Kündigungsschutzklage ohne Rechtsschutz nicht rentabel?

vom 23.12.2018, 15:38 Uhr

Viele hier haben bestimmt schon mal eine Kündigung seitens des Arbeitgebers bekommen und stand dann vor der Arbeitslosigkeit. Wenn man dann keine Rechtsschutz-Versicherung hat, steht man oft da und kann sich einen Anwalt und eine Klage nicht leisten. Auch in einer Gewerkschaft ist nicht jeder. Als mein Mann die letzte Kündigungsschutzklage angestrebt hat, hatten wir zum Glück eine Versicherung, die alles übernommen hat. Denn der Anwalt alleine hätte schon fast 2000 Euro gekostet und da wäre von einer Abfindung nicht mehr viel über gewesen.

Lohnt sich eine Kündigungsschutzklage nur, wenn man in der Gewerkschaft oder im Rechtsschutz ist? Habt ihr schon mal eine Kündigungsschutzklage angestrebt ohne diesen Rückhalt der Versicherung oder der Gewerkschaft? Was habt ihr gezahlt und hat es sich für euch dennoch gelohnt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



2000 Euro sind aber wirklich ganz schön teuer, das hätte ich gar nicht gedacht. Das mit der Kündigungsschutzklage ist ja eigentlich eine witzige Sache, denn im Grunde genommen klagt man gegen die Kündigung und wenn man wirklich Recht bekommen würde, dann müsste die Kündigung zurückgenommen werden und man müsste wieder eingestellt werden.

Aber man will gar nicht eingestellt werden, sondern möchte, dass es zu einer Abfindung kommt und die Kündigung bestehen bleibt. Ich glaube, es gibt für die Abfindung den Richtwert, dass man für jedes Arbeitsjahr 50% des Monatsgehalts als Abfindung bekommen sollte, also wenn man 5 Jahre dort gearbeitet hat und 2000 Euro verdient hat, sind es 1000 x 5 = 5000. Wobei ich nicht weiß, ob sich das auf Brutto oder Netto bezieht.

Ich würde es mich ohne eine Rechtsschutzversicherung nicht trauen, gegen eine Kündigung zu klagen. Genau aus dem Grund - ich hätte Sorge, dass ich dann von einer eventuellen Abfindung nicht mehr viel habe. Es kann ja auch sein, dass der Arbeitgeber überzeugend argumentiert, dass die Kündigung unumgänglich war oder dass einem irgendwas angehängt wird. Ich glaube, vor Gericht muss man schon sehr aufpassen.

Wenn ich gekündigt wurde, habe ich eher versucht, auf meine Weise noch etwas für mich herauszuschlagen, also ich habe mich dann beispielsweise krank schreiben lassen, sodass der Arbeitgeber die Lohnfortzahlung leisten musste oder ähnliches. Denn eine Rechtsschutzversicherung für Arbeitsangelegenheiten habe ich auch nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 26.12.2018, 23:30, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Der Gesetzgeber tut doch nun wirklich verdammt viel, damit ein Arbeitnehmer sich die Kündigungsschutzklage leisten kann. Der Streitwert liegt bei drei Monatsgehältern, weder Gericht noch Anwalt werden sonderlich teuer. Und falls man verliert, muss man nicht für die eventuell teuren Anwälte des Arbeitgebers aufkommen, was im Zivilrecht sonst normal ist. Dazu kann man ohne Anwalt antreten und die Gerichtskosten entfallen bei einem Vergleich oder bei Rücknahme der Klage. Die Chance geben einem Richter auch, wenn man verliert.

Man weiß doch so sehr genau, was der Spaß kostet und ob sich ein Anwalt lohnt. Ansonsten vertritt man sich halt selbst und zieht die Klage notfalls zurück. Was hat man dann zu verlieren außer Zeit? Meine Mutter hat kurz vor der Rente die Kündigung erhalten, weil die Abteilung aufgelöst worden ist. Die hat wegen falscher Sozialauswahl geklagt und rund 3.500 Euro für den Anwalt ausgegeben. Die Abfindung lag bei über 90.000 Euro. Das war ein Drittel mehr, als sie in ihrem letzten Jahr bekommen hätte, dazu musste der Arbeitgeber für die restliche Zeit Beiträge zur Rentenversicherung und zur Zusatzversorgung leisten, damit es nicht zu Anschlägen kommt. Es gab mehr als die üblichen halben Monatsgehälter pro Jahr Betriebszugehörigkeit.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Man weiß doch so sehr genau, was der Spaß kostet und ob sich ein Anwalt lohnt. Ansonsten vertritt man sich halt selbst und zieht die Klage notfalls zurück. Was hat man dann zu verlieren außer Zeit?

