Durch Behindertenausweis nur noch kranker fühlen?
Ich habe ja schon von einer Freundin geschrieben, die berentet wurde und der es unangenehm ist, den Rentenausweis zu nutzen. Sie meidet es daher immer, von diesem Gebrauch zu machen. Ihr Partner kann das nicht nachvollziehen, aber akzeptiert dies.
Nun ist er allerdings auf die Idee gekommen, dass sie auch einen Behindertenausweis beantragen könnte. So würde sie dann auch teils Fahrkosten erstattet bekommen, wenn sie zu Arztterminen fährt und ähnliches. Allerdings ist meine Freundin nicht so glücklich mit dem Gedanken und meint, dass sie sich dadurch ja noch kranker fühlen würde, als sie schon wäre.
Könnt ihr verstehen, dass man sich durch einen Behindertenausweis noch kranker fühlt? Würdet ihr deswegen auf dessen Vorteile verzichten? Meint ihr, dass solch ein Ausweis durchaus der Psyche schaden könnte? Sollte man in solch einem Fall besser darauf verzichten?
Ich selbst habe auch keinen Behindertenausweis oder ähnliches. Aber ich denke, dass viele Menschen mit Handicap es durchaus unschön finden, wenn man sie eben als behindert bezeichnet. Oftmals hat das ja auch einen abwertenden Beigeschmack und vielleicht fühlt sich deine Freundin von ihrem Freund auch übergangen und bevormundet. Ich würde es auch eher nicht so gut finden, wenn mein Freund auf die Idee käme, dass ich ja einen Behindertenausweis beantragen könnte.
Sicherlich hat es ihr Freund nur gut gemeint und wollte ihr dadurch finanzielle Vorteile verschaffen. Aber wenn sich deine Freundin dadurch noch kranker fühlt, würde ich das auch eher nicht machen. Vielleicht schlägt ihr das wirklich auf die Psyche und sie fühlt sich dann erst recht krank und vielleicht auch behindert.
Ich kann das ehrlich gesagt gesagt nicht wirklich nachvollziehen, immerhin entstehen ja auch Kosten und diese kann man mit so einem Ausweis ja minimieren. In Frührente oder in Rente zu gehen hat ja nicht gerade viele finanzielle positive Aspekte, aber so könnte man etwas entlastet werden. Ich fühle mich doch auch nicht mehr krank, nur weil ich einen Zettel habe, der das bestätigt. Man sollte sich da nicht zu fein sein.
Na ja, wenn man keine Probleme hat, dann schafft man sich eben welche. Der Behindertenausweis berechtigt ja nur, dass man bestimmte Privilegien bekommt rein rechtlich gesehen. Das hat nichts damit zu tun, dass man tatsächlich irgendwie "krank" oder "behindert" ist oder sogar noch kränker oder behinderter als ohnehin schon. Ich habe drei Freundinnen, die alle drei den Behindertenausweis haben und keine fühlt sich dadurch irgendwie diskriminiert oder besonders krank oder gestört. Das findet doch nur im Kopf statt.
Täubchen hat geschrieben:Das findet doch nur im Kopf statt.
Ja und? Wie emphatiebefreit muss man sein, dass man das nicht nachvollziehen kann? Meine Mutter hatte lebenslang Probleme damit, einen Behindertenausweis zu haben. Und nicht nur ich kann das sehr gut verstehen. Wenn man das Leben der Frau kennt, bekommt man eine Ahnung, warum es ihr so wichtig war, als voll leistungsfähig zu gelten.
Meine Mutter durfte mit 16 Jahren endlich eine Ausbildung anfangen, wenn sie weiter die Putzstelle behält. Denn sie war nur ein Mädchen und wird eh heiraten. Wenige Monate später kam die damals übliche Reihenuntersuchung und alles war vorbei, weil Schatten auf der Lunge waren. Die nächsten 12 Jahre hat meine Mutter schlichtweg um ihr Leben gekämpft und war die meisten Zeit in Lungenheilanstalten eingesperrt, weil sie eben hoch ansteckend gewesen ist.
Die damals einzige mögliche Operation, die nur die Ansteckungsgefahr mildert, nämlich das Entfernen der Rippen auf der befallenen Seite, hat sie abgelehnt, weil das nur ein Tod auf Raten und unter großen Schmerzen ist. Ältere kennen noch die kranken, dürren Menschen, die total zu einer Seite genickt atemlos durch die Stadt schlichen.
Das hat sich für sie gelohnt. Sie gehörte dann zu den ersten, die die Lunge entfernt bekamen. Um überhaupt operationsfähig zu werden, hat das Krankenhaus 11 Monate behandelt. Man kann sich ihren Zustand vorstellen. Nach der Operation war sie ganze 6 Jahre krank geschrieben. Kann ihr irgendwer verdenken, dass sie echte Probleme damit hatte, einen Behindertenausweis zu beantragen und Jahre gebraucht hat, sich zu überwinden? Zumal sie nur vom Kündigungsschutz profitiert hätte? Ihr Leben hat erst mit 36 Jahren begonnen und sie wollte nichts anderes als normal sein. Nach ewigen Zeiten der Fremdbestimmung wegen TBC wollte sie keinen Schein, der sie von der gesunden Masse unterscheidet!
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