Bei ängstlichen Haustieren Konfrontationstherapie sinnvoll?
Ich bin der Ansicht, dass bei Ängsten eben die Konfrontationstherapie am wirksamsten ist - zumindest in den allermeisten Fällen. Ich habe auch schon mit einer Psychologin gesprochen, die meinte, dass diese Methode sehr wirksam sei, aber in der therapeutischen Praxis kaum Anwendung finden würde. Soll heißen, wenn man Angst vor Spinnen hat, sollte man sich solchen Situationen aussetzen bis man keine Angst mehr hat. Man konditioniert das eigene Gehirn quasi um.
Da ich nie großartig ängstliche Haustiere hatte, bin ich auch nicht auf die Idee gekommen, so eine Taktik auch bei ihnen anzuwenden. Eine Bekannte von mir hat einen Hund, der bis vor ein paar Jahren sehr ängstlich auf das Silvesterfeuerwerk reagiert hat. Daraufhin hat sie mit ihm 2013 und einer Silvester-Böller-CD trainiert und seitdem reagiert er gar nicht mehr auf das Feuerwerk und die Angst ist weg. Meint ihr, dass so eine Konfrontationstherapie grundsätzlich auch bei Tieren funktionieren kann oder kommt es immer auf das Tier selbst, die Tierart und die Angst an sich an? Wann würdet ihr das bei einem ängstlichen Tier ausprobieren?
Ich glaube, dass es vom Tier abhängt. Ich habe Bekannte, die das auch mit ihrem Hund versucht haben, aber es hat alles nichts genützt und der Hund hat sowohl weiterhin vor Gewitter, wie auch an Silvester Angst. Ich denke, dass man das ausprobieren muss. Manchen Hunden mag es helfen, aber anderen eben nicht. Ich muss auch sagen, dass ich bisher eher selten mal davon gehört habe, dass es einem Tier geholfen hat, die Angst durch Geräusche von CD los zu werden.
Anders sieht es sicherlich aus, wenn das Tier vor irgendwas anderem Angst hat. Da kann es schon hilfreich sein, wenn man die Konfrontation sucht. So hatte meine Hündin anfangs Angst vor Kühen. Zumindest waren ihr diese sehr suspekt und mittlerweile nicht mehr. Sie findet sie immer noch etwas komisch, geht aber ohne Probleme an ihnen vorbei. Daher denke ich, dass es auch eine Rolle spielt, wovor das Tier Angst hat.
Ich habe damals auch einen Hund gehabt, der fürchterliche Angst hatte vor Feuerwerk. Der Hund kam aus einer schlechten Haltung, wo Kinder ihn mit diesen Karnevalswaffen "beschossen" haben und er seitdem wohl panisch wurde, wenn es irgendwo knallte. Komischerweise hat er aber nicht reagiert, wenn im Fernsehen geschossen wurde oder wenn ich eine Kassette (CD gab es noch nicht) eingelegt habe, wo ich Knallerei aufgenommen habe. Er hat nur reagiert, wenn Silvesterknallerei war oder diese Karnevalsballerei mit diesen Zündplättchen in den Waffen waren oder wenn Gewitter im Anmarsch war oder es donnerte.
Wenn ich die Kassette einlegte hat er selig und ruhig weiter geschlafen. Warum auch immer er davor keine Angst hatte konnte ich mir nie erklären. Auch der Tierarzt wusste nicht woran es liegt. Er meinte damals nur, dass viele Hunde nur auf die Originalen Geräusche reagieren und nicht auf aufgenommene Geräusche. So ist also eine Konfrontationstherapie nicht möglich.
Theoretisch ist das sinnvoll, praktisch lässt sich aber meist nicht umsetzen. Denn so eine CD mit Geräuschen bietet nicht das, was den meisten Hunden Angst macht. Es fehlt der Geruch, die Lichtblitze und die Erschütterung, die ein Böller auslöst. Bei Gewitter ist es nicht anders. Der Himmel wird nicht dunkel, die Luft verändert sich nicht, die Blitze und das beben der Erde und das Wackeln der Wände fehlt.
Außerdem lernen Hunde immer orts- und situationsbezogen. Hat man die Basis gelegt, muss man ein Verhalten generalisieren. Diese Erfahrung machen z. B. viele Hundehalter, die auf dem Hundeplatz die Ablage trainieren und sich dann wundern, dass der Hund dort liegt wie angenagelt und schon auf der anderen Seite des Zauns nicht mehr funktioniert.
Das nächste Problem ist, dass man die Belastung langsam steigern muss. Aber das geht eben nicht, wenn plötzlich beim Spaziergang der Böller fliegt oder ein Gewitter aufzieht. Dann ist die Arbeit meistens direkt wieder hin. Nicht zu vergessen das Problem in der Zucht.
Bei vielen Rassen ohne Leistungsprüfung verweigern die Züchter hartnäckig eine Zuchtzulassung mit entsprechender Belastung. Denn sie wissen, dass ihre Tiere nicht bestehen würden, weil die Zuchtauslese seit Generationen nicht die Nerven beachtet hat. Wenn ein Hund mit schlechten Nerven geboren und von der panischen Mutter geprägt wird, dann wird das nichts.
Um mal ein anderes Beispiel zu nehmen: In Frankreich, dem Heimatland des Malinois, war die Rasse komplett hinüber. Deren Leistungsprüfung, der französische Ringsport, ist extrem schnell. Also wollte man immer schnellere Hunde, die auf die kleinsten Reize reagieren. Hat funktioniert! Französische Malinois sind hinterher schon für ein Zucken des kleinen Fingers voll durchgedreht und konnten mit normalen Reizen, wie das Leben eben bietet, gar nicht mehr umgehen. Die Zucht konnte nur durch Hunde aus dem Ausland gerettet werden. Nach deiner Logik, Täubchen, hätte die Konfrontationstherapie da helfen müssen. Aber die machte es nur schlimmer.
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