Also ich als Laie wüsste jetzt nicht, wie viel so eine Klage kostet. Klar, man kann das googeln, aber da findet man zig unterschiedliche Werte. Außerdem dürften die meisten Menschen keine 90.000 Euro Abfindung zu erwarten haben. Ich denke, man sollte das mal auf die Situation eines normalen Angestellten beziehen, der eben nicht genau weiß, was ihn da vor Gericht erwartet und auch die Rahmenbedingungen nur bedingt kennt und der nicht schon Einkommensmillionär ist.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 27.12.2018, 21:51, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Zitronengras, wenn es um den eigenen Job geht und damit um viel Geld und die eigene Zukunft, dann sollte es wohl nicht zu viel verlangt sein, sich selbst mal ein wenig zu bewegen. Ich wusste übrigens nicht, dass Chefarztsekretärinnen neuerdings Einkommensmillionäre sind. :lol:

Und wie gesagt, wenn du es ganz billig möchtest und keine Ahnung hast, dann gehst du halt zum Arbeitsgericht und lässt dort einen Rechtspfleger deine Klage formulieren. Das kostet nichts. Dann vertrittst du dich selbst. Weil du keine Ahnung hast, kommt der Richter dir meist sehr entgegen. Und wenn die Klage keine Aussicht auf Erfolg hat, ziehst du sie zurück. Denn dann oder bei einem Vergleich kostet es dich keinen Cent.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Und wie gesagt, wenn du es ganz billig möchtest und keine Ahnung hast, dann gehst du halt zum Arbeitsgericht und lässt dort einen Rechtspfleger deine Klage formulieren. Das kostet nichts. Dann vertrittst du dich selbst. Weil du keine Ahnung hast, kommt der Richter dir meist sehr entgegen. Und wenn die Klage keine Aussicht auf Erfolg hat, ziehst du sie zurück. Denn dann oder bei einem Vergleich kostet es dich keinen Cent.

Bei dir ist immer alles ganz einfach und ganz selbstverständlich. In deiner Welt scheint es das nicht zu geben, dass Menschen nicht allwissend sind. Aber wenn man mit dem Thema vorher nicht viel zu tun hatte, dann weiß man solche Dinge eben nicht. Ich hätte auch nie geahnt, dass eine Klage 2000 Euro kosten kann, wie Diamante schrieb. Als ich mal wegen eigener Betroffenheit zum Thema Kündigungsschutzklage recherchiert habe, habe ich die Informationen, die du hier nennst, nicht gefunden. Es ist also nicht so, dass man über derartige Daten überall im netz stolpert. Und wenn man das nicht von sich aus weiß und es einem auch keiner sagt - und ich denke mal, dass das viele nicht wissen - dann bist du dir eben nicht darüber im Klaren, dass es solche Optionen gibt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Zitronengras, die Kündigungsschutzklage kostet nicht die von Diamante erwähnten 2.000 Euro. Das war für den Anwalt, die Gerichtskosten sind bei gleichem Streitwert viel geringer. Und auf einen Anwalt kann man verzichten, man kann eine Rechtsschutzversicherung abschließen oder Mitglied im der Gewerkschaft werden. Außerdem gibt es andere Informationsquellen als Google. Wenn vorhanden hilft der Betriebsrat und die Gewerkschaften bieten zwar erst nach einer gewissen Dauer der Mitgliedschaft, aber Rechtsberatung gibt es sofort.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Sorry, aber wer traut sich ohne Anwalt vor Gericht? Da hat man doch als Laie von den Gesetzmäßigkeiten relativ wenig Ahnung. Das weiß man beispielsweise gar nicht, wie etwa eine korrekte Sozialauswahl zu erfolgen hätte usw. Es gibt so viele Spitzfindigkeiten, die man einfach nicht kennt. Und es ist auch nicht jeder Mitglied in einer Gewerkschaft oder in einer Firma beschäftigt, wo es einen Betriebsrat gibt. Ich habe noch nie in einem gewerkschaftlich organisierten Unternehmen oder einer Firma mit Betriebsrat gearbeitet.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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