch auf jeden Fall Ziele haben. Jemand, der nur zu Hause rumsitzt und auch keine Intention zeigt, einen Beruf zu erlernen oder ein Studium zu absolvieren oder eben anderweitig seinen Teil zur Gesellschaft beizutragen ist dagegen für mich jemand, der im Leben nichts erreicht hat - und sofern er sich nicht ändert, auch nichts erreichen wird.
Zitronengras hat geschrieben:Wenn jemand in eine hohe Position hineingeboren wird, weil er etwa Eltern hat, die ein große Firma haben, finde ich nicht unbedingt, dass das etwas Schlechtes sein muss oder das man das nicht achten sollte. Es ist ja dennoch ein gewisser Aufwand und eine komplexe Tätigkeit. Daher finde ich nicht, dass es nur ehrbar ist, wenn man sich hochgearbeitet hat, denn auch derjenige, der sich hochgearbeitet hat, hatte vielleicht viel Glück und jemand anderes, der genauso ehrgeizig und fleißig war, hat das eventuell nicht geschafft, weil er an den entscheidenden Wendepunkten kein Glück hatte.
Falls du meinen Post so verstanden hast, dann muss ich das wohl etwas konkretisieren. Ich finde da auch nichts schlechtes daran. Mir ging es eher darum, dort hineingeboren zu werden und dann im Unternehmen nichts gebacken zu kriegen. So etwas soll ja auch mal vorkommen. Genauso wie ich auch Respekt davor habe, wenn jemand da viel arbeitet und das Unternehmen quasi geschenkt gekriegt hat.
Nichts erreicht hat man, wenn man nicht glücklich ist in seinem Beruf. Aber was das genau bedeutet ist ja individuell sehr unterschiedlich. Das kann die Hausfrau betreffen, die sich wünscht, dass sie wieder in ihren Beruf zurück gekehrt wäre, aber auch die Bankerin, die eine super Karriere hingelegt hat und überhaupt keinen Sinn mehr in ihrer Tätigkeit sieht.
Ich kenne zu viele Leute, die trotz toller Position und hohem Einkommen oder vielversprechenden Karriereaussichten nicht glücklich waren, deshalb setze ich diese äußerlichen Zeichen des Erfolgs überhaupt nicht mehr als Maßstab an.
Ich sehe es ähnlich wie Cloudy. Wer unzufrieden ist und seine Möglichkeiten nicht nutzt, hat in meinen Augen nichts erreicht. Wer zufrieden ist oder alle seine Möglichkeiten ausgeschöpft hat, der ist für mich erfolgreich. Was er arbeitet, das ist egal.
